Verabschiedung

Der Büro-Freitag verging schnell. Ein gemeinsames Frühstück zur Verabschiedung einer langjährigen Kollegin in den Ruhestand war angesagt. Auch meine Lieblingskollegin, deren Zeitvertrag auslief, kam noch vorbei, um ihre Sachen zu holen sowie Transponder und Dienstlaptop abzugeben. Ich hatte mich dafür stark gemacht, dass sie bleiben kann, aber daraus wurde nichts. Und sie selbst machte am Ende auch nichts dazu. Wir tauschten unsere Nummern und E-Mailadressen aus. Einen gemeinsamen Besuch des Grosz Museums in der Bülowstraße schieben wir schon seit einer guten Weile vor uns her. Sie ist ein lieber Mensch. Schade, dass ich sie als Kollegin verliere.
Den Feierabend begoss ich in der Kupferkanne in kleiner Runde. Die alte Gabi bediente. Der rundliche Mustafa und ein 80zigjähriger Stammgast, den alle nur „Schlecki“ nennen, forderten die Spielautomaten heraus. Ich schaute hinaus in den Regen.

   

Ich blicke nicht durch

Auf der Arbeit wird alles komplizierter. Bald übertreffen die Dokumentationsregeln die medizinische Komplexität der Tumoren. Als einfacher Dokumentar verliere ich den Überblick. Bleibt die Hoffnung, dass die „Generäle“ den Überblick bewahren.

Der Krieg in der Ukraine wird fortgeführt, bis irgendwann Munition und Soldaten ausgehen werden. Jeder Kriegstreiber (im Westen wie im Osten) hat morgens nach dem Aufwachen und abends vor dem zu Bett gehen 10 Ohrfeigen verdient… Die Dosis ist nach oben offen.

Ich könnte mich manchmal selbst ohrfeigen, aber aus anderen Gründen.

Und schließlich die alles entscheidende Frage: Warum feuerte der FC Bayern Julian Nagelsmann?

Eine gelungene Woche

Kalt wurde es. Als ich mein Brompton von der Inspektion abholte, tränten mir die Augen. Die Generalüberholung tat dem Bike gut. Beschwingt radelte ich meinem Feierabendbier entgegen. Wieder eine Woche geschafft, und es war nicht die schlechteste. Schon seit meinem letzten Spreewald-Aufenthalt (Anfang Oktober) wollte ich das Brompton überholen lassen, was nun endlich erledigt ist. Die Werkstatt arbeitete flott. Nur einen Tag lang musste ich meinen zweirädrigen Liebling entbehren.
Außerdem brachte ich am Donnerstag das jährliche Mitarbeitergespräch hinter mich. Ich war dabei entspannter als gedacht… redete frei von der Leber weg. Am Ende hätte ich die Chefin fast umarmt. Nein – natürlich nicht! Tierisch erleichtert war ich aber schon.
Dann der Dienstag, der damit begann, dass ich kein Internet mehr hatte. Statt wie geplant Homeoffice also Büro. Nach meiner Fehlermeldung beim Festnetzanbieter hatte ich eine freundliche Technikerin an der Strippe. Die meinte, es müsse an meinem Router liegen, denn bis zum Router sei die Leitung fehlerlos. Am Ende sendete sie mir 30 GBytes zur Überbrückung auf mein Mobilphone – gratis!
Es lebt eben nichts ewig, vor allem Elektrogeräte – leben oft nicht lange über die Garantiezeit hinweg. Wobei Ausnahmen die Regel bestätigen. Meine HiFi-Anlage kaufte ich 1986 und genieße ihren hervorragenden Klang bis heute.
Weil ich technische Pannen/Defekte gerne schnell erledigt weiß, flitzte ich nach Feierabend zur Mall of Berlin und besorgte mir einen neuen Router. Und was soll ich sagen? – das Internet funzt wieder!
Einen Teil meines zu erwartenden Weihnachtgeldes verbriet ich allerdings in dieser Woche. Nun hoffe ich, dass erstmal Ruhe im Karton ist. Kleine Herausforderungen finde ich ganz okay, sie sollten aber nicht gehäuft auftreten.  

