Warum? (Warum lassen wir es Geschehen? Wir müssen uns ja nicht unbedingt opfern, aber doch wenigstens unsere Stimme erheben)

Wir werden quasi von Geburt an gesellschaftlich konditioniert, je nachdem, wo wir aufwachsen. Man sagt uns, was wir zu glauben haben, was wir zu denken haben und was wir wissen müssen und was nicht. Die Indoktrination gibt es im Osten wie im Westen, im Norden wie im Süden. Die vorgegebenen Narrative bestimmen das Leben der meisten Menschen.
Ich wollte schon immer aus diesem Mist ausbrechen. Ich erhielt auf meine Fragen unplausible oder gar keine Antworten. Bald wurde mir klar, dass ich gegen Windmühlen kämpfte… Und ich entdeckte für mich das Schreiben. Wenn ich schon nicht in der Wirklichkeit gegen die Riesenspinne ankommen kann, in dessen Netz wir alle zappeln, dann schreibe ich wenigstens gegen diese von mir empfundene menschliche/existentielle Tragödie an.
Ich streifte nach und nach ab, was mir Schule und Elternhaus übergestülpt hatten. Das war nicht ganz einfach. Sicher schaffte ich nicht alle Schichten. Etwas der Konditionierung blieb an mir kleben… bis heute.
Gestern wie heute fühle mich als Einzelkämpfer. Dabei bin ich eigentlich gar keine Kämpfernatur. Ich mag niemandem wehtun. Es ist so scheiß schwierig und kraftraubend, ein Leben lang gegen den Strom zu schwimmen.
Aber vielleicht gibt es da draußen ein paar Menschen, die ähnlich denken und fühlen wie ich.

Es war gestern und ist doch heute (42)

Warum ich glaube, dass ein weltumspannendes Spießertum real existiert, oder: Mein Weihnachtsgeschenk an euch

