Wieder Wismar

Die Wettervorhersage fällt ungünstig aus. Mitte Dezember erlebte ich Wismar im Schnee bei eisigen Temperaturen. Nun Anfang März werde ich sehr wahrscheinlich kaltes Schmuddelwetter haben. Wie sagt man so schön: Mach einfach das Beste draus.
Die Insel Poel würde ich schon gern mit dem Fahrrad erobern. Lange Unterhosen will ich mir aber deswegen nicht kaufen.
Immerhin kenne ich inzwischen ein paar Lokalitäten in Wismar, wo ich mich aufwärmen kann. Auch wäre ein Tagesausflug mit der Bahn nach Schwerin drin. 3 Tage werde ich schon rumkriegen. Jede Reise ist eine Herausforderung außerhalb des Alltags. Ich reise nicht, um mich auszuruhen. Ich reise für eine Umarmung mit der Welt, spürbarer als in meinen 4 Wänden. Oder ich reise für die Erkenntnis, dass die Welt kein Ende hat.

Von Berlin nach Wismar ist kein großes Ding. Ich freue mich auf meinen Herbergsvater. Freundlich und respektvoll werden wir uns begrüßen.

Nicht alles ist Gold, was glänzt

Zwei Tage Urlaub habe ich – wird eine kurze Arbeitswoche. Ich mag freie Wochentage lieber als Wochenenden. Länger als bis 8 Uhr liege ich selten in der Koje. Ich bin abends selten aus, seit ich alleine lebe. Ich verspüre auch nicht mehr den Druck wie in jungen Jahren, etwas zu verpassen, wenn ich mich nicht unter die Leute begebe. Na ja, und die Hörner habe ich mir längst abgestoßen.
In meinem Rücken läuft das Morgenfernsehen, während ich am Schreibtisch sitze. Morgens ist für mich die beste Zeit zum Schreiben. Ich lasse mich in den Tag hineintreiben. Ein Tag, der nicht hell werden will. Es pisst. Ich wende oft den Kopf und blicke aus dem Fenster. Auf die Wohnsärge gegenüber. Auf das Pflaster der Straße. Gemütlich sieht es nicht aus. Dumpf dringt der Verkehrslärm durch die geschlossenen Fenster zu mir. Im Morgenfernsehen kommen die Wetteraussichten. Für Januar ist es zu mild. Dann und wann höre ich Schritte aus dem Treppenhaus, das Zuschnappen der Eingangstüre. Menschen kommen und gehen. Ich wohne ganz unten. Alle müssen an meiner Wohnungstüre vorbei. Beschweren will ich mich nicht… Im internetten Nachbarschaftsforum stieß ich auf die Anzeige „Nachmieter gesucht“ für eine Eineinhalbzimmerwohnung, 46 m2, 1200 Euro warm. Da liege ich Gott sei Dank deutlich drunter. Aber wie lange noch? Die Altersarmut sitzt vielen Menschen im Nacken, auch mir. Die Nöte der Menschen werden von der Politik nicht ernstgenommen. Welche Partei macht wirklich etwas für die Normal- und Geringverdiener, für die Rentner? Trotzdem gilt Deutschland als reiches Land. Nach Deutschland zu kommen, ist die Hoffnung vieler Armutsflüchtlinge aus aller Welt. Hier ist man zwar immer noch arm, aber wenigstens auf einem höheren Niveau. Mir fällt dazu ein: Nicht alles ist Gold, was glänzt. Aber natürlich kann ich all die Migranten verstehen, die für sich keine andere Chance sehen, gar ihr Leben riskieren, um hierher zu gelangen. Solange in der Welt vielen Menschen die Teilnahme am Wohlstand verwehrt wird, solange die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinandergeht, solange viele Menschen ungerecht behandelt, missbraucht und ausgebeutet werden, solange es diese interkulturellen Demütigungen gibt…, wird die Menschheit in kein besseres Fahrwasser kommen. Wir sollten ganzheitlicher/holistischer denken.

Der Montag entwickelt sich langsam. Im TV läuft inzwischen eine Dokusoap „Verrückt nach Meer“. Darin geht es um Personal und Passagiere auf einem Kreuzfahrtschiff. Ich muss das unbedingt abschalten! Was für eine scheiß Dekadenz! – Kein Wunder, dass die Welt so ist, wie sie ist.

 

Na dann, nochmal Spreewald

Drei Übernachtungen im „Spreewald-Idyll“ stehen kurz bevor. Am Tag der Deutschen Einheit reise ich mit Zug + Faltrad an. Kaum einen Monat ist es her, dass ich eine Fahrradreise die Spree rauf bis Lübben unternahm. Da war noch Spätsommer, und ich war weitgehend mit Kurzen Hosen und T-Shirt unterwegs. Ein wenig wärmer werde ich mich diesmal anziehen müssen.
Ich bin gespannt, wie sehr der Herbst inzwischen im Spreewald Einzug hielt, wie sich die Atmosphäre veränderte… Geplant sind eine Radtour nach Burg, mit dem Paddelboot durch die Kanäle und Fließe, außerdem die nähere Erkundung Lübbenaus (wo ich auch übernachte). Ich hoffe natürlich, dass ich nicht aufgrund von Regen absaufe… (Nein, es soll lt. Wetterfrosch ab Dienstag ganz gut werden.)
Kein großes Ding diese Reise, aber allemal besser, als die ganze Urlaubswoche in Berlin zu hocken. Und ich werde wieder ein paar (schöne) Bilder mitbringen, mit denen ich meine nächsten Blogbeiträge schmücken kann.

