Im Menschen-Zoo

Wenn der Wetterfrosch für Berlin recht hat, werde ich es in meiner Urlaubswoche mit mäßigen Temperaturen (max. 10°C) und in der zweiten Wochenhälfte gar mit leichtem Regen zu tun haben. Also von wegen Ausflugswetter… Könnte eine Sumpfwoche werden, bloß ohne Homeoffice.

Und jetzt zur Sache:

Jedes Lebewesen besitzt ein Grundrecht auf Freiheit! Entlasst alle eingesperrten „Tiere“ in die freie Wildbahn! Wir dürfen niemanden seiner geistigen und körperlichen Freiheit berauben – und dürfen sie uns selbst auch nicht nehmen lassen… Niemals!
Darum sage ich: Lasst den Arbeitern ihre Arbeit, den Geschäftsleuten ihren Geldverdienst, den Athleten die Arena, den Schauspielern die Bühne, den Trinkern das Pub, den Urlaubern die Urlaubsorte, den Globetrottern die Grenzenlosigkeit, den Bürgern die Meinungsfreiheit… Soll ein jeder nach seiner Façon selig werden.
Wer nimmt sich das Recht heraus, über andere Leben zu bestimmen?! Wer maßt sich an, Menschen in Kriege zu schicken!? Wer besitzt die Frechheit, seinen Mitmenschen den Mund zu verbieten?!

Ich habe das Bild vor mir, dass wir in einem gigantischen Menschen-Zoo leben und dabei unsere eigenen Wärter sind. Willig begeben wir uns in die Käfige und harren der Dinge, die da kommen. Woher kommt diese Selbstknechtung? Doch nicht von einem Virus allein?! – Bullshit!


22 Gedanken zu “Im Menschen-Zoo

  1. Hallo Margot!
    Ich respektiere Deine Auffassung der Dinge und ich halte Deinen Text aus literarischer Sicht für sehr gelungen. Das ist eine Polemik reinsten Wassers! Konsequenterweise müsste man den Mördern ihr Morden lassen und den Bankräubern ihr Bank rauben… Wohin geht eine Gesellschaft ohne gemeinsames Gewissen? Körperliche Freiheit bedeutet auch Schutz vor einem Virus. Ich befolge die Maßnahmen zu Corona, weil es den Grundregeln der Demokratie entspricht, Regierungsentscheidungen zu befolgen; die Opposition muss eine parlamentarische sein und die gibt es ja auch. Außerdem bestehen Meinungsfreiheit und die Möglichkeit, öffentlich zu opponieren. Wenn Du Käfighaltung kennenlernen willst, geh nach Russland, China, die Türkei, etc. Die Unterstellung, dass Befolger der Corona-Politik willig, brav, folgsam, kritikunfähig, Mitläufer usw. seien, geht mir langsam auf die Nerven. Das ist auch nicht besser, als „Querdenkern“ zu unterstellen, allen möglichen Verschwörungstheorien hinterherzulaufen.
    So, das war jetzt meine Polemik.
    Besteht die Möglichkeit, jenseits der Polemisierung, Fakten sprechen zu lassen? Im Rahmen einer deliberativen Demokratie politisches Handeln kontinuierlich zu prüfen und der Lage anzupassen? Die Kirche im Dorf zu lassen und nicht bei (gerechtfertigten) Einschränkungen der Freiheit, deren totales Ende auszurufen?
    LG Michael

