Laut einer Statistik von 2020, die ich im WWW fand, waren nur etwa ein Drittel der Befragten ihrem Partner schon einmal untreu. Die Deutschen sind eben in der Mehrzahl brave Spießer nach dem Motto: Gucken darfst du, aber gegessen wird zuhause. Wobei ich nicht sicher bin, ob diese Statistik die Realität über Untreue/Seitensprünge in Liebesbeziehungen richtig abbildet. Es wurde nur zwischen Männern und Frauen unterschieden, andere Parameter, wie Alter, Bildungsgrad, Beruf… blieben unerwähnt. Wie viele Erwachsene wurden befragt? War die Auswahl der Befragten repräsentativ?
Meine Treue hielt sich in Grenzen. Gerade während Fernbeziehungen war die Versuchung groß, wenn sich die Gelegenheit bot. In der Phase der Verliebtheit stellte sich die Frage des Fremdgehens für mich nie. Aber jede Liebe kühlt mit der Zeit etwas ab. Der Sex wird weniger. Die Attraktivität des Partners verliert an Zugkraft oder wird gar in Frage gestellt. Als Liebestöter erlebte ich vor allem das enge Zusammenleben. Man stellt sich Fragen wie: In wen verliebte ich mich da eigentlich? Worin bestehen unsere gemeinsamen Interessen? Wieso hat mein Partner keine Lust mehr? Warum unternehmen wir nichts mehr zusammen? …
Frauen haben es mit den Seitensprüngen in der Regel leichter als wir Männer, zumal wenn sie auf ihr Erscheinungsbild achten. Das spiegelt sich auch statistisch nieder: Frauen gehen etwas häufiger fremd. Wenn ich daran denke, dass sich sogar gute Kumpels bei meinen Partnerinnen einschleimten, wird mir heute noch übel. Das Ränkespiel der Liebe ist nichts für sensible Zeitgenossen (wie mich). Ich glaube, es wird nirgendwo mehr gelogen, verheimlicht und betrogen wie in der Liebe.
Mein Credo war stets Ehrlichkeit. Wenn ich fremd ging, konnte ich das nicht lange für mich behalten. Ich fühlte mich gegenüber meiner Partnerin schuldig. Aber wer denkt, dass Ehrlichkeit vom Gegenüber mit derselben Ehrlichkeit gewürdigt würde, der kann ganz schön geleimt werden. Es gibt Menschen, die die Kunst der Heuchelei nahezu perfekt beherrschen. Letztlich musste ich mir eingestehen, dass ich ein naiver Trottel war.
Sei`s drum. Ich bin kein Engel. Ich will nicht über andere urteilen. Die Liebe war das schönste Geschenk meines Lebens, zugleich das schmerzhafteste. Vielleicht kann ich dieses Kapitel bald schließen. Nicht, dass ich es unbedingt schließen will, aber ich bin müde.