An meinem Nachttisch steht ein Schuhkarton meiner Ex. Er hat genau die richtige Höhe, um darauf das Tablet zu stellen. Ich gewöhnte es mir an, im Bett Filme aus der Mediathek zu schauen oder YouTube-Videos. Ich gehe ziemlich früh zu Bett. Ich mache mir was zu essen und igele mich ein. Es gibt sonst nichts.
Ich schmiss fast alles von meiner Ex in die Tonne. Diesen einen Schuhkarton behielt ich. Er passt genau. Meine Ex hat die richtige Schuhgröße. Dazu muss man wissen, dass mein Bett nur aus Lattenrost und Matratze besteht, also ziemlich niedrig ist. Der Nachttisch überragt das Bett wie ein kleiner Turm. Zu hoch, um darauf das Tablet zu positionieren.
Meist gucke ich Krimis. Also erstmal einen Krimi oder zwei, drei Folgen einer Thriller-Serie. Und danach wechsele ich auf YouTube. Am Liebsten ziehe ich mir dort ein Hörspiel oder Hörbuch rein. Da muss ich nicht mehr hingucken, kann mich wegdrehen und mich ins Kissen kuscheln. Oft schlafe ich dabei ein.
Die Nächte sind lang, weil ich so früh zu Bett gehe. Ich schlafe sehr viel. Die meisten Träume sind passabel und beunruhigen mich nicht. Ich träume gern. Leider kann ich mir wenig davon merken.
Ich wundere mich über mich selbst, dass ich jeden Morgen aufstehe, einen neuen Tag beginne – ein Tag, von dem ich nichts erwarte, als ihn rumzubringen.
Mediathek
Falls Bruce Willis nicht die Welt rettet
Einen Asteroideneinschlag halte ich neben dem Ausbruch eines Supervulkans für das wahrscheinlichste Szenario einer Apokalypse. Auch Epidemien mit tödlicheren Viren als Covid-19 stellen eine große Gefahr dar. Alles sehr gruselig. Vielleicht trifft auch etwas ein, was wir gar nicht auf dem Schirm haben: z.B. die Zerstörung der menschlichen Zivilisation durch eine feindliche Alien-Rasse.
Gestern jedenfalls zog ich mir alle 8 Folgen der Sky-Serie „8 Tage“ rein. Die liegt seit Kurzem in der ZDFmediathek bereit. Ich mag Science-Fiction, die tatsächlich so oder ähnlich eintreffen könnte. Die Kurz-Serie wartet mit einer hochkarätigen deutschen Schauspielerbesetzung auf. Der Hintergrund: Riesenasteroid Horus rast auf die Erde zu. Der Versuch, ihn durch ins All geschossene Atomsprengsätze vom Kurs abzubringen, missglückt. Inhaltlich geht es nun in den Folgen um die Mitglieder einer Familie, die krampfhaft versuchen, der nahenden Katastrophe zu entkommen. Zwar ist der Impact nicht für Deutschland vorhergesagt, jedoch nahe genug, dass die Überlebenschance gleich Null wäre. Viel Zeit zur Flucht hat man nicht – 8 Tage. Dummerweise gehen die Fluchtversuche in die Hose, so dass sich alle am Ausgangsort Berlin wiedertreffen. Aber das ist nicht weiter schlimm, denn Horus wurde wohl doch ein klein wenig abgelenkt und soll in einer entfernteren Region einschlagen. Man muss nicht mehr unbedingt fliehen. Eine Unterbringung in einem Bunker würde auch das Überleben sichern. Der Run auf einen Bunkerplatz beginnt…
Die Story hat `ne Menge Logikfehler. Das Drehbuch ist reichlich verworren. Die Charaktere teils dünn gezeichnet. Die wirklich guten Schauspieler bleiben unter ihren Möglichkeiten. Szenisch gibt es einige Highlights, vor allem wenn es gar nicht um die drohende Katastrophe geht, sondern um die privaten Belange der Hauptfiguren (Beziehungsscheiß und sowas).
Kurz vor Mitternacht war ich mit allen 8 Folgen durch. Ich schlief, glaube ich, sofort ein.
Irgend so ein Monsterasteroid wird die Erde sicher mal wieder treffen. Arme Dinos damals. Vielleicht sind wir demnächst an der Reihe. Würde ich versuchen zu fliehen? Womöglich auf meinem Fahrrad… meine letzte Fahrradreise. Was geht in einer Bevölkerung ab, die weiß, dass sie in wenigen Tagen komplett ausgelöscht wird? Wie bereiten sich die Menschen darauf vor? Bestimmt werden viele im engen Familienkreis das Ende erwarten… Und ich werde alleine auf meinem Drahtesel hinaus in die ewige Nacht reiten. So ein Weltuntergang hat schon was – also im Vergleich mit den vielen eher banalen Todesarten.
Dead End
Krankheitsbedingt zuhause abhängen macht einen gefühlt noch kränker. Aber gestern stand mir gar nicht der Sinn danach rauszugehen, so fix und foxi fühlte ich mich. Nicht nur körperlich, sondern auch psychisch. Weltuntergangsstimmung trotz prallem Sonnenschein. Die ganze Welt schien in Frühlingsstimmung zu sein, während ich mir im Bett Filme und Serien aus der Mediathek reinzog, um mich von meinen trübsinnigen Gedanken abzulenken. Dabei stieß ich auf „Dead End“, sechs Folgen einer neuen Krimiserie, die in der beschaulich-öden Provinz Mittenwalde angesiedelt ist. Von Folge zu Folge gefiel sie mir besser. Es geht um eine junge Rechtsmedizinerin, die aus geheimnisvollen Gründen ihre FBI-Karriere in Amerika abbricht und zu ihrem alternden Pathologen-Papa zurückkehrt: Leicht skurril gestrickte Fälle, schwarzer Humor und sich entwickelnde Figuren (mit Luft nach oben). Traf ganz gut meinen Geschmack. Hoffentlich keine Eintagsfliege – ich freu mich auf eine 2. Staffel. Das Ende lässt zu viele Fragen offen.
Heute grinst die Sonne nochmal frech. Im März wird`s eher wieder mau – jahreszeitgemäß -, sagte der Wetterfrosch. Ich kann mir nicht vorstellen, noch einen ganzen Tag in der Bude zu verbringen. Also werde ich meinen Arsch irgendwann im Laufe des Tages hinaus vor die Tür bewegen. Wenigstens Wein muss ich nachkaufen. Vielleicht verbinde ich das ganze mit einem nachmittäglichen Kinobesuch. 16 Uhr läuft „Vice – Der zweite Mann“. Zum Zeittotschlagen sicher nicht schlecht.