Egal an was du stirbst, du stirbst auf jeden Fall

Im Allgemeinen stirbt jeder. Zumindest sind mir keine Highlander, Vampire, Unsterbliche oder hunderte Jahre alte Menschen bekannt, was nicht heißt, dass es die nicht gibt. Ich bin mittlerweile zur Überzeugung gekommen, dass ich zu den normalen Sterblichen gehöre. Ich sehe meine Tage dahinschmelzen. Das Leben ist eine Art Knast, in dem man sitzt und nicht rauskommen will…
Früher mochte ich den Herbst. Das änderte sich, seit ich mich selbst im Herbst meines Lebens befinde. Frühling und Sommer sind unwiederbringlich vorbei. Und während sich die Natur nach dem Winter wieder erholt und im Frühling des folgenden Jahres neu erblüht, wird mich der Tod zur letzten Ruhe betten. Nein, nicht unbedingt in diesem Winter. Möglicherweise fahre ich noch ein paar Runden mit auf dem Karussell. Vater und Mutter warten auf mich. Ich sehe sie winken. Keine Ahnung, warum das Karussell eine solche Anziehungskraft auf mich ausübt, so dass ich gar nicht mehr runterwill. Es ist zum Heulen.

Das Loslassen vom Leben und von der Liebe ist das Schwierigste. Das kann man nicht üben. Manche glauben an ein Leben nach dem Tod. Sie glauben an den Himmel oder an die Wiedergeburt. Ich weiß nicht, was ich glauben soll. Ich muss noch ein wenig Geduld haben. Es ist so, als würde ich in einer langen Reihe stehen, in welcher sich die Anstehenden Geschichten darüber erzählen, was denn am Ende auf sie wartet. Ich frage: „Warum stehen wir überhaupt wie Blödiane hier rum?!“ Von den vor und hinter mir Stehenden höre ich „Psst!“. Einige blicken mich mahnend an. Offenbar verletzte ich mit meiner Frage ein Tabu.

Ich denke: Das Leben ist nicht nur Knast, sondern explizit eine Todeszelle.