Das Bewusstsein lernt laufen

Sehr viele Menschen sagen (immer noch / oder wieder), dass sie an Gott glauben. Sie gehören Religionen an, in denen Gott die tragende Rolle spielt. Sie feiern Feste dieser Religionen, um Gott zu preisen. Sie orientieren sich an der Moral, welche ihnen die religiösen Führer und Schriften vorgeben. Einige besuchen regelmäßig Gotteshäuser. Sie beten zu Gott. Sie bitten Gott um Vergebung. Sie entwickelten Rituale und Traditionen rund um ihren Gottesglauben. Sie verachten und verfolgen die Gottlosen… Sie ziehen für ihren Gott in Kriege.
Heute präferieren die meisten einen gütigen Gott, vor allem in der westlichen Welt. Verachtung und Verfolgung sind trotzdem präsent. Der Gottesglaube ändert nicht unbedingt etwas an der Gehässigkeit der Menschen. Der Philister gibt es mehr, als man zählen kann. Gott als der gute Hirte nimmt sie alle unter seine Fittiche. Anders der zornige Gott, er bringt Verderben über die Lügner, Heuchler und Götzenanbeter. Der zornige Gott wird wiederauferstehen. Die Menschen treiben es auf diesem Planeten deutlich zu bunt…

Ich glaube nicht an Gott. Gott dient mir als Metapher. Die Vollkommenheit Gottes als Überbau für die tragische Selbsterfahrung moralischer und geistiger Unvollkommenheit – im Ursprung die Sehnsucht des Menschen nach dem Allvater, der ihn beschützt, der dem Dasein einen Sinn gibt, der das Paradies nach einem Leben voller Entbehrungen verspricht, der feste Regeln des Zusammenlebens vorgibt, der mahnt und straft… Kein so schlechtes Konzept, um den Menschen bei der Stange zu halten und ein geordnetes (friedliches) gesellschaftliches Zusammenleben zu bewerkstelligen, jedoch zu anfällig für Missbrauch/Missdeutungen… Zudem eine Entmündigung des freien Geistes. Die Aufklärung musste (früher oder später) zum Gebot der Stunde werden. Nietzsche konstatierte als Ergebnis „Gott ist tot“. Die großen Denker (und Künstler) emanzipierten sich weitgehend von der vorausgegangenen Allmacht der Kirche. Dummerweise befeuerten sie damit das zügellose Zeitalter des Materialismus, in welchem wir heute leben. Der Mammon wurde zur Ersatzgottheit. Und wieder opfert der Mensch seine geistige Mündigkeit…, diesmal auf dem Altar des grenzenlosen Konsums und der Versprechungen der Geschäftemacher auf Glück, Gesundheit und Wohlstand für jedermann. Vielfältig ist die Propaganda durch die Massenmedien. Vielfältig sind Lug und Trug.
Ich glaube nicht an Gott. Eher glaube ich an den Teufel…