Es geht nichts über einen schönen Feierabend

Am schönsten sind jene Feierabende unmittelbar vorm Urlaub. So verließ ich also gestern beschwingt das Büro. Die Tumordokumentation hängt mir zum Hals heraus. Es ist nicht so, dass ich mich überarbeiten würde. Ich bin der Materie überdrüssig. Jede Pause davon empfinde ich als wohltuend. Diesmal leider nur eine Woche.
Die für den Nachmittag vorhergesagten Gewitter waren eingetroffen. Der Regen brachte etwas Abkühlung und wirkte erfrischend, jedenfalls solange er nicht in Sturzbächen niederging. Ich machte Zwischenstation in der Kupferkanne zum Feierabendbier. Es herrschte eine gemütliche Düsterkeit im Schankraum. Nur wenige Gäste saßen vereinzelt herum. Necip, der Wirt, war maulfaul. Ich unterhielt mich mit der alten Gabi, die Thekendienst hatte. Ich erzählte ihr von meiner geplanten Radreise in den Spreewald. Da wollte ich schon immer mal hin, und nun passte es. In den letzten Jahren bevorzugte ich als Ausflugsziel die Ostsee. In Rostock genoss ich die Gastfreundschaft einer guten Bekannten und Blogfreundin. Dann kam Corona, und wir entzweiten uns, d.h. sie kündigte mir die Bekanntschaft. Ich war ihr zu querdenkerisch. Auch die alte Gabi hatte mich verachtet, als ich ihr eröffnete, wie ich zur Coronapolitik stand und mich nicht impfen ließ. Doch das war gestern, und heute ist heute. Ich bin nicht nachtragend. Leben und leben lassen.
Nach meinen obligatorischen 3 Pils machte ich mich auf den Weg, um die nächste Station, den Nahkauf, anzusteuern. Der Regen war stärker geworden. Aber ich bin schließlich nicht aus Pappe.
Die Atmosphäre im Nahkauf gespenstisch: die meisten Regale leer, die Kühltheke zugedeckt. Der kleine Supermarkt an der Ecke rentiert sich nicht mehr. Schon vor 2-3 Wochen fiel mir auf, dass die Regale nicht nachgefüllt wurden, und ich sprach die jungen Angestellten darauf an. Viele Stammkunden (wie ich) und vor allem Alte werden den Markt schmerzlich vermissen, wegen seiner Nähe, nicht nur örtlich, auch oder vor allem wegen der menschlichen Nähe, welche das junge Team den Einkäufern vermittelte.
Ich packte eine Handvoll Waren in den Einkaufskorb. Die Sachen, die ich eigentlich kaufen wollte, waren aus: Kein Wodka, kein Gin… Ziemlich traurig das alles.
Draußen schüttete es inzwischen wie aus Eimern. Ich wollte nicht warten. Die Couch rief.

Sommergedanken

4:0 siegten die deutschen Fußballdamen gegen Dänemark. Das hätte ich nicht erwartet. Ich kriegte nur das 1. Tor mit. Die 2. Halbzeit verpennte ich… Das war ein Einstieg in die EM nach Maß.

Der Sommer ist derzeit im Keller. Jedenfalls hier in Berlin. Seit Tagen kaum 20° C und zwischendurch immer wieder Regen. Gut, um die Wohnung zu lüften. Nicht so gutes Park- und Biergartenwetter.
Die Sommerferien haben begonnen. Die Deutschen fluten die südlichen Urlaubsländer. Alles scheint in bester Ordnung zu sein, vom ganz normalen Chaos/Wahnsinn abgesehen. Krieg, Hunger, Elend und Naturkatastrophen gab es schon immer. Und dann die ewigen Warnungen der Politiker, die Schwarzmalereien in den Medien… Soll man sich deswegen den Urlaub vermiesen lassen?! 2 Jahre Corona-Knechtschaft waren genug. Schließlich hat man alles brav mitgemacht, da darf man sich für seinen Untertanengeist jetzt endlich belohnen. Oder etwa nicht? Wer weiß schon, was in Herbst und Winter alles auf uns zukommen wird.
Die Zeit fliegt nur so. Schon wieder Wochenende und bald Mitte Juli. Sportereignisse wie Wimbledon und die Tour de France laufen. Necip, der Wirt der Kupferkanne, spricht von der Sommerflaute. Für die Frauenfußball-EM schleppt er den großen Fernseher nicht raus. Zu wenig Interesse. Necip ist müde. Mindestens so müde wie ich. Tagtäglich hockt er vor der Kneipe mit seiner Schnupftabakdose… seine Nasenlöcher braun, das Hemd voller Flecken. In einer guten Woche fliegen seine Frau Rose und er in die Türkei. Für 2 Wochen. Sie haben dort eine Datscha am Meer, welche bisher hauptsächlich von ihren erwachsenen Töchtern genutzt wurde. Die Kupferkanne wird in dieser Zeit schließen. Das heißt, dass ich mir eine Alternative für meine Mittagspause suchen muss. In den 2G-Zeiten ging ich in den Kleistpark… Unglaublich, wenn ich daran zurückdenke, wie über die Ungeimpften gehetzt wurde, als Leute wie ich vom gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen wurden. Solange ist das gar nicht her.

