Ich mag die bunte Vielfalt der Menschen, z.B. hier in Berlin. Die Demagogen/Ideologen hinter diversen Bewegungen allerdings sind mir zuwider. Ebenso wie mir Hetze und einseitige Propaganda negativ aufstoßen, egal mit welch angeblich hehrer Gesinnung sie daherkommen. Mir wird regelmäßig schlecht, wenn ich unseren sogenannten Volksvertretern und anderen gesellschaftlichen Prominenzen in Polit-Talkrunden oder im Bundestag zuhöre. Politik ist ein dreckiges Geschäft. Wer den Schmutz sieht und auf ihn öffentlich hinweist, muss sich warm anziehen… Die Mächtigen lassen sich ungern in die Suppe spucken. Nun könnte man meinen, dass in einer Demokratie Meinungsfreiheit herrsche, dass Kritik an der Politik und die Benennung von Missständen sogar erwünscht sei… Ich hebe mein Glas auf die ewig Gutgläubigen, auf die Obrigkeitshörigen, auf die gedankenlosen Mitläufer, ganz egal, wo sie sich beheimatet fühlen – politisch, ideologisch oder religiös, ob sie bar jeglicher Haltung sind oder vor Weltverbesserungseifer triefen. Alle sind sie mir gleich lieb…, Hauptsache sie bewahren sich einen Rest Menschlichkeit + gesunden Menschenverstand, bleiben gesprächsbereit – bewegen sich auch mal aus ihren „Blasen“ heraus.
Denn lassen wir es an der Verständigung untereinander fehlen, fällt die Welt unweigerlich auseinander, und das nicht friedlich.
Vielfalt
Der menschliche Aspekt
Im Gleisdreieckpark ein Menschenauflauf wie bei einem Volksfest. Ich traute meinen Augen nicht. Das warme sonnige Vorfrühlingswetter lockte ins Freie. Vor allem Familien mit Kindern breiteten sich auf dem Parkgelände aus, welches Spielplätze, Fitnessanlagen und Flächen für Skater anbietet. Auf den Wiesen picknickten die Menschen, und überall tobten die Kinder wild durcheinander, spielten Ball oder mit anderem Spielgerät. Auf den Wegen ein Tumult von Spaziergängern, Joggern, Skatern, Radlern, spielenden Kindern… Im Schritttempo und im Slalom bewegte ich mich auf meinem Fahrrad Richtung Potsdamer Platz, wo ich mit O. verabredet war. Auch ich fühlte mich belebt von der Aufbruchsstimmung der Natur, die förmlich in der Luft lag. Jedes Jahr von Neuem sind wir Teil dieses magischen Schauspiels, werden zum Spielball unserer Triebe…, einer überschäumenden Lust am Leben.
Am Potsdamer Platz fanden wir einen schönen Platz vor einem Lokal, tranken Bier und betrachteten die vorbeiströmenden Leute. Ich konnte mich gar nicht sattsehen an ihrer Vielgestaltigkeit und dem kulturellen Mischmasch…, anmutigen und kuriosen Typen, spießigen und abstoßenden Erscheinungen. Sie alle lebten in ihren Welten von Familie, Herkunft, Nationalität, Beruf… mit ihren ganz eigenen Vorlieben, ihren Freundschaften, ihrer Liebe… Ich saß O. gegenüber – wir fügten uns selbstverständlich ein in diese Vielfalt. Trotz der (teilweise großen) Unterschiede schien sich alles wunderbar zusammenzufügen. Mir waren sie alle recht, wie sie da kreuz und quer herumliefen. Der menschliche Aspekt hielt seine schützende Hand über uns. In solchen Momenten des Aufgehoben Seins inmitten meiner Mitmenschen sind Gewalt und Krieg unmögliche Vorstellungen. Dabei trennt uns nur eine hauchdünne Membran von ihnen. Ein aggressiver Eindringling – ein falsches Wort – ein Handgemenge… und der Frieden ist gestört. Das Verbindende unter den Menschen zerspringt wie Glas. Die Menschlichkeit verzerrt sich zur Fratze und reißt Abgründe des Schreckens auf…
Die Märzsonne hatte sich hinter die Häuser zurückgezogen. Ein kühler Wind kroch unter unsere Klamotten und verdrängte langsam die Gemütlichkeit. Wir leerten den Hopfensaft und machten uns auf den Heimweg.