Es weihnachtet sehr. Gestern Abend schlappte ich über den Weihnachtsmarkt und kaufte mir Tigerbalsam. Es war ziemlich Betrieb. Ich kam hauptsächlich wegen des feil gebotenen Kunsthandwerks, denn ich kann mich an Tüchern, Schals, Taschen und solchem Klimbim kaum sattsehen. Ich bin ein Augen- und Nasenmensch. Die Gerüche von Zimt und Exotik locken mich.
Aus dem Weihnachtsfest selbst mache ich mir nichts. Im Gegenteil hasse ich regelrecht das weihnachtliche Getue der Menschen, welches in Familien- und Geschenkeorgien an Heiligabend und den Feiertagen seine Krönung , seinen Climax findet. Ich halte Weihnachten für das Spießerfest schlechthin.
Bereits als Kind bemerkte ich schnell, dass die familiäre Weihnachtsfeierlichkeit nur aufgesetzt war. Hinter der Fassade von gegenseitiger Abschleckerei und Schöngetue verbargen sich eine Menge Dämonen, die da sprachen: Hoffentlich ist der Zirkus bald vorbei; oder man war von den Geschenken so gar nicht begeistert, heuchelte aber Freude vor. Ich fühlte mich in dieser gedopten Weihnachtsheiterkeitsstimmung nie recht wohl – abgesehen von den ersten Jahren, als ich wirklich noch an Märchen glaubte.
In der Pubertät machte ich meinen Eltern klar, dass ich mit Weihnachten nichts am Hut habe; und bald saß ich  ihnen  zum Gefallen nur noch ein Stündchen nach der Bescherung zusammen mit der Verwandtschaft im Wohnzimmer ab. Natürlich bei einschläfernden Weihnachtsliedern; meine Mutter war der Meinung, die müssten sein. Peinlich fand ich es, wenn sie gar noch mitsang.  Nachdem ich in ausreichendem Maße den Erzählungen meiner Großeltern gelauscht hatte, verzog ich mich mit den Geschenken auf mein Zimmer und legte Hard Rock auf. Als ich 18 war, ging ich mit meinen Freunden an Heiligabend auf die Piste. Fürs Taxi legten wir zusammen, wir hatten schließlich dicke Geldbörsen; uns interessierten schon lange nicht mehr die Sachgeschenke sondern die Geldumschläge, die ihnen beilagen. Sollten die Spießer doch zuhause vorm Weihnachtsbaum klönen, wir machten die Kneipen, die offen hatten, unsicher. In einigen Wirtschaften konnte man bis zum Morgen des 1. Feiertags saufen. Es ging ja auch später los, und das Geld der Gäste saß locker.
Heute, das heißt seit einigen Jahren, verbringe ich Weihnachten einfach wie jeden anderen Tag. Manchmal habe ich im Altenheim Nachtdienst; und wenn ich zuhause bin, trinke ich gemütlich eine Flasche Wein mit mir selbst und weiß, dass in ein paar Tagen alles vorbei sein wird, spätestens nach dem irrsinnigen Silvesterkult – denn ich bin außerdem Silvestermuffel. Für mich sind solche Festivitäten Ausdruck bürgerlichen Spießertums. Nicht dass ich überhaupt nicht feiern würde. Ich lasse mir nur nicht durch doofe Traditionen vorschreiben, wann ich lustig zu sein habe und wann nicht. Zum Feiern brauche ich keinen vorgegebenen Anlass. Anstandshalber gratuliere ich einigen Menschen, die mir nahe stehen noch zum Geburtstag. Für mich zelebriere ich auch diesen Tag seit Jahren nicht mehr. Ich wüsste auch nicht, was es da zu feiern gäbe, dass man geboren wurde. Nein, ich bin nicht destruktiv, ich bin ein lebenszugewandter Geist. Ich sage mir halt: Wenn ich schon lebe, dann will ich so frei wie möglich von all diesen gesellschaftlich und religiös auferlegten Konventionen und Bräuchen leben. Ich habe doch nur dieses eine Leben, um mich als autonom denkender Mensch von der Masse der Spießer zu emanzipieren. Ich führe fort, was die 68er begannen – nur eben auf meine Weise. Es geht mir nicht um äußerliche Stilbrüche sondern um eine innere Befreiung. Wie viele Hippies und Punks erlebte ich, die wenigstens so spießig waren wie ihre Elterngeneration, also jene, gegen die sie eigentlich revoltierten. Nur einige wenige Originale lebten wirklich ihre „Ideologie“.
Apropos Ideologie: Ich bin der Meinung, dass der Sozialismus aufgrund des herrschenden Spießertums den Bach runter ging. Außerdem glaube ich, dass der Faschismus durch Spießer erst eine „Normalität“ gewinnen kann – Eichmann z.B. war ein astreiner Spießer und Bürokrat. (Dem Verhältnis zwischen Bürokraten und Spießern gebührt eine spezielle Betrachtung.)
Inzwischen erlebe ich in der Gesellschaft einen besorgniserregenden  Rückwärtstrend, was spießige Lebensformen angeht. Es gibt viele Errungenschaften, welche die 68er, später die Friedensbewegung und die daraus resultierenden Grünen für das zivile Leben erkämpften, z.B.: Geschlechteremanzipation, Toleranz gegenüber Homosexuellen, Abnahme der Obrigkeitshörigkeit, Gewöhnung an exzentrische Erscheinungsformen in der Öffentlichkeit, Reduzierung von Vorurteilen gegenüber Fremden und Andersartigkeit …
Ich weiß schon, dass es Generationen braucht, um verstaubte Gewohnheiten und Denkweisen abzulegen.  Die Bevölkerung ist eine träge Masse, und das Spießertum scheint ihr im Blut zu liegen, bzw. in den Genen. Oder sind die „Meme“ dafür verantwortlich?
An  Weihnachten jedenfalls sehe ich jedes Jahr überdeutlich die Spießerfratze vor mir, die ich, solange ich atme, in mir bekämpfen werde. Ich tauge nicht zum Revolutionär alter Schule. Ich will meine Mitmenschen weder geißeln noch missionieren; niemand soll sich genötigt fühlen, nach meinen Prämissen zu leben. Ich kämpfe mit mir, da habe ich genug zu tun.
Mein „Weihnachtsgeschenk“ an euch: Ein Einblick in meine Gedankenwelt. 