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    • hallo nebelkammer, danke für deinen kommentar… vordererst: ich bin mehr bonanza als margot. nicht, dass du ein falsches bild von mir hast.
      und: corona ist nicht das thema meines beitrages. er handelt über freiheit und das unvermögen der menschen, eine freiheitliche welt herzustellen im sinne von „leben und leben lassen“. dafür nutze ich bilder wie „zoo“ und „käfig“. es geht dabei nicht nur darum, dass wir uns real die freiheit als lebewesen beschneiden lassen, sondern dass wir uns selbst knechten, uns selbst zu sklaven machen. es geht im metaphorischen sinne um das gefängnis, das wir uns selbst in den köpfen und in den herzen errichten.
      ich wollte dazu eine kurzprosa schreiben und kein referat über freiheit halten. ich stellte das thema also verdichtet dar.
      selbstverständlich muss man sich gegen angriffe auf sein leben wehren. ich plädiere nicht für die freiheit des verbrechens. ebenso müssen wir uns gegen angriffe auf unsere freiheitlichen grundrechte wehren, wenn wir sie ernst nehmen. corona ist meiner ansicht nach kein hinreichender grund für eine regierung, die bevölkerung derart, wie es seit einem jahr passiert, zu gängeln. ich sehe, dass viele menschen anderer ansicht sind, und das respektiere ich. ich halte mich übrigens auch brav an die corona-regeln, aber nicht weil ich sie für venünftig halte, sondern weil ich keinen stress will. das geht mir mit manch anderen regeln auch so. unsere gesellschaft platzt vor lauter teils unsinniger regeln. wir bürger sind da bereits abgestumpft/blind.
      du schreibst, dass es zu den grundregeln der demokratie gehört, regierungsentscheidungen zu befolgen. verwechselst du da nicht was? bei totalitären regierungen mag das gelten… de facto haben wir momentan keinen funktionierenden parlamentarismus mehr, der nach demokratischen regeln entscheidungen oder gesetze diskutiert und herbeiführt. darum reden ja manche von „corona-diktatur“. du sprichst von weiterhin geltender meinungsfreiheit… wirklich? die „querdenker“ werden z.b. vom verfassungsschutz beobachtet. viele corona-kritischen politiker, ärzte, wissenschaftler werden von ihren vorgesetzten und kollegen gechasst… ist das alles rechtens? dann der teils martialische auftritt der polizei gegenüber friedlichen demonstranten… die zumeist einseitige medienberichterstattung… tut mir leid, nebelkammer, all das lässt bei mir (als aufgeklärtem geist) die alarmglocken klingeln.
      und ja: es gibt eine menge staaten, wo die freiheitsrechte der bürger wesentlich mehr mit füßen getreten werden. auch wir hatten in diesem land vor einigen jahrzehnten solche unsäglichen zustände. soll sich die geschichte wiederholen? wir waren in der jungen bundesrepublik auf einem guten weg. vor allem die siebziger und achtziger sind mir positiv in erinnerung. doch seit ca. einem vierteljahrundert bemerke ich wieder einen abbau von gerechtigkeit und freiheit…
      okay, so weit meine antwort auf deinen kommentar.

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      • Danke bonanza, ich erlebe selten immanente Kritik!
        Da sind wir etwas auseinander: Du siehst die Demokratie (bereits) in Gefahr, ich denke, das ist sie (noch) nicht.
        Ich habe diese Ereignisse (Druck auf Anders-Denkende, Härte gegen Demonstranten) im Verlaufe meines Lebens schon öfters gesehen, immer hat die Demokratie überlebt…
        Die Frage, ob sich im breiten Konsens in der Corona-Debatte eine (neue?) Obrigkeitshörigkeit offenbart, kann ich nicht beantworten. Da bin ich ambivalent, viel spricht dafür, viel dagegen.
        Ich sehe den Parlamentarismus (noch) nicht in Gefahr und natürlich meinte ich das: demokratisch zustande gekommene Regeln müssen befolgt werden, solange bis sie auf demokratische Weise wieder außer Kraft gesetzt werden.
        Deliberative Demokratie setzt dabei nicht auf banale Mehrheitsentscheidung, sondern auf Diskurse, in denen auch Minderheiten zu ihren Rechten kommen, und das bessere Argument siegt.
        Deshalb glaube ich, dass die eigentliche Gefahr für die Demokratie im Verlust einer gemeinsamen Öffentlichkeit besteht. Ein Austausch zwischen den Interessengrzuppen findet nicht mehr statt und nur selten geht es um ein Ringen um Wahrheit.
        Deshalb glaube ich auch nicht, dass es eine Selbsteinkerkeung im vorauseilenden Gehorsam gibt, eher eine Selbsteinkerkerung in der eigenen Meinungsblase.
        LG Nebelkammer
        P.S. Abgesehen vom inhaltlichen Dissens: gut geschrieben ist Deine Prosa! 🙂

