Das Schöne am Alleinleben ist, dass man in allen Ausprägungen vor sich hin stöhnen (und jammern) kann. Niemand fühlt sich gestört, keinen nervt`s – weil es keinen Arsch interessiert, ob es einem gerade schlecht oder gut geht. Hach! Was für ein Leben! sagte ich mir kurz nach dem Aufstehen und streckte parallel zu meiner Stöhn-Attacke meine alten Glieder – Aaaaargh! Ich blickte hinaus auf die Straße in die Morgendämmerung… Verrückte Welt! Gar seltsame Tiere sind wir Menschen… Dann schlurfte ich durch die Wohnung, hielt meinen Kopf unter den Wasserstrahl, riss das Küchenfenster auf, schnupperte die Morgenluft, schloss das Fenster wieder, mixte mir am Kühlschrank den ersten Drink…
Da sitze ich also. Am Schreibtisch. Suche meinen Kopf ab (von innen). Man kann ja nicht nur vom Input leben. Ab und zu muss auch mal was das Selbst verlassen. Nicht die kleinen und großen Geschäfte. Ich meine den geistigen