Vorgetankt

Diesmal war Mehl das Objekt der Begierde in dem kleinen Supermarkt am Bülowbogen. Die ansonsten nette und super geduldige Kassiererin wirkte gestresst. Denn auch die Mitnahme von Mehl ist rationiert, und sie musste die Einkäufer(innen) ständig darauf hinweisen und mit ihnen herumdiskutieren.
Ich hatte im Park am Gleisdreieck die Nase in die Sonne gestreckt. Eine Menge Menschen radelten, spazierten, joggten, skateten auf den Wegen oder saßen wie ich einfach irgendwo herum. Nicht immer habe ich Spaß daran, wenn mir Kiff-Geruch in die Nase steigt und dazu dumpfbackiger Rap-Gesang an meine Ohren dringt. Sowas stört mein inneres Gleichgewicht. Da half der Apfelwein, den ich dabeihatte, nur wenig. Ich zog mich in den nahen Biergarten zurück, aber dort hielt ich es auch nur ein Bier lang aus. Wenn mich erstmal der Schwarze Hund am Wickel hat, brauche ich entweder guten Sex oder zumindest eine gute Unterhaltung, um mich zurück ans Licht zu holen. Ich hatte also null Chance.
Immerhin tankte ich etwas Sonne vor. Heute grüßt ein trister Donnerstag durchs Fenster. Das Pub wird mir fehlen.

 

11 Gedanken zu “Vorgetankt

  1. Zum Glück brauche ich weder Mehl noch Mehlprodukte und habe deshalb genug Kartoffeln gekauft. Das Verkaufspersonal wurde ja gestern von Frau Merkel ebenso gelobt, wie das medizinische Personal, die ja wirklich eine Menge mehr zur Zeit leisten müssen.

    Was die Spaziergänger in Berlin betrifft, wurde das von den Stadtvätern schon arg kritisiert und verbal mit der Faust auf den Tisch gehauen: „Wenn ihr das nicht einstellt, dann ist mit einer Ausgangsprerre zu rechnen“

    Auch in Rostock gab es Kritik. Eine Gruppe Jugendlicher machten eine „Corona-Bustour“ durch die Stadt. Sie stiegen von einem Bus in den anderen und tourten so den ganzen Tag durch die Gegend.
    Der Appell an die Eltern ließ auch nicht auf sich warten, sie mögen ihre Sprösslinge besser beaufsichtigen.
    Die jungen Wilden denken ja auch anders. Man sagt, ja immer, dass ihnen der Virus nicht gefährlich werden kann. Doch wie vergessen dabei, dass sie die Viren trotzdem verteilen können.
    Wenn es noch mehr Uneinsichtige geben wird, dass wird auch bei uns die Ausgangsperre nicht weit sein.

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    • wäre schön, wenn die politiker nicht nur in krisensituationen wie jetzt berufsstände wie die von dir genannten lobende anerkennung zuteil werden ließen…. aber gut, das ist naives wunschdenken. es hat ja einen grund, warum ich nach 30 jahren in der altenpflege den büttel hinwarf.

      ich verstehe aber die menschen, die sich in die parks begeben, um die einschränkungen ein wenig zu kompensieren. kommen weitere repressive maßnahmen, wird es spannend, wie die bevölkerung gerade in den großstädten darauf reagieren wird…
      zu unverständlich ist immer noch die gesamte pandemie-corona-geschichte. ein lediglich an den anderen europäischen staaten angepasster aktionismus wird die menschen nicht lange ruhig halten.

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      • Ausgangssperre soll ja nur das letzte Mittel der Wahl sein, denn, so wurde gestern noch mal von einen Virologen darauf hingewiesen, das die Menschen auch gesundheitlich leiden, wenn die nur in ihrer Stube hocken.
        Aber auf der anderen Seite, in Berlin leben Millionen von Menschen und da kann es schnell belegt aussehen, auch wenn nur wenige vor die Tür gehen.
        Frau Merkel sagte ja auch. dass es eine dynamische Situation, auf die ist bei Bedarf schnell reagieren werden. Nächste Woche wäre man aber erst in der Lage, die Ergebnisse der letzten Maßnahmen einzuschätzen .
        Die Wirtschaft kann ja nicht ewig lahm gelegt werden und wenn jeder sich jetzt am Lappen reißt, hat das ja was gebracht, d.h. man hat dann genug Kapazitäten in den Krankenhäusern um alle, die es dringend brauchen, zu behandeln.
        Es gibt außer Zeitgewinn dafür, keine andere Alternative. Neben den Corona-Erkrankten laufen ja noch die normalen medizinischen Versorgungen einher, womit das Gesundheitssystem bisher ausgelastet war. Ich möchte als Arzt nicht entscheiden müssen, wenn man auf der Strecke lassen muss, weil er vielleicht schon zu alte oder eine schlechte Prognose hat.
        Vielleicht magst du ja mal das Buch „Blackout“ lesen, dass zeigt all die Probleme auf, in die eine Gesellschaft, wie sie heute funktioniert, aus den Gleichgewicht gerät, nur weil es flächendeckend kein Strom gibt. Dieses Szenario mag ich mir real gar nicht vorstellen. Aber 1994 stand Europa schon mal vor dieser brenzlichen Situation. All das, was der Autos dem Leser vor Augen führte, war für mich logisch und nachvollziehbar.

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  2. das erinnert mich an die Sonderbeilage in den regionalen Tageszeitungen zu Weihnachten. Jede Firma, jeder Handwerksbetrieb platziert eine Weihnachtsgruß Anzeige. 80% machen das nur, weil die Konkurrenz das macht oder wegen den Nachbarn. So kommt eine dicke Beilage zusammen und der Herausgeber der Zeitung reibt sich die Hände. Die Leser überblättern den kompletten Teil und werfen ihn in den Müll.

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    • ich denke auch, dass dieser übermäßige einkauf gewisser produkte einer art psychischen konditionierung gleichkommt. ähnlich auch hypnose, welche nicht bei allen menschen gleich wirkt. ich scheine dagegen relativ resistent zu sein. andere weniger. habe halt ein riesenego (lach!). ich verhalte mich schon immer relativ skeptisch gegenüber dem anpassungs- und gruppendruck, während sehr viele menschen im sinne von angepassten spießbürgern unterwegs sind.

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  3. .. und sie musste die Einkäufer(innen) ständig darauf hinweisen und mit ihnen herumdiskutieren. ——-> Nicht diskutieren, gleich auf’s Maul den Asis

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