Das Nest

Über das Haus, in dem ich wohne, gibt es nicht viel zu sagen. Es hat fünf (oder sind es sechs?) Stockwerke. Ich wohne unten. Ich kenne die Leute kaum, die über mir wohnen. Sie ziehen ein und aus. Nur wenige wohnen wie ich seit Jahren hier. Zu den Eingesessenen gehören außer mir eigentlich nur das schwule Pärchen unterm Dach und der Pole in der 1. Etage, der als Hausmeister fungiert. Ansonsten wechseln die Namen auf den Klingelschildern oft. Ich tippe auf Studenten. Alle möglichen Nationen sind vertreten. Der Pole drängt sich jedem auf. Ich mag ihn nicht. Inzwischen kapiert er es und wir grüßen uns nur noch anstandshalber.
Im Hinterhof gibt es eine Werkstatt für Mini Cooper. Der Chef ist okay. Er nimmt die Pakete an, die nicht zugestellt werden können und ist immer freundlich. Ich glaube, er macht einen guten Job. Aber ich besitze leider keinen Mini… Daneben im selben Gebäude ist eine Tanzschule. Viele junge Leute sehe ich des Öfteren im Hof, wenn sie kommen oder gehen. Keine Ahnung, was dort für Tänze aufgeführt werden.
Hinter dem Hinterhof existiert noch ein zweiter Hinterhof, in dem ich so gut wie noch nie war. Auch dort ist irgendwas. Meine Neugier hält sich in Grenzen.

Das Haus, in dem ich wohne, steht in Berlin unter tausenden ähnlichen Häusern. Alles klebt aneinander… In unmittelbarer Nähe befinden sich zwei Parks. Das finde ich gut, vor allem im Frühling und Sommer. Da ich keinen Balkon habe, sind das die Orte, wo ich Wärme, Lebendigkeit und Licht auftanke. Auch die ein oder andere Kiezkneipe besuche ich gern (seit einigen Monaten für Ungeimpfte wie mich dummerweise nicht möglich). Ich finde es ziemlich praktisch, dass im Kiez vieles zu entdecken ist und nah beieinander liegt. Das Fahrrad reicht mir völlig. Zum Glück wohne ich sogar relativ nah an meinem Arbeitsplatz, was mir einige Kollegen/Kolleginnen neiden.
Alles in allem will ich nicht meckern.