 

Ich schütze mich

Ich bin unter meinen Kollegen und Kolleginnen einer der wenigen nach wie vor Ungeimpften, wenn nicht der einzige Ungeimpfte. Viele sind mehrfachgeimpft. Seit Anfang der ausgerufenen Corona-Pandemie 2020 war ich nicht krank. Ich fiel nur 2 Tage aus, weil ich mir den Magen verdorben hatte. Meine Corona-Schnelltests waren stets negativ (ich musste mich regelmäßig testen, wenn ich ins Büro kam). Mir kommt das fast schon unheimlich vor, denn der Krankenstand unter den Geimpften ist maximal hoch. Viele bekamen trotz der Impfung Corona. Vielleicht litten auch einige an Impfnebenwirkungen, was natürlich laut unserem Bundesgesundheitsminister unmöglich sein kann – lieber wird von Long Covid gesprochen.
Aktuell startet eine neue Impfkampagne aus dem Bundesgesundheitsministerium unter dem Motto „Ich schütze mich“. Die kann ich wirklich nur jedem ans Herz legen. Lachen ist bekanntlich die beste Medizin.
Also, liebe Leute, lasst euch impfen! Damit macht ihr den besten Gesundheitsminister, den Deutschland je hatte, glücklich. Dass ich als Ungeimpfter noch nicht an Corona erkrankte, ist sicher ein glücklicher Einzelfall (eine Anomalie).
Prost! Auf die Impfung! Auf Lauterbachs Impfkampagne! Auf die Gesundheit!

Öde ist immer noch besser als blöde

Ich verbrachte 2 Tage im Büro und 3 im Homeoffice. Ich hatte nur wenig kollegialen Kontakt, und das Dokumentieren war öde.

Karl Lauterbach seines Zeichens Deutschlands derzeitiger Bundesgesundheitsminister rührt bereits wieder eifrig die Werbetrommel für Masken und Impfungen und droht mit schärferen Maßnahmen für den Herbst und Winter, wenn die Bürger nicht artig sind und deswegen die Zahlen steigen. Das sei keine Angstmache, fügte er seiner Rede hinzu. Wie kommt er darauf, dass seine Anmahnungen den Menschen evtl. Angst machen könnten? (Muss ich als Ungeimpfter Angst haben, wieder in keine Kneipe gehen zu dürfen, beschimpft und geächtet zu werden?)  

Das Wochenende läutete ich mit einem Feierabendbier in der Kupferkanne ein. Die üblichen Freitags-Stammis waren da. Man lässt ein paar Sprüche ab und lacht zusammen. Necip klagte über die steigende Miete und andere steigende Kosten. Nächste Woche müsse er die Preise anheben. Bisher gab ich immer reichlich Trinkgeld…

Als Fatalist habe ich relativ wenig Ängste. Irgendwer sagte: Akzeptiere, was du nicht ändern kannst. Ich lebe im Hier und Jetzt. Etwas trübsinnig machen mich die Aussichten hinsichtlich Rente und meinem näher rückenden Ableben aber schon. Schließlich weiß ich als Ex-Altenpfleger, wie beschissen es kommen kann. Nur gut, dass man nicht in die Zukunft schauen kann.
Wenn die Dumpfbacken in den Machtzentralen der Welt so weiter machen, erübrigen sich bald alle Sorgen um die Zukunft.