Der Sommer lenkt mit seiner Wärme und seinem Licht von allem ab. Der Sommer ist wie ein grüner Teppich, der alle Schmach, alle Ängste und Bedrohungen zudeckt. Der Sommer ist wie eine Mutter, die ihr Kind in den Schlaf singt. Alles scheint in bester Ordnung zu sein.

 

It`s summertime

Meine Fahrradreise bereits long ago – ich erinnere mich dunkel: da war doch was.
30 Tage Urlaub auf ein Kalenderjahr verteilt sind definitiv zu wenig!

Im Job läuft alles wie gehabt. Homeoffice im Wechsel mit Bürotagen. Unzählige Tumorfälle warten darauf, von uns dokumentiert zu werden. Wem das nicht irgendwann aus dem Hals heraushängt – also, ich weiß nicht. Regulär muss ich noch bis 2029 durchhalten, um dann mit einer Niedrigrente in die Altersarmut zu starten. Vielleicht mit etwas Glück erlebe ich das nicht mehr – ich arbeite dran. Prost!
Oder ist das zu defätistisch?

Na ja, erstmal ist Wochenende. Ich gönne mir mal wieder ein verlängertes, den Montag dazu. It`s summertime in Berlin. Wäre ich ein paar Jahrzehnte jünger, würden meine Hormone durchdrehen. Ein einziger Augenschmaus, was einem da in den Parks und Biergärten vor die Linse kommt. Nun, nicht dass mich der Anblick hübscher Frauen heute völlig kalt lässt, aber ich verspüre nicht mehr diesen wahnsinnigen Druck.
Wollte ich nochmal jung sein?

Vorbei ist vorbei. Das Leben findet im Jetzt statt. Ich beziehe mein durchgeschwitztes Bett, höre Blues, trinke in aller Gemütsruhe Gin Tonic, lasse den lieben Gott einen guten Mann sein. Wo ist all das Erlebte hin? Fand es überhaupt statt? Einiges zeugt davon: Bilder, Postkarten und andere Objekte… Ich hole sie so gut wie nie hervor, ab und zu alte Gedichte. Fotos und Objekte zeigen mir lediglich die Vergänglichkeit. Worte dagegen können mich zeitlos anrühren. Sie verstauben nicht. Jedenfalls nicht in dem Maße wie andere Sachen dem Zerfall ausgesetzt sind.
Ich sollte mehr lesen.

Eine Minute reiht sich an die andere. Niemand weiß, wo die Minuten herkommen. Manchmal vergehen sie nicht schnell genug, z. B. während ich vorm Computerbildschirm sitze und Tumoren dokumentiere. Aber insgesamt gesehen vergehen die Minuten viel zu schnell.
Warum sitze ich hier plötzlich als alter Sack?!


Bumm!

Das Wochenende bringt etwas Abkühlung. Tagestemperaturen um die 20°C reichen mir völlig.
Ein paar Pfützen im Hof zeugen vom gestrigen Gewitterregen, die Straße ist bereits wieder abgetrocknet.

Meine Hausbank schickte mir ihre neuen Geschäftsbedingungen (127 Seiten kleingedruckt) verbunden mit einer Erhöhung der Kontogebühren. Sie benötigen meine Zustimmung… Wie sagt man redensartlich? – Sie nehmen es von den Lebenden.

Seit langem wieder mal eine Bierflasche im Eisfach vergessen. „Bumm!“ machte es irgendwann. Nun ja, ich springe nicht wegen jedem seltsamen Geräusch aus dem Bett. Stunden später, als ich eine Schlafpause einlegte, fiel mir die Bierflasche ein. Na super! dachte ich.

Und sonst: In 2 Wochen habe ich Urlaub. Eine kleine Fahrradreise ist geplant: Nach Hamburg mit dem Zug, mit Fahrrad und Zelt die Elbemündung bis Brunsbüttel, von dort am Nord-Ostseekanal quer durch Holstein bis Kiel, dann die Ostseeküste entlang Richtung Lübeck/Wismar/Rostock, solange ich Bock habe, meine Kräfte reichen, das Wetter mitmacht…, schlussendlich mit dem Zug zurück.

Sicher gibt es noch dies und das, was ich erzählen könnte. Aber das ist auch nicht interessanter.