Zurück von der Ostsee

Zuallererst möchte ich meiner Bekannten danken, die mich nach Rostock einlud.

Die Urlaubswoche war anstrengender, als ich es mir vorgestellt hatte. Ich hatte mein Brompton-Faltrad dabei. Schnell merkte ich, dass ich für längere Touren am Tage noch nicht kräftig genug war und nicht die Kondition hatte. Hinzu kam die Anpassung an das Meerklima… also kalten Wind, aber bei Sonnenschein knallte es mir fast den Kopf weg. Nach über 4 Monaten „Couch-Party“ war das etwas viel. Trotzdem war es gut, dass ich diese Reise unternahm. Ich lernte meine Grenzen kennen und weiß nun, was mir noch bevorsteht. Ich meine, ich weiß, dass ich noch viel an meiner Fitness arbeiten muss… um möglicherweise wieder eine richtige Fahrradreise zu unternehmen.
Eine Lesebrille kaufte ich mir übrigens in Warnemünde (1 Dioptrien), aber ich benutzte sie nicht. Gerade trage ich sie, und es ist wirklich eine Erleichterung. Scheiße, dass man alt wird.

Ein paar Tage habe ich noch, bis ich nach Pfingsten ins Büro zurückkehren muss. In Berlin scheint die Sonne…

Kaufe ich mir die Lesebrille eben in Rostock

Wiedermal die Haarschneidemaschine ausgepackt und die Kopfbehaarung gestutzt. Nun sind nur noch die Fingernägel dran, bevor ich am Montag in einen einwöchigen Urlaub an die Ostsee reise.
Eigentlich wollte ich mir vorher noch eine Lesebrille kaufen, aber ich war zu faul. In den letzten Monaten merkte ich zusehends, dass mir das Lesen immer schwerer fiel. Und vor allem in den Urlaub nehme ich mir immer gern ein Buch mit.
Tja, man wird älter, ob man will oder nicht. Ich dachte lange, ich käme irgendwie drumherum, aber das war freilich eine Verdrängung. Letztlich bleibt einem nichts anderes übrig, als sich den Realitäten zu stellen. Die Krankheit heißt Leben. Und das Leben ist begrenzt. Die durchschnittliche Lebenserwartung für Männer liegt, glaube ich, bei etwa 78 Jahren. Mir bleiben also noch 17-18 Jahre, womöglich weniger, wenn ich auf meinen ungesunden Lebenswandel zurückblicke. Wie auch immer, die Sanduhr läuft ab.
Jeder von euch wird das erfahren…, wenn er in ein gewisses Alter kommt. Oder ihr seid besser im Ignorieren als ich. Auch gut… Macht einfach das Beste aus euren letzten selbstständigen Tagen.

Dabei könnte alles besser sein

Die meisten Menschen kommen erst gar nicht auf die Idee, ihre Existenz, ihr Leben und die damit verbundenen Konventionen zu hinterfragen. Oder sie überlassen das den Religionen.
Sie sagen: Es ist eben, wie es ist. So viele kluge Menschen philosophierten herum, und ausgerechnet ich soll das Rätsel des Lebens lösen? Lass mich in Ruhe damit! Es liegt doch auf der Hand, worum es geht: Familie, Fortpflanzung, Heimat…, und der Stärkere setzt sich nun mal durch – so ist es doch auch in der Tierwelt. Du mimst den Moralisten, indem du Gerechtigkeit forderst. Aber das ist Quatsch, das ist unrealistisch. Wir werden unter guten oder schlechten Verhältnissen geboren, und jeder muss sich so gut wie möglich durchbeißen… wieso oder wofür, wer Freund oder Feind ist, muss ein jeder für sich selbst entscheiden, oder er lässt es andere für sich entscheiden. Ein Menschenleben ist kurz, viel zu kurz, um überhaupt eine Ahnung vom Rätsel des Lebens und des Universums zu erfassen.

Ich sage: Dieser Dünnschiss reicht mir nicht. Lieber beende ich mein Leben unglücklich, als euch zu folgen. Ich bin hier fehl am Platz. Keine Ahnung, warum ich mich mit euch und eurem Irrsinn seit meiner Geburt auseinandersetzen muss. Möglich, dass ich eine Art Chimäre bin, ein Mischwesen. Halb gehöre ich zu euch und halb gehöre ich zu… was auch immer. Ich habe offensichtlich keine Heimat.