Gar nicht so übles Herbstwetter heute in Berlin. Ich sollte rausgehen und durch den Kiez streunen…  

  

Es geht nichts über einen schönen Feierabend

Am schönsten sind jene Feierabende unmittelbar vorm Urlaub. So verließ ich also gestern beschwingt das Büro. Die Tumordokumentation hängt mir zum Hals heraus. Es ist nicht so, dass ich mich überarbeiten würde. Ich bin der Materie überdrüssig. Jede Pause davon empfinde ich als wohltuend. Diesmal leider nur eine Woche.
Die für den Nachmittag vorhergesagten Gewitter waren eingetroffen. Der Regen brachte etwas Abkühlung und wirkte erfrischend, jedenfalls solange er nicht in Sturzbächen niederging. Ich machte Zwischenstation in der Kupferkanne zum Feierabendbier. Es herrschte eine gemütliche Düsterkeit im Schankraum. Nur wenige Gäste saßen vereinzelt herum. Necip, der Wirt, war maulfaul. Ich unterhielt mich mit der alten Gabi, die Thekendienst hatte. Ich erzählte ihr von meiner geplanten Radreise in den Spreewald. Da wollte ich schon immer mal hin, und nun passte es. In den letzten Jahren bevorzugte ich als Ausflugsziel die Ostsee. In Rostock genoss ich die Gastfreundschaft einer guten Bekannten und Blogfreundin. Dann kam Corona, und wir entzweiten uns, d.h. sie kündigte mir die Bekanntschaft. Ich war ihr zu querdenkerisch. Auch die alte Gabi hatte mich verachtet, als ich ihr eröffnete, wie ich zur Coronapolitik stand und mich nicht impfen ließ. Doch das war gestern, und heute ist heute. Ich bin nicht nachtragend. Leben und leben lassen.
Nach meinen obligatorischen 3 Pils machte ich mich auf den Weg, um die nächste Station, den Nahkauf, anzusteuern. Der Regen war stärker geworden. Aber ich bin schließlich nicht aus Pappe.
Die Atmosphäre im Nahkauf gespenstisch: die meisten Regale leer, die Kühltheke zugedeckt. Der kleine Supermarkt an der Ecke rentiert sich nicht mehr. Schon vor 2-3 Wochen fiel mir auf, dass die Regale nicht nachgefüllt wurden, und ich sprach die jungen Angestellten darauf an. Viele Stammkunden (wie ich) und vor allem Alte werden den Markt schmerzlich vermissen, wegen seiner Nähe, nicht nur örtlich, auch oder vor allem wegen der menschlichen Nähe, welche das junge Team den Einkäufern vermittelte.
Ich packte eine Handvoll Waren in den Einkaufskorb. Die Sachen, die ich eigentlich kaufen wollte, waren aus: Kein Wodka, kein Gin… Ziemlich traurig das alles.
Draußen schüttete es inzwischen wie aus Eimern. Ich wollte nicht warten. Die Couch rief.

It`s summertime

Meine Fahrradreise bereits long ago – ich erinnere mich dunkel: da war doch was.
30 Tage Urlaub auf ein Kalenderjahr verteilt sind definitiv zu wenig!

Im Job läuft alles wie gehabt. Homeoffice im Wechsel mit Bürotagen. Unzählige Tumorfälle warten darauf, von uns dokumentiert zu werden. Wem das nicht irgendwann aus dem Hals heraushängt – also, ich weiß nicht. Regulär muss ich noch bis 2029 durchhalten, um dann mit einer Niedrigrente in die Altersarmut zu starten. Vielleicht mit etwas Glück erlebe ich das nicht mehr – ich arbeite dran. Prost!
Oder ist das zu defätistisch?

Na ja, erstmal ist Wochenende. Ich gönne mir mal wieder ein verlängertes, den Montag dazu. It`s summertime in Berlin. Wäre ich ein paar Jahrzehnte jünger, würden meine Hormone durchdrehen. Ein einziger Augenschmaus, was einem da in den Parks und Biergärten vor die Linse kommt. Nun, nicht dass mich der Anblick hübscher Frauen heute völlig kalt lässt, aber ich verspüre nicht mehr diesen wahnsinnigen Druck.
Wollte ich nochmal jung sein?