(Weihnachten 2007)

Reisegedanken

Seit ich denken kann, grübele ich darüber, warum die Welt so aussieht, wie sie aussieht…, warum es überhaupt etwas gibt. Ich glaube, man nennt es Bewusstsein, wenn man solche Gedanken hat.
Religionen befriedigen meinen fragenden Geist nicht. Der Materialismus befriedigt mich schon gar nicht. Der Materialismus, wie er heute gelebt wird, ist Ausdruck von Gedankenlosigkeit und macht die Menschen zu Zombies.
Während ich auf einer Fahrradreise in die Pedale trete, gehen mir oft solche Gedanken durch den Kopf. Ich sehe, was ich sehe, wenn ich durch Städte und Hochburgen des Tourismus komme. Es gefällt mir nicht. Der Konsum hat uns Menschen im Griff. Wir tanzen um das goldene Kalb. In eine solche Welt der Oberflächlichkeiten wollte ich nie hineingeboren werden. Wenn ich nur wegschauen könnte.
Warum ist der Mensch, wie er ist? Warum findet er keinen Frieden mit sich selbst und den anderen Geschöpfen auf der Erde, den Pflanzen und Tieren. Ich wünschte mir, es gäbe nichts, gar nichts. Zu oft übertrifft das Leid die Lebensfreude.
Nein, ich sehe nicht nur die Schlechtigkeit und das Hässliche. Die Schönheit entgeht mir nicht. Ich radle durch die Landschaft abseits der Städte. Ich sehe aufs Meer und in den Himmel. Ich fühle die Wesenheiten abseits unserer Zivilisation. Sie sind die guten Geister.
Ich begegne auch guten Menschen. Gute Menschen haben gute Augen. Ihre Herzen sind nicht blutleer. Sie ließen sich nicht zu Zombies machen. Aber natürlich sind wir alle Gefangene unserer Zivilisation, unserer Regeln und unserer Kultur. Auf meinen Fahrradreisen sehe ich, dass es kein wirkliches Entkommen gibt. Trotzdem bekomme ich eine Ahnung von Freiheit. Es gibt noch etwas anderes als den Alltag. Es gibt noch etwas anderes als den Supermarkt und den Büroschreibtisch.
Ich staune über die Welt, wie sie sich mir darstellt. Viel zu schnell hat man sich an alles gewöhnt. Die Tage reihen sich aneinander zu Jahren. Man wird schneller alt, als man denkt. Und nichts versteht man vom Dasein. Nicht mal ein Bisschen. Wir werden von Ängsten und Einbildungen beherrscht.

Es ist der 1. Juni 2023 in Berlin. Ich habe noch einen Tag Urlaub. Die Sonne scheint.

ES war Gestern und ist doch heute (34)

Eine Fahrradreise am ersten Tag ist so jungfräulich und reizend wie ein Teeniearsch. Noch unbeleckt. Wenn ich wüßte, was in den nächsten Tour-Etappen auf mich zukommt, würde ich, glaube ich, den Rückwärtsgang einlegen.
Letztlich macht es die Mischung: das langsam aufkommende Gefühl „on the route“ zu sein, den schnöden Alltag hinter sich zu lassen, die vielen schönen Sinneseindrücke während der Fahrt, die Bierpausen, die befriedigende Erschöpfung am Ende eines Tour-Tags, die Bewältigung von Schwierigkeiten, das An-die-Eigenen-Grenzen-Gehen, die Tagträumerei, Einsamkeit, Wut und Verzweiflung – und sich doch wieder Aufraffen! Ich mag da jetzt gar nicht ins Detail gehen. Wie man so schön sagt: der Mensch wächst mit seinen Aufgaben – auch mal über sich hinaus. Der Alltag bietet mir dies nicht. In dem fühle ich mich eher wie in einer Zwangsjacke. Oder ich erlebe ihn als abgestandenes Brackwasser, miefig wie über mehrere Tage getragene Unterwäsche.
Apropos Mief: der verwandelt sich auf einer solcher Reise in den Duft von Abenteuer und Freiheit.

(2011)

Hamburg – Borkum

Den letzten Arbeitstag vorm Urlaub verbrachte ich im Homeoffice. Es wird Zeit, dass ich das Reisefahrrad aus der Kammer unter dem Treppenaufgang hole. Es wird Zeit, dass ich mich um das Ticket nach Hamburg kümmere. Dann gilt es noch ein paar Dosen Bier zu kaufen, damit ich am Abreisetag (wahrscheinlich Sonntag) nicht verdurste. Nach Wettervorhersage soll es erstmal nicht regnen. 10 – 12 Tage plante ich für die Reise ein. Ich zähle auf einer Tour nie die Kilometer. Ich orientiere mich an der Rad Karte und spähe von Tag zu Tag das Etappenziel aus. Am Ende sollte ich auf der Insel Borkum landen. Zurück geht`s dann von Emden aus mit dem Zug.
Obwohl ich solche (und größere) Fahrradreisen seit über 20 Jahren fast jährlich unternehme, bin ich doch jedes Mal davor ein wenig angespannt. Die Lockerheit ergibt sich erst, wenn ich auf dem Sattel sitze und vor mich hin strample. Aus eigener Kraft lasse ich die Kilometer hinter mir. Ich bin unterwegs unterm Himmelszelt. Ich blicke auf die Vielfältigkeit der Landschaft und Orte. Ich verschmelze mit allem. Ich atme die Freiheit.

