Unvergessliche Lehrer (1)

Frau M. machte ihrem Namen alle Ehre. Sie moserte viel herum mit uns Kindern in der Sexta. Ihre Strenge war legendär. Erst im Gymnasium lernte ich Lehrer wie sie kennen, die mir die Schule nachhaltig verleideten. An die Lehrer in der Grundschule habe ich im Großen und Ganzen keine negativen Erinnerungen. Frau M. machte uns Kindern überdeutlich, dass Schule und Spaß nicht zusammengehörten. Ihre Pädagogik bestand in der Hauptsache aus dem Notenbuch und Demütigungen. Ich kann mich nicht erinnern, dass sie einmal von Herzen lachte oder uns Kinder ermunterte. Ich war von ihr eingeschüchtert. Die Schule machte mir immer mehr Bauchschmerzen. Und als die Noten schlechter wurden, ging es im Prinzip nur noch ums Überleben – also um das Erreichen des Klassenziels. Nur bei wenigen Lehrern war ich im Unterricht wirklich entspannt. Warum zum Teufel hat Frau M. uns zarten Kinderseelen derart zugesetzt? Ich wurde immer in mich gekehrter und gehörte schon bald zu den Außenseitern in der Klasse.
Sowieso war ich ein schüchternes Kind und brauchte Lehrer, die ein wenig auf mich eingingen. Demgemäß fielen oder stiegen meine Leistungen im selben Fach je nach Lehrer. Frau M. werde ich nie vergessen – leider im negativen Sinne. Einige Jahrgangsstufen lang hatte ich Ruhe vor ihr. Aber in der Oberstufe erwischte ich sie wieder. Inzwischen hatte diese alte Jungfer geheiratet, ausgerechnet Herrn A., den ich als Religionslehrer kannte. Herr A. ist auch so ein Thema meiner Schulzeit. Er war der einzige, der mir in Religion ein Mangelhaft im Zeugnis verpasste. Normalerweise war die denkbar schlechteste Note in diesem Fach ein Befriedigend. Mit der „Fünf“ konnte ich vor meinen Mitschülern prahlen! Eigentlich war Herr A. recht lustig. Er kam zur Tür herein und setzte sich mit Schwung aufs Pult. Da saß er dann im Schneidersitz ähnlich wie ein Buddha und zitierte am Liebsten den Luther-Spruch „Aus einem verzagten Arsch kommt kein fröhlicher Furz“. Herr A.s Namen besaß auch eine Affinität, nämlich zu dem Zwerg Alberich – aber das nur nebenbei. Er war bestimmt einen Kopf kleiner als Frau M. und kokettierte gern mit seinem kugeligen Bauch. Er gefiel sich selbst am besten. Warum auch immer. Mit Frau M. fand er sein Liebesglück. Ich mag mir die Details nicht vorstellen.
In der Oberstufe hatte ich also Frau M. wieder. In Gemeinschaftskunde. (Sie hieß inzwischen A.-M..) Mein bester Kumpel und ich saßen in der ersten Reihe, und wir machten über ihren Riesenarsch Witze, wenn sie sich zur Tafel drehte. Wir waren eben blöde Teenager. Die Große Pause und jede Freistunde nutzten wir, um zum Auto meines Kumpels zu gehen und Alkoholisches in uns hineinzuschütten. Die Schule und ihre Lehrer hatten uns bestens auf das Leben vorbereitet…

13 Gedanken zu “Unvergessliche Lehrer (1)

  1. (ich gebe hier nur eine ganz subjektive meinung wieder. bestimmt hatten frau m. und herr a. ebenso ihre lieblingsschüler…, welche über sie ganz anders schreiben würden. ich mache sie auch nicht verantwortlich dafür, was aus mir wurde – lach! keineswegs!
    ich verstand damals erst langsam, dass ich in einer welt voller arschlöchern lebe. unvergesslich bleiben mir frau m. und herr a. diesbezüglich. heute gehöre ich seit vielen jahren selbstverständlich der arschlochwelt an. ich mogelte mich so durch, um nicht zu sehr zum arschloch respektive zum arschkriecher zu werden.
    wer eine unbequeme meinung äußert, hat es auch heute noch nicht leicht. eigentlich änderte sich nicht sehr viel zu damals, als ich zur schule ging… das behaupte ich jedenfalls mal. es wird nur noch mehr rumdiskutiert.
    die schule ist eben nichts für sensibelchen.)

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  2. Hatte sich Frau M. Nach ihrer Heirat geändert? War sie entspannter oder immer noch so wie einst?