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      • ich sehe die demokratie immer in gefahr, nebelkammer, weil sie ein noch junges gewächs darstellt. ebenso verhält es sich mit den modernen verfassungen und den menschenrechten. diese errungenschaften der heutigen zivilisationen müssen stets gegen zersetzende und reaktionäre kräfte verteitigt werden. (gerade was die menschenrechte angeht, sieht es weltumspannend ziemlich mau aus.) ein mancher hat für die mannigfaltigen gefährdungen eine feine antenne, ein anderer offenbar weniger. mit verteidigung meine ich aber nicht den ausbau des polizeistaats, sondern den ausbau politischer bildung, den ausbau des geschichtsbewusstseins und im ganzen ein mehr an geistiger und herzens-bildung. ich vermisse in unserer gesellschaft eigenständiges kritisches denken. dafür höre ich viel nachgeplappere. zu wenig wird in unseren schulen eigenständiges denken gelehrt.
        und dann das noch, nebelkammer: demokratie ist nicht gleich demokratie. ich wünsche mir wesentlich mehr bürgerbeteiligung. zurzeit sehe ich viel zu wenig demokratie in deutlschland und auch in anderen staaten. viel zu viele wichtige dinge passieren über unsere köpfe hinweg.
        diskurse gehören in jede gesunde gesellschaft, gruppe und familie. um das auch mal auf andere ebenen herunterzubrechen. die notwendigkeit von diskursen, in welchen alle gruppen/teilnehmer zu wort kommen können, müssen gewährleistet sein, damit eine gesellschaft/gruppe/familie nicht auseinanderbricht, bzw. sich keine tiefen gräben bilden. dahingehend stimme ich dir zu. warum sollten aber mehrheitsentscheidungen banal sein? natürlich muss vorher eine diskussion/diskurs oder erörterung der sache stattgefunden haben. ich für meine person möchte mein leben nicht in die hände sogenannter experten legen, auch nicht in die hände einer wie auch immer gearteten intelektuellen, wirtschaftlichen und politischen elite. wie oft wurden von diesen damen und herren menschen zum töten in kriege geschickt? (und es gibt noch andere gründe, warum ich diesen eliten nicht vertraue.) aber natürlich lasse ich mich gern von experten beraten – so wie ich bei reparaturen einen handwerker brauche, – hoffentlich einen guten bekomme.
        also: erst der diskurs mit möglichst breiter beteiligung der bevölkerung und dann die mehrheitsentscheidung. eine wichtige rolle dabei spielen die medien, um kritisch und antimanipulativ zu wirken… würden sie dieser aufgabe nur mal nachkommen!
        die gefahr sehe ich nicht im verlust einer gemeinsamen öffentlichkeit, sondern darin, dass niemand mehr in der digitalen wissensflut durchblickt – der manipulation und desinformation sind tür und tor geöffnet. um ein ringen um wahrheit geht es dabei nicht. es geht um macht und beeinflussung.
        meinungsblasen entstehen immer, wo unterschiedliche haltungen aufeinanderstoßen. aufgeklärte kritischdenkende bürger müssen sich darin nicht gefangen fühlen. und hier schließt sich der kreis zu dem anfangs erwähnten bildungsmangel. wobei es nicht um das stupide erlernen von wissensinhalten und mechanischen fähigkeiten geht, sondern um geistige bildung, um das vorsichtige begleiten und unterstützen der geistigen und kreativen kräfte und fähigkeiten jedes einzelnen jungen menschen. stattdessen werden die schüler(innen) durch eine wissens-maschinerie geschleust… wer nicht mitkommt, der fällt durch. (grob gesagt.)

        ich denke, das reicht vorerst als antwort.
        meine kurzprosa „im menschenzoo“ halte ich übrigens nicht für meine beste.

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  2. Wo die unterschiedlichen Meinungen aufeinanderstoßen, platzen die Blasen, und es beginnt ein Diskurs. Die Blasen sind geschlossene Apparate der Selbstbestätigung. Die Gefahr der Blase besteht gerade darin, dass man in ihr gefangen ist, ohne es zu fühlen. Erst wenn sie alle in eine gemeinsame Öffentlichkeit aufplatzen, entsteht der Raum, in dem die Informationsflut gebändigt und kritisiert werden kann. Der Raum, in dem jeder Versuch der Manipulation sofort auffliegt. Davon lebt die offene Gesellschaft.
    Mehrheitsentscheidungen haben immer ein Problem: warum sollte es gerade die Mehrheit sein, die richtig entscheidet?
    Kürzlich gab es eine öffentliche Debatte um die Frage, ob die Polizei Folter anwenden dürfen sollte, wenn dadurch Menschenleben gerettet werden könnten. Nach Film, Beispielen und Debatte: rate mal, wie die Mehrheit entschieden hat.

