Auge des Universums

Abends, wenn ich es mir im Bett bereits gemütlich gemacht habe, lausche ich gern vorm Einschlafen allerlei YouTube-Beiträgen. Darunter auch wissenschaftliche Beiträge zur Quantenphysik – weil ich die mit ihren Paradoxien total faszinierend finde. Man kommt nicht herum zu fragen, was unsere Wirklichkeit im Grunde ausmacht. Welchem Daseins-Konstrukt sitzen wir auf? Auch lausche ich gern Beiträgen aus Philosophie und Grenzwissenschaften. Oder ich kuschele mich bei phantastischen Erzählungen von H. P. Lovecraft ins Kopfkissen.
Mit der Zeit kristallisierte sich der ein oder andere Favorit meiner abendlichen Bettkuschel-Séancen heraus. Darunter Thomas Campbell mit seiner Theory of Everything – von ihm kurz „My Big TOE“ genannt. Auch wenn ich ihm nicht immer folgen kann oder mag – seine Theorie, dass wir eigentlich in einer virtuellen Realität leben, hat was. Er bricht damit aus der klassischen deterministischen Physik aus und erläutert ein neues Weltbild, in welchem die Paradoxien der Quantenphysik sowie paranormale Phänomene einen Platz finden. Mir gefallen insbesondere seine Gedanken zum Bewusstsein, welches er als die entscheidende kreative Entität hinter allem hält.
Intuitiv deutete ich schon als junger Mann den bewussten Geist als das Auge des Universums und spürte, dass alles mit allem verbunden ist…, dass ich Teil einer Weltseele bin. Mit philosophisch-wissenschaftlichen Gedankenkapriolen dieser Art kann man mich also prima unterhalten (- falls nicht zu abstrus).
Eine ketzerische Frage an Thomas Campbell kam mir vorhin in den Sinn: Realität bleibt vordererst Realität – egal ob virtuell oder nicht – So what?


Wie von selbst

Die Zweige der Stadtbäume schaukeln im eisigen Wind. Der Himmel grau. Kaum eine Menschenseele vor der Tür. Zwischendurch eingemummelte Gassi-Gänger. Eine Polizeistreife kreuzt meinen Blick. Ich zünde eine Kerze an. Es ist wirklich düster.
Mein Lieblingsbluessender läuft. Die Heizung aufgedreht. In den eigenen vier Wänden ist es behaglich. Ich kontempliere vor mich hin. In den letzten Tagen stieß ich auf den bemerkenswerten Thomas Campbell (Physiker und Bewusstseins-Forscher). Auf YouTube kursieren einige Gespräche/Interviews zu seinen Büchern und Thesen über die Welt und das Dasein. Seine außerkörperlichen Erfahrungen und Experimente brachten ihn zu „seiner großen Theorie von allem“. Wirklich faszinierend, was er zu sagen hat… Und nein, ich glaube nicht so recht an Astralreisen oder das Remote Viewing. Aber eine reizvolle Vorstellung. Dieser Campbell hat was. Er sieht ziemlich genau so aus, wie ich mir als Kind Gott vorstellte.
Inzwischen schneit es draußen leicht vor sich hin. Bei den jetzigen Minustemperaturen wird es liegenbleiben. Mal sehen, was der Himmel über Berlin in petto hat. Ich würde mich über eine Winterlandschaft freuen… Eine These Campbells ist, dass man durch „Absichten“ auf der „Seins-Ebene“ die Wirklichkeit beeinflussen kann. Z.B., wenn es also nur geringfügige Effekte braucht, um eine ganz andere Wetterlage herbeizuführen oder das Ergebnis eines Münzwurfs tendenziell zu beeinflussen. Als Jugendlicher verschlang ich Bücher, in denen es um solche parapsychologische Phänomene ging… Campbell betont dabei immer wieder, dass es nicht genügt, sich etwas zu wünschen. Man könne sowas nur von der „Seins-Ebene“ aus bewirken… Okay – vielleicht ist er einfach ein guter Märchenerzähler. Es gibt viele Menschen, die sich die Welt nach ihren Modellen zurechterklären, mehr naturwissenschaftlich oder mehr religiös/spirituell… Jeder aus dem Kontext seiner Realitätsblase heraus. An eine große Theorie von allem kann ich schwer glauben.

Ich stelle mir vor, jetzt über den Dächern Berlins zu schweben und zuzusehen, wie die Stadt immer weißer wird… Ob meiner Schwerelosigkeit bin ich glücklich und lächele, überrascht, dass das ganz ohne Physis geht… Nach einer (undefinierbaren) Weile kehre ich schließlich zurück zu meiner Adresse. Ich sehe mich, wie ich am Schreibtisch sitze und irgendeinen Text tippe. Neugierig schaue ich mir über die Schulter… Dann berühre ich mich liebevoll, und Flupp! bin ich wieder drin in mir… That`s it. Und es schneit weiter, als wollte es nicht mehr aufhören. Ein Universum tanzender Schneeflocken – so schön.