Bis zum nächsten Mal!

Ich traf den Wirt auf der Straße. Vorm REWE. Wenn er mal nicht im Pub ist, dann treibt er sich dort herum. Er hat seine Route. Mich zieht es eher zum Nahkauf, weil es dort übersichtlicher und menschlich angenehmer ist. Außerdem liegt er quasi neben dem Park. Ich wollte gar nicht in den REWE, sondern zu Rossmann gleich daneben. Schaumfestiger besorgen und einen Kamm. Die längeren Haare… Was ich sagen wollte, jeder hat halt seine Wege, die er regelmäßig abgeht, und so war es durchaus nicht ungewöhnlich, dass ich den Wirt an diesem Ort traf. Er sah von Corona ziemlich unbeeindruckt aus – original Puschel: 5-Tagebart und rotes Käppi auf dem Wuschelkopf. Nicht mehr runtergekommen als sonst. Was hatte ich erwartet? Er biss sich weiter durch, schlug sich mit der Bürokratie herum und entwickelte im Kopf Konzepte wie Bier-to-go. Aufgrund seines Genuschels verstand ich nicht alles. Sicher hatte er einige Korn intus. Er trinkt das Zeug wie ich meine Bier. Ich wünschte ihm viel Glück, und wir gingen weiter unserer Wege. „Bis zum nächsten Mal!“
Vorm Rossmann hatte sich eine Schlange gebildet. Nein, so dringend war das auch nicht mit meinem Einkauf. Ich schnappte mein Fahrrad und machte kehrt. Die Wolken über den Dächern Schönebergs lockerten auf. Ich nahm die Einladung an und radelte Richtung Nelly-Sachs-Park, vorbei am Spätkauf, wo ich mir kaltes Bier besorgte. Der Spätkauf ist äußerst praktisch, wenn alles andere zuhat, oder wenn ich keinen Bock habe, mich für ein paar Getränke durch den Supermarkt zu kämpfen. Hier kann ich dazu noch ein kumpelhaftes Schwätzchen mit dem Besitzer halten.
Im Park waren die meisten Bänke frei. Ich fand sogleich ein prima Sonnenplätzchen… Hach! Genüsslich inhalierte ich die frische Luft. Die Regenschauer hatten der Luft und der Natur gutgetan. Der Wind spielte mit meinen Haaren.

 

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in die Wolken schaun

 

Elegie mit Kornkreisen

Der 2. Weihnachtsfeiertag lässt sich schwer an. Ich blicke aus dem Küchenfenster und entdecke eine tote Ratte im Hof. Offenbar unter die Räder gekommen. Der Beton glänzt feucht. Ich öffne kurz das Fenster und strecke meinen Zinken raus. Keine Menschenseele zu sehen. Auch keine lebende Ratte. Zumindest im Moment. Elegisch strecken sich die Stunden. Ich habe nichts zu tun und will auch gar nichts tun. Wie ein Tiger im Käfig laufe ich in der Wohnung hin und her, kehre an den Schreibtisch zurück: blogge, googele Kornkreise und schaue mir diese obskuren ins Getreide gezeichneten Mandalas an. Teilweise wirklich gut gemacht. Respekt! – falls die von Menschen stammen. Doof, dass die Seiten, die sie zeigen, fast alle einen esoterischen Anstrich haben. Außer Spinnern scheint sich wohl niemand für dieses Phänomen zu interessieren.
Erstmal genug der Kornkreise. Der Wein wird nicht mehr reichen. Schon gar nicht für morgen. Ich muss also nochmal raus. Eine Runde im Kiez drehen. Der Spätkauf hat offen. Das Pub heute allerdings geschlossen. Sita machte mich gestern extra darauf aufmerksam. Dann fahre ich eben zur Reza-Bar am Nollendorfplatz. Wenigstens auf ein Bier.
Ich schaue auf die Uhr. Ich sollte nicht so oft auf die Uhr schauen. Ist ja fast so, als wäre ich im Büro und würde auf den Feierabend warten. Dabei warte ich auf gar nichts.