Mal ist die Poesie ein Luftballon, mal ein Medizinball. Ich strecke meine Glieder am Türrahmen. Ich begrüße mein Fahrrad, das im Flur steht. Ich schiele hinaus, ohne richtig hinzusehen. Die Welt hat sich über Nacht nicht auf den Kopf gestellt. Auch ich… mutierte nicht, weder zu einem Käfer noch zu einem anderen Wesen. Alles ist gut. Wobei ich schon gern verjüngt aufwachen würde, wenigstens um ein paar Jahre. Nicht mein ganzes Leben soll sich zurückdrehen – um Gottes Willen, nein! Ich möchte nur ein wenig an der Vergänglichkeitsschraube drehen. Die Selbstverliebtheit leidet doch sehr, wenn ich morgens beim Blick in den Spiegel mit dem Sieg der Schwerkraft konfrontiert werde. Allein schon die Ohrläppchen. Einst liebte ich meine Ohren. Andere Körperteile atrophieren komischerweise. (Ich will hier nicht näher darauf eingehen.) Die Verwandlung findet nicht über Nacht statt. Lange Zeit ignorierst du sie. Eines Morgens dann schaust du in den Spiegel und schreist: What the Fuck?!
In meiner Jugend hörte ich den Spruch „Das Leben ist wie eine Hühnerleiter – kurz und beschissen“, und wir lachten. Heute lache ich nicht mehr.
Genaugenommen ist das Altwerden ein Albtraum, aus dem es kein Erwachen gibt. Danke lieber Gott, oder wie ich dich nennen soll. Du musst ein Perversling sein. Bist du süchtig nach Gammelfleisch?!
Wozu das alles?
Ich sitze wie jeden Sonntagmorgen am Schreibtisch, höre Musik und schreibe. Ich laufe in den Tag hinein, ohne zu laufen. Ich denke, ohne zu denken. Ich atme, ich schwitze, und merke es nicht. Ich sehe meine alternden Hände über die Tastatur huschen. Ich würde gern Luftballons steigen lassen.