    Ich hatte immer Lehrer oder Lehrerinnen, die ich mochte. Umgekehrt auch. Nicht weil ich brav war, ganz im Gegenteil, denn ich gehörte immer zu der „schlimmen Gruppe“. Wir zogen oft um, und es war in jeder Schule das Gleiche. Es gab da die Streber und die Schlimmen. Erstaunlicherweise, waren die Streber nicht besonders beliebt. Weder bei den Lehrkräften und schon gar nicht bei den Schülern.

    Und wirkliche Lieblingsschüler gab es gar nicht. Vielleicht lag es an Hamburg?

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  3. schön für dich keine ahnung, karens, woran es lag, dass es in unserer schule eine menge idioten-lehrer gab. bestimmt lag es an mir. ich gehörte halt zu den versagern – und versager geben die schuld gern den anderen.

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  4. Ich schrieb auch nicht gerade die besten Noten, dafür war ich viel zu faul.

    Du bist doch ein intelligenter Mann, und ich kann mir gar nicht vorstellen, dass du in der oder den Schulen ein Versager warst.

    „Anders“ ja, und vielleicht war es das, dass den Lehrern irgendwie „Angst“ machte, vielleicht spürten sie, dass du sie „durchschauen“ konntest.

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  5. „Intelligent“ wurde ich erst nach der Schule – auch rein subjektiv. In der Schule wurde mir mein sowieso nicht starkes Selbstvertrauen genommen – anstatt dass man es aufgebaut hätte. Natürlich gab es auch eine Menge Schüler, die prima mit der Schule zurecht kamen… Es gibt überhaupt Menschen, die sich besser oder schlechter in die Leistungsgesellschaft integrieren können
    Ich war 1. zu schüchtern, 2. zu faul, 3. für viele Lehrinhalte zu uninteressiert, 4. abhängig von der Motivation des Lehrers, 5. langsam in kapito, 6. alles hinterfragend, 7. ein Dickkopf…
    Ich frage mich im Nachhinein, wie ich das Abitur schaffte. Dazu noch alkoholisiert.
    Nein, ich war nie stolz drauf. Ich feierte mein Abi auch nicht – ich war lediglich froh, die Pauker endlich hinter mir zu haben.

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  6. Hatte sich Frau M. nach der Heirat geändert? Ja, sie wirkte menschlich frischer. Sie lachte mehr. Ihre Gesichtszüge waren nicht mehr so verkniffen. Ich hasste sie trotzdem. Im Großen und Ganzen blieb sie im Unterricht dieselbe.

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  7. vielleicht warst du ihnen auch zu anstrengend. schon das hinterfragen nervt viele menschen … abgesehen davon, sind und waren viele lehrer einfach ungeeignet für den beruf …

    mein enkelsohn hatte auch mit zwei oder drei lehrern probleme. es lag nicht an ihm, sondern an den lehrern, die üfberfordert mit meinem enkelsohn waren.

    die schulen (zwei) haben gut reagiert, ihn nämlich in andere klassen gesteckt. und siehe da, die probleme waren gelöst.

    so, ich wünsche dir noch einen angenehmen nachmittag und auch abend.

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  8. Ja, anstrengend könnte es besser treffen. Ich bin nach wie vor anstrengend…, obwohl ich auch sehr nett sein kann. Ich liebe die Harmonie – aber nicht auf Kosten der Wahrheit, bzw. des Bestrebens nach Wahrheit. Wenigstens Aufrichtigkeit…
    Dir auch einen schönen Abend!

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  9. mit rumdiskutieren meinst du bestimmt das rumspielen mit solchen begriffen wie lernerzentrierter unterricht, letnerautonomie, lebenslanges lernen etc. wobei diskussionen derart noch in der antike stattfanden. was hat sich seitdem verändert – man fühlt sich als schület nach wie vor ziemlich am arsch… das kann ich aus der lehrerperspektive gut nachvollziehen.

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  10. hallo lieblingsschülerin tz tz,
    mit rumdiskutieren meine ich die ganzen konzepte in der pädagogik, die wellenartig über uns schwappen…, worüber sich die sogenannten fachleute die köpfe heißreden, und letztendlich verändert sich an der basis nicht wirklich etwas – unter umständen wird es gar schlechter.
    das trifft nicht nur für die pädagogik sondern auch für andere bereiche zu. ich kann da insbesondere für die pflege sprechen.
    letztlich brauchen wir vor allem menschliche und motivierte lehrer mit gesundem menschenverstand, die gute lehrbedingungen an ihrer schule vorfinden.

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