Vorbei ist vorbei. Das Leben findet im Jetzt statt. Ich beziehe mein durchgeschwitztes Bett, höre Blues, trinke in aller Gemütsruhe Gin Tonic, lasse den lieben Gott einen guten Mann sein. Wo ist all das Erlebte hin? Fand es überhaupt statt? Einiges zeugt davon: Bilder, Postkarten und andere Objekte… Ich hole sie so gut wie nie hervor, ab und zu alte Gedichte. Fotos und Objekte zeigen mir lediglich die Vergänglichkeit. Worte dagegen können mich zeitlos anrühren. Sie verstauben nicht. Jedenfalls nicht in dem Maße wie andere Sachen dem Zerfall ausgesetzt sind.
Ich sollte mehr lesen.

Eine Minute reiht sich an die andere. Niemand weiß, wo die Minuten herkommen. Manchmal vergehen sie nicht schnell genug, z. B. während ich vorm Computerbildschirm sitze und Tumoren dokumentiere. Aber insgesamt gesehen vergehen die Minuten viel zu schnell.
Warum sitze ich hier plötzlich als alter Sack?!


Haaaaatschii!!

Schneuz – Niesanfall von den vielen feinen Haaren. Was weg ist, ist weg. Also machte ich mich gleich nach dem Aufstehen ans Werk. Den Haarfestiger kann ich mir vorerst sparen – perfekte Urlaubsfrisur. Ich fühle mich (fast) wie neugeboren.  
Noch keinen Plan für den Vatertag. Necip will am Nachmittag grillen. Ich weiß nicht, ob ich darauf Lust habe. Eigentlich wollte ich vor der Fahrradreise ein paar Kilo wegfasten.
Die Sonne tut sich schwer heute. Nicht, dass es noch schifft. Ein Bierchen wollte ich schon zischen gehen.

Eine Kollegin wurde positiv auf Corona getestet. Der erste Coronafall aus meiner nächsten sozialen Umgebung, den ich seit Anfang der Pandemie mitkriegte. So weit ich weiß, geht`s ihr gut. Die Chefin vermeldete den Namen der betroffenen Person nicht, doch durch den Buschfunk kriegten alle schnell mit, um wen es sich handelt. (Ich als einer der letzten.) Viele meiner Kollegen/Kolleginnen sind verwhatsappt. Ich lehne WhatsApp ab, ebenso Facebook und Twitter. Will ich nicht, brauch ich nicht. Gegen gewisse Dinge sträuben sich mir die Haare…

Haaaaatschii!! – nicht wegen der feinen Haare und nicht wegen irgendwelcher Pollen. Ich reagiere auch allergisch auf geistige Inhalte, die sich mit meinem Denken und Fühlen schwer vereinbaren lassen… Ich glaube, dass ich, als ich vor rund 60 Jahren (Mitte Dezember) das Licht der Welt erblickte, erstmal kräftig niesen musste.

Im Goldfischglas

Nach längerer Zeit mal wieder aus dem Büro und nicht aus dem Homeoffice ins Wochenende gegangen. Wir waren eine nette kleine Gesellschaft von 5. Ich fühlte mich wohl unter meinen Kolleginnen. Wenn nur jeder Arbeitstag so entspannt verliefe.

Die Betriebsamkeit der Stadt dagegen ereilte mich nach wenigen Metern wie ein Raubtier, das mich von allen Seiten angriff. Die Sonne stand tief, würde bald die Dächer der hohen Wohnhäuser schrammen. Ich radelte an den Parkbänken vorbei… Ich wusste nicht, wonach mir der Sinn stand.

In der Wohnung angekommen, streckte ich mich auf der Couch aus und schaltete den Fernseher ein. Es gab nichts. So ähnlich musste sich ein Fisch im Goldfischglas fühlen…