Ich träume von einem Zeitreisenden, der mir erklärt, dass es das Raumschiff Enterprise aus der TV-Serie Star Trek wirklich geben wird. Ich überlege, wie ich daraus eine Geschichte konstruieren kann, komme aber nicht weit. Die Blase drückt. Verschlafen schaue ich zum Wecker. Die Nacht ist vorbei, also fast. Noch ist nicht hell. Nachdem ich mich zur Toilette und zurück bewegt habe, lege ich mich wieder hin. Ich weiß, dass ich nicht mehr einschlafen werde. Das Tablet steht auf einem leeren Schuhkarton meiner Exfreundin neben dem Bett. (Der hat genau die richtige Höhe.) Ich schalte das Tablet ein und durchforste YouTube. Ich suche Bestimmtes. Bereits früh am Morgen läuten Die Achse des Guten sowie Kontrafunk den Sonntag mit teils interessanten Gesprächsrunden ein. Ich tauche in die unendlichen Weiten des Gesprächsraums ein, lasse mich von den Stimmen und Meinungen berieseln. Zeitreisender müsste man sein. Ich würde gern 50 Jahre in die Zukunft reisen und schauen, wohin sich unsere Welt entwickelt, speziell die deutsche Gesellschaft. Entweder schlage ich die Hände über dem Kopf zusammen, oder ich kehre beruhigt in die Gegenwart zurück mit dem Wissen, dass alles nicht so schlimm kommt, wie man befürchten könnte. Zweiteres wäre mir lieber. Ich habe keinen Bock auf Dramatik am Lebensende. Ich habe keinen Bock auf Krieg und politische Unruhen. Ich will die paar Jahre, die ich noch habe, in Frieden mit meinen Mitmenschen verbringen, möglichst angstfrei.
Genaugenommen sind wir alle Zeitreisende, sinniere ich, wir reisen von Tag zu Tag in die Zukunft…
Durch den Vorhang scheint erstes Tageslicht. Es hält mich nicht mehr im Bett. Ich bin Käpt’n Kirk und gebe Scotty die Zielkoordinaten durch. „Energie“, füge ich kurz und knapp hinzu, und Scotty im Maschinenraum antwortet: „Ei, ei, Käpt`n.“ Ich erhebe mich ächzend und taumele zum Fenster. Der Himmel über Berlin ist gleichmütig grau.