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    • ich bin kein solcher blasen-spezialist wie du, nebelkammer. tut mir leid. ich fühle mich höchstens in einer universellen blase des lebens/daseins gefangen.
      natürlich muss die mehrheit nicht recht haben. ebenso müssen die eliten nicht recht haben (bloß weil sie hierachisch über dem volk stehen? bloß weil sie irgendwas studierten?)
      quark, nebelkammer.
      die mehrheitsentscheidung ist nur aus einem grund immer die richtige, weil sie am gerechtesten in einer gesellschaft ist!!
      ansonsten können wir auf die demokratie, oder was wir so nennen, kacken!

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    • würdest du einen super-intelligenten computer über unser schicksal entscheiden lassen?
      eine künstliche intelligenz, die von uns ins leben gerufen wurde, die im großen und ganzen keinerlei empathie besitzt? aber vielleicht trifft diese KI ja die richtigen entscheidungen für uns – denkst du das?

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  3. KI auf keinen Fall und Eliten oder Experten oder welche Gruppe auch immer ebenfalls nicht. Man wird ohne die Mehrheitsentscheidung nicht auskommen, allerdings muss sie irgendwie qualifiziert sein. Wäre blöd, wenn die Demokratie per Mehrheitsentscheid abgeschafft werden könnte, oder?
    Offensichtlich bin ich kein Neo-Liberaler! 🙂
    Ich bleibe dabei: es bedarf einer allgemein geteilten Öffentlichkeit und einer allgemein geteilten Verfassung, sonst hat die Demokratie kein Fundament.
    Beispiel: Wenn die Mehrheit gleichgeschlechtlichen Paaren die Hochzeit verbietet, ist das nicht gerecht.

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    • Gerechtigkeit ist nicht immer die, welche wir uns wünschen. Es hängt sehr viel davon ab, was wir in unserer Gesellschaft als kulturelle Werte ansehen und in den Schulen lehren… Ich kann nur immer auf dieses Defizit in der Erziehung und im Bildungswesen hinweisen… Auch was die akademische Schulung angeht. Wenn wir es zulassen, dass die erst kürzlich erlangten Werte unserer Zivilisation/Kultur wieder den Bach runtergehen, sind wir selbst schuld, bzw. als Gesellschaft mitsamt unseres politischen Systems zu blöde.
      Gegen eine Mehrheit von Menschen lassen sich selbst die vernünftigsten Gesetze und humanistischsten Anschauungen nicht dauerhaft aufrechterhalten. Schon gar nicht in einer Demokratie, die sich Demokratie nennen will.

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      • Die Basis einer jeden Gesellschaft sind die heranwachsenden Menschen… Warum unterstützen wir sie in ihrer persönlichen Entwicklung nicht stärker?
        Woher diese Arroganz derjenigen, die Macht erlangen?
        Warum schauen zu wenige über den Tellerrand hinaus?

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  4. Das verstehe ich auch nicht…
    Es gilt als vernünftig, Unsummen in Kriegsspielen zu verballern, statt in die Schulen und Lehrer zu investieren.
    Es gilt als vernünftig, das Wirtschaftswachstum mit der Zukunft der Menschheit zu bezahlen.
    Vielleicht sollten wir einen Politikerzoo aufmachen…
    Gäbe es da mehr als Affen- und Raubtierhaus? 🙂

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    • für die schulen gäbe es mehr zu machen, als nur geld reinzuballern… alles müsste da überarbeitet werden: lehrpläne, pädagogische konzepte, fächerauswahl, schwerpunkte…
      leider utopisch. zu verkrustet ist das system. da müsste ein gewaltiger wind durch die strukturen wehen.
      beim politikerzoo denke ich an hyänen, geier, giftschlangen, haie, spinnen… und ganz viele wegducker.

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