Back in Berlin

Der gesamte Norden ist seit Tagen ein Kühlschrank mit nur wenigen lichten Momenten. Ich kam nicht drumherum, nach meiner Rückkehr von Wismar die Heizung in meiner Bude voll aufzudrehen. Scheiß Kälte.
Der Urlaub schon fast wieder vorbei – nun ja, eine Woche ist nicht viel. Der Herbergsvater hätte mich gern noch für eine weitere Übernachtung gehabt. Aber es machte nicht wirklich viel Spaß, draußen herum zu latschen oder mit dem Fahrrad Ausflüge ins Umland zu unternehmen. Also reiste ich planmäßig Donnerstag zurück.
Am Wismarer Bahnhof musste ich lesen, dass der Zug nach Rostock, den ich nach meinem Reiseplan nehmen sollte, ausfiel. Ein wenig genervt fragte ich im Reisezentrum nach. Eine nordisch-herbe Bahnangestellte teilte mir nach Einsicht meiner Fahrkarte mit, dass mein Zug nach Berlin bereits auf dem Bahnsteig bereitstünde. Ich war einigermaßen verdattert über diese Auskunft. Die Umleitung über Rostock sei einem Datenfehler geschuldet gewesen, sagte sie. Eine Baustelle gab es während der ganzen Zeit nicht. Ich hätte also auch schon auf der Hinreise die Direktverbindung per RE 8 zwischen Berlin und Wismar nutzen können. Ich will nicht wissen, wie viele Reisende auf diesen Umweg geschickt wurden. Nur gut, dass der Zug nach Rostock ausfiel, lachte ich in mich hinein, sonst hätte ich nicht nachgefragt und wäre dummerweise ebenso umständlich zurückgefahren.

da steht er und sagt nichts

Wieder Wismar

Die Wettervorhersage fällt ungünstig aus. Mitte Dezember erlebte ich Wismar im Schnee bei eisigen Temperaturen. Nun Anfang März werde ich sehr wahrscheinlich kaltes Schmuddelwetter haben. Wie sagt man so schön: Mach einfach das Beste draus.
Die Insel Poel würde ich schon gern mit dem Fahrrad erobern. Lange Unterhosen will ich mir aber deswegen nicht kaufen.
Immerhin kenne ich inzwischen ein paar Lokalitäten in Wismar, wo ich mich aufwärmen kann. Auch wäre ein Tagesausflug mit der Bahn nach Schwerin drin. 3 Tage werde ich schon rumkriegen. Jede Reise ist eine Herausforderung außerhalb des Alltags. Ich reise nicht, um mich auszuruhen. Ich reise für eine Umarmung mit der Welt, spürbarer als in meinen 4 Wänden. Oder ich reise für die Erkenntnis, dass die Welt kein Ende hat.

Von Berlin nach Wismar ist kein großes Ding. Ich freue mich auf meinen Herbergsvater. Freundlich und respektvoll werden wir uns begrüßen.

Schöne Weihnachten

Ich werde mein Leben lang Weihnachtsverächter bleiben. Aber ich bin kein Unmensch.
Sehnen wir uns nicht alle nach der heilen Welt? Wir nehmen sie, auch wenn sie künstlich ist. Wir machen Ausflüge nach Disney Land. Wir schunkeln in Festzelten zu Volksmusik. Wir stehen am Straßenrand und jubeln den alten Monarchen zu.
Ich werde dem Künstlichen nie huldigen. Aber ich bin kein Unmensch. Zu sehr liebe ich meine Mitmenschen, auch wenn sie mir in ihrem Gebaren oft fremd erscheinen.
Entschuldigt, dass ich euch Zombies oder Arschloch-Materialisten nenne. Ich meine es nicht so. Entschuldigt, dass manchmal mein Zynismus mit mir durchgeht (besonders an Weihnachten). Ich weiß, dass ihr im Grunde gute Seelen seid. Es ist eben alles nicht so einfach…

Ich wünsche euch schöne Weihnachten, das schönste Weihnachten eures Lebens!


Weihnachtsmarktkulisse Wismar

den Klavierspieler sahen und hörten nicht viele


Ankunft in Wismar

Meine Reisen sind in der Regel keine Vergnügungsreisen. Vielleicht trifft es eher das Wort „Ausflug“. Ich fliege aus hin zu anderen Gefilden, lasse mich von anderen Landschaften und Orten betören. Ich liebe dabei (angemessene) Herausforderungen. Meine Ausflüge sind in der Regel keine Erholungsreisen. Eine gute Portion Leidensfähigkeit gehört mit ins Gepäck.
Diesmal bestand die Herausforderung in der Hauptsache aus einem Atemwegskatarrh, der mich 2 Tage vor der Abreise ereilte und mich körperlich schwächte. Mir ging es so mies, dass ich mir ernsthaft überlegte, Wismar ausfallen zu lassen. Vernunft ist aber nicht alles – Gott sei Dank. Also machte ich mich auf den Weg. Es war beißend kalt. Neben meiner körperlichen Abgeschlagenheit war die Kälte die zweite Herausforderung. Der Zug erreichte Wismar im Schneetreiben…

   

auf dem Weg zur Pension

Ich hatte nur etwa einen Kilometer bis zu meiner Unterkunft. Nachdem mich der nette und zuvorkommende Pensionswirt eingewiesen hatte, machte ich mich sogleich auf zu meiner ersten Erkundungstour durch Wismar (erstmal ohne mein kleines Fahrrad).

erst zum Hafen

dann hoch in die Stadt zum Weihnachtsmarkt – das Schneetreiben hatte zugenommen

Genug ist genug, dachte ich, lieber zurück zur Pension, bevor ich zum Schneemann werde. Ganz einfach war das nicht, denn ich hatte die Orientierung verloren. Schließlich fand ich zurück auf den Weg, den ich gekommen war.

Am Morgen des 4. Advents

noch im beschaulichen Hansestädtchen Wismar

rechtzeitig zum WM-Finale am Nachmittag zurück im grauen Häusermeer Berlin

Das Finale zwischen Argentinien und Frankreich konnte spannender nicht sein, ein Wechselbad der Gefühle.
Am Ende siegten im Elfmeterschießen die Messi`aner – insgesamt verdient, wie ich meine. Die meisten Kneipengäste freuten sich für die Argentinier.
Nach dem Spiel war ich reif für die Koje.