Brasko und der Mann mit der Maske (3)

Untertitel: Versuch misslungen

Bevor die Welt untergeht, wollte ich schon gern wissen, warum es die Welt überhaupt gibt, speziell uns Menschen. Der Mann mit der Maske lässt mich nicht los… wie mich die Frage nach Gott seit ewigen Zeiten quält. Mir kam schon der Gedanke, dass die beiden identisch sind. Als Kind stellte ich mir Gott als einen gütigen alten Mann mit weißem Bart vor, was ziemlich im Gegensatz zu dem Maskenmann steht, der mich im Traum erschoss. Ich schätze, die Geschichte vom gütigen Gott war eine Fehlinformation. Kinder fallen leicht auf PR herein. Mit dem zornigen Gott im Alten Testament konnte ich nie was anfangen. Wieso vertrieb er Adam und Eva aus dem Paradies? Wozu die Sintflut? – kommt mir vor, als wäre Gott ein mittelklassiger Kunstmaler, der nie so richtig mit seinem Werk zufrieden ist. Ich bin auf den nächsten Kataklysmus gespannt… Sieben Tage reichten nicht aus, lieber Gott. Du hättest dir mehr Zeit nehmen sollen. Erdreich, Himmel, Pflanzen und Tiere kriegtest du prima hin, aber mit der Erschaffung des Menschen hast du dich übertan. Glaube mir. Entledige dich der Maske. Zeige dein wahres Gesicht. Du wirst nicht nur die Welt, sondern auch dich befreien. Wir Menschen machen dir alles nach – weißt du das nicht? Deine Impulse gehen auf uns über. Wenn du deine Maske abnimmst, werden auch wir unsere Masken abnehmen. Wenn du dein Kunstwerk in Frieden lässt, werden auch wir Frieden finden. Steige zu uns herab und geselle dich zu uns. Verbreite Liebe, Hoffnung und Vergebung.

Zwischen allen Stühlen

Niemand darf mir befehlen, gegen meine Mitmenschen gewaltsam vorzugehen oder gar auf meine Mitmenschen zu schießen. Ganz egal, ob es sich bei diesen Mitmenschen um Verbrecher, Demonstranten oder feindliche Soldaten handelt. Berufe wie Soldat oder Polizist kamen für mich nie in Frage. Die Kriegsdienstverweigerung war für mich damals zwingend.
Ebenso darf mir niemand vorschreiben, was ich essen und trinken darf oder welchen medizinischen Behandlungen ich mich zu unterwerfen habe. Das sind unhaltbare Eingriffe in meine Privatsphäre. Ich will keinen paternalistischen Staat. Ich lasse mir kein Wertesystem von außen überstülpen. Von mir geht keine Gefahr aus, selbst wenn ich ab und zu bei Rot über die Ampel gehe. Und ich lasse mir von niemandem einreden, dass von mir eine Gefahr für andere ausgeht…, weil ich der Impfpropaganda (betr. Covid 19) nicht folge, weil ich den Kriegsdienst verweigere, weil ich der Staatspropaganda nicht auf den Leim gehe, weil ich ein kritisch denkender Mensch bin.
Ich lasse mir eine Menge gefallen. Es bleibt einem auch nichts anderes übrig. Unser Alltag ist voller Zwänge, die von außen diktiert werden. Als selbstbewusster Mensch strebe ich allerdings möglichst viel Freiheit an. Überreglementierungen kotzen mich wie Ungerechtigkeiten an, dasselbe gilt für die Hypermoral der „Woke-Bewegung“.
Zum Untertanen wurde ich nicht geboren. Seit ich denken kann, bin ich ein Rebell im Geiste. Und der werde ich bis zum bitteren Ende bleiben. Ich bin weder für die eine noch für die andere Kriegspartei. Ich sitze zwischen den Stühlen…, was ganz schön anstrengend sein kann (lach!). Gemocht werde ich von keiner Seite so richtig – also, wenn sich Konflikte ergeben. Ich verstand nie, warum man sich zwingend auf eine Seite schlagen muss. Auf beiden Seiten sind Menschen. Warum soll ich einen Menschen nicht mögen, weil er jenseits der Grenze wohnt(?) – eine Grenze, welche die Mächtigen zogen.

Wie gesagt: Ich lasse mir eine Menge gefallen. Ich bin ein friedlicher Mensch. Aber ich bin kein Hanswurst, der alles mit sich machen lässt. Nein, der bin ich nicht.

  

Packen

Beim Packen für die Reise muss man gegen die Entropie anarbeiten.  Z.B. Dinge klug nach Zugriffswertigkeit verteilen und nach unterschiedlichem Verwendungszweck in Taschen sortieren. Was brauche ich möglicherweise auf der Fahrt – wo positioniere ich diese Dinge am besten? Oder: Wie komme ich zu einer frischen Unterhose, ohne alle Klamotten zu durchwühlen?
Zumindest bei Reisebeginn sollte mit etwas System gepackt werden. Das Chaos ergibt sich während der Fahrt von ganz alleine. Oder ich passe das System aufgrund von Erfahrungswerten an – Z.B.: Ist vielleicht besser, wenn ich die Sonnencreme in der Lenkertasche und nicht in einer Satteltasche positioniere.
Und: Wichtige Kleinode nicht vergessen! – Taschenmesser, Taschenlampe, kleine Hausapotheke, Taschentücher, Klopapier, einen Schmutzlappen, Sonnenbrille, Brieftasche, (Flachmann)… Aus Erfahrung weiß ich: Irgendwas vergisst man immer. Aber da ich nicht durch Sibirien radele, sondern durch Deutschland, kann ich auf der Strecke dies und das nachkaufen. Auch ganz wichtig: Ein paar Tüten für die Schmutzwäsche und den Abfall. Und wer es sich zutraut, sein Fahrrad bei einer Panne selbst zu reparieren, sollte das nötige Werkzeug sowie einen Ersatzschlauch mitnehmen.

Nun kann ich nur noch hoffen, dass ich an das allermeiste dachte und nach 3 Jahren noch weiß, wie das Zelt aufzubauen ist. Na ja, ich habe das alles schon zigmal durchgezogen. Richtig cool wird es, wenn ich „on the road“ bin… in Meditation mit dem Weg, dem Leben und dem Himmel. Darum nehme ich diese Mühsal auf mich – Freiheit ist nicht nur ein Wort, sondern ein ganz intensives Gefühl… eine Sehnsucht, ein wahnsinnig schöner Traum. Das gibt mir (in diesem Maße) keine Auto-, Zug- oder Flugreise .

    

Noch

Noch gibt es Bücher – ich meine Bücher zum Anfassen, Aufschlagen und dran riechen. Noch gibt es Bargeld. Noch gibt es Kneipen, Begegnungsstätten, wo sich Menschen leibhaftig treffen, um sich zu unterhalten (ohne Werbung und Zensur). Noch gibt es zwischen den Mauern, Zäunen und Grenzen Land, auf dem ich mich frei bewegen kann, nicht Eintritt zahlen muss, nicht gefragt werde, wer ich bin und wohin ich will.
Vielleicht ist diese Restfreiheit lediglich Fiktion, vielleicht lebe ich bereits in einer Art Zoo. Und die Wärter machen mir vor, dass die Gitter zu meinem Schutze da seien, zu nichts anderem. Die Wärter sorgen für alles: für Essen und Trinken, für die medizinische Versorgung, für die Hygiene… sogar für Unterhaltung, damit ich nicht depressiv werde. Sie kümmern sich hingebungsvoll um mich. Ich darf nur keinen Ärger machen. Ich darf ihr Narrativ nicht anzweifeln.
Einige Führer und Technokraten reden davon, dass die Menschen in der Zukunft weder Besitz noch ein Anrecht auf Privatheit haben werden (natürlich abgesehen von den Privilegierten/Eliten/Wärtern). Es wird die beste aller Welten sein, schwärmen sie.
Mir schaudert vor solcherlei Zukunftsaussichten. Wie weit sind wir von solchen Verhältnissen entfernt? Blicken wir nach China…  Ist der Menschenzoo nicht bereits grausame Wirklichkeit?
Auch hier im (noch) freiheitlichen* Westen haben wir sehr „fürsorgliche“ Wärter…


*die Corona-Krise zeigt exemplarisch, wie schlecht es um Menschenrechte und Freiheit bestellt ist