Leberwurstbrot

Der Wahnwitz hat zwei Beine und nennt sich Mensch. In einer der letzten Nächte träumte ich von einer neuen weltweiten Marke, die sich „Leberwurstbrot“ nennt: Neben allen möglichen Produkten, für die sie steht und überhaupt nichts mit Leberwurstbroten zu tun haben, nimmt sie auch Einfluss auf die Politik. In ihrem Namen wird eine weltweite politische Bewegung gegründet. Überall prangen fortan Werbebanner mit dem Schriftzug „Leberwurstbrot“… Genial! fand ich im Schlaf und war hin und weg von dem erdachten Label.

Momentan fühlt sich das Leben an wie ein Puzzle ohne Orientierungsbild. Wie von selbst reihen sich die Wochen aneinander und unterscheiden sich kaum merklich voneinander. Dabei leben wir in rasanten und spannenden Zeiten. Politisch ist einiges in Bewegung, die technische Entwicklung explodiert geradezu (nur beim Diesel nicht), und das Klima spinnt. Aber all das erreicht mich nur wie durch Watte – als würde sich mein Leben im Auge des Sturms abspielen. Bin ich alleine mit dieser Empfindung? Bei mir kommt freilich noch eine persönlich bedingte Lethargie hinzu, welche das Gefühl des Stillstands und der Leblosigkeit verstärkt. „Zwick mich, damit ich spüre, dass ich lebe!“ rufe ich. Doch da ist niemand.

Ich nehme mein Herz und schmiere es an die Wand. Seltsam, es ist gar nicht rot, denke ich, es sieht eher aus wie ein Leberwurstbrot.

November, du Hund

Es ist derart trist, dass ich ein paar Kerzen und Teelichter anzündete. Die Luft, die durch das geöffnete Fenster in die Wohnung strömt, klebt vor Feuchtigkeit. Beinahe sonntäglich still an diesem verregneten, düsteren Samstagvormittag – er erhält von mir den Hauptpreis für Hässlichkeit 2017. Die Bluesmusik aus dem Internetradio passt wie die Faust aufs Auge. Ich habe kein Problem damit, den Blues zu zelebrieren, ein totes Pferd zu reiten oder einfach in die Röhre zu gucken. Die Schwermut ist für mich mehr als ein guter Bekannter. Sie steckt mir wie Blei im Blut. Einsamkeit und Schwermut – eine köstlichere Verbindung gibt`s nicht.
Eigentlich ganz gemütlich alleine in der Bude. Ich blicke auf das flackernde Licht auf dem Couchtisch. Wenn man jetzt noch was mit sich anzufangen wüsste.