Ich gebe zu, dass ich mich noch wie erschlagen fühle. Ich suche vor dem Computer nach Worten. 9 Tage Radreise liegen hinter mir, und jeder Tag hatte seine Herausforderungen. Auch die Stimmung war immer anders – wie das Wetter. Den Friesennerz hatte ich nicht umsonst mitgenommen. Ich wechselte oft die Jacken. Wenn die Sonne herauskam, brannte sie mir aufs Fell. Blieb sie aber hinter den Wolken, wurde es ungemütlich kühl. So oder so schwitzte ich im Gegenwind auf dem ersten Teil meiner Tour von Hamburg nach Brunsbüttel. Mir wurde schmerzlich bewusst, wie schlecht es um meine körperliche Fitness bestellt ist. Die letzten Jahre ließ ich mich gehen. Wir Menschen sind Verdrängungskünstler. Und bitte sage mir keiner, dass es bei ihm anders ist. Quark.
Nun zum Material, das ich mitgenommen oder vergessen hatte: Am Morgen des 2. Tages wollte ich aufgrund der Temperaturen von kaum über 10° C meine Jeans anziehen… Ich hatte sie zuhause liegen lassen! Darum pausierte ich 1 Tag im Elbecamp und kaufte mir in Wedel, der nächsten Ortschaft, ein Paar lange Hosen. Hätte ich mir aber sparen können, denn ich trug sie nicht ein einziges Mal. Wichtiger ist mir, dass ich obenrum nicht auskühle. Die Beine sind der Motor und werden schnell warm.
Der nächste Lapsus war das Zelt. Die elastische Schnur, welche die Zeltstangen zusammenzieht, war ausgeleiert. Das Zusammenstecken gestaltete sich langwierig – eine echte Geduldsprobe nach einem anstrengenden Tag. Das ganze eskalierte… das Zelt wurde nach 3 Übernachtungen unaufstellbar (ohne hier auf die Details einzugehen). In Kiel kaufte ich mir ein neues Zelt, welches das Nachfolgemodell des alten ist. Auch mit dem Schlafsack hatte ich Probleme, d.h. mit dem Reißverschluss. Er öffnete sich immer wieder von unten. Nicht so gut für kalte Nächte. Wenigstens konnte ich damit bis zum Ende umgehen. Fuckin` Patente, wenn sie nicht funktionieren!
Aber ich habe auch positives über das Material zu berichten: So hielt mein Bike tapfer durch wie ein Ochse, der alles klaglos erduldet. Auch löblich zu erwähnen ist die Urinflasche. Gut, dass ich die nicht vergessen hatte. Sie ersparte mir in der Nacht das Verlassen des Zeltes. Was sehr viel wert ist – echt!
Bei allen Strapazen und Schwierigkeiten lief die Tour im Großen und Ganzen nach Plan. Ich kam auf der Strecke an. Ich genoss die Landschaften und vielfältigen Sinneseindrücke. Ich genoss das Pausen-Bier. Die Reise muss erstmal verdaut werden.