Packen

Beim Packen für die Reise muss man gegen die Entropie anarbeiten.  Z.B. Dinge klug nach Zugriffswertigkeit verteilen und nach unterschiedlichem Verwendungszweck in Taschen sortieren. Was brauche ich möglicherweise auf der Fahrt – wo positioniere ich diese Dinge am besten? Oder: Wie komme ich zu einer frischen Unterhose, ohne alle Klamotten zu durchwühlen?
Zumindest bei Reisebeginn sollte mit etwas System gepackt werden. Das Chaos ergibt sich während der Fahrt von ganz alleine. Oder ich passe das System aufgrund von Erfahrungswerten an – Z.B.: Ist vielleicht besser, wenn ich die Sonnencreme in der Lenkertasche und nicht in einer Satteltasche positioniere.
Und: Wichtige Kleinode nicht vergessen! – Taschenmesser, Taschenlampe, kleine Hausapotheke, Taschentücher, Klopapier, einen Schmutzlappen, Sonnenbrille, Brieftasche, (Flachmann)… Aus Erfahrung weiß ich: Irgendwas vergisst man immer. Aber da ich nicht durch Sibirien radele, sondern durch Deutschland, kann ich auf der Strecke dies und das nachkaufen. Auch ganz wichtig: Ein paar Tüten für die Schmutzwäsche und den Abfall. Und wer es sich zutraut, sein Fahrrad bei einer Panne selbst zu reparieren, sollte das nötige Werkzeug sowie einen Ersatzschlauch mitnehmen.

Nun kann ich nur noch hoffen, dass ich an das allermeiste dachte und nach 3 Jahren noch weiß, wie das Zelt aufzubauen ist. Na ja, ich habe das alles schon zigmal durchgezogen. Richtig cool wird es, wenn ich „on the road“ bin… in Meditation mit dem Weg, dem Leben und dem Himmel. Darum nehme ich diese Mühsal auf mich – Freiheit ist nicht nur ein Wort, sondern ein ganz intensives Gefühl… eine Sehnsucht, ein wahnsinnig schöner Traum. Das gibt mir (in diesem Maße) keine Auto-, Zug- oder Flugreise .

    

Wer den Stein runterrollen lässt, muss ihn mühsam wieder hochtragen

Freiheit ist kein Zustand, der an Bedingungen/Lebensumstände geknüpft ist, sondern ein Gefühl. Doof halt, dass gewisse repressive äußere Umstände sich in aller Regel negativ auf mein Freiheitsgefühl auswirken. Dem wirke ich dann mit ein paar Flaschen Bier entgegen. Bestimmt gibt es auch wirksamere Drogen, um in einem Gefühl der Freiheit zu schwelgen… Ich persönlich bleibe lieber bei meinem alten Kumpel Alkohol. Ich bin etwas altmodisch. Es soll auch Menschen geben, die dasselbe durch Meditation erreichen. Das ist dann auf alle Fälle gesünder.
Was ich mit meinem Eingangssatz sagen wollte: Die Welt mit ihren Einschränkungen, Doktrinen, Gesetzen, Geboten, Regeln und Grenzen können wir schwer ändern. Im besten Falle erreichen wir punktuell mehr Freiheit für Einzelne oder Gesellschaftsgruppen, indem wir für geistige Aufklärung, Emanzipation und Gerechtigkeit eintreten. Viele Kämpfe wurden im Laufe der Geschichte für mehr Freiheit geführt. Einige wurden sogar gewonnen. Darum lebe ich heute in einer freieren Gesellschaft als vor… 80 Jahren. Würde ich mal behaupten. Noch – denn gesellschaftliche Freiheiten können uns auch wieder verloren gehen, oder sie verändern sich im Zuge der technischen und kulturellen Entwicklung. Die nächsten Generationen entwickeln womöglich ganz andere Werte, als ich sie habe. Die Digitalisierung der Welt weist bereits in eine Richtung, die mir nicht besonders angenehm ist. Ebenso existieren gegenwärtig auf der Welt Kulturen mit zum Teil unterschiedlichen Freiheitsvorstellungen. Eine westliche Demokratie ist nicht mit einem islamischen Staat zu vergleichen. Freiheit in der menschlichen Gesellschaft/Wirklichkeit ist also sehr relativ… Wir werden immer im Zeitgeist einer Kultur gefangen sein.
Eigentlich ist es müßig, ständig von Generation zu Generation, von Zeitalter zu Zeitalter gegen Ungerechtigkeit und Unfreiheit in der Welt anzukämpfen. Das Leben selbst mit seiner täglichen Routine ist Sisyphos in Reinkultur. Darum befasse ich mich lieber mit der Tagträumerei und der Freiheit als Gefühl – mehr oder weniger unabhängig von der Welt da draußen.
Freilich, würde man mir mein Bier wegnehmen, wäre ich echt sauer! Denn dann bliebe nur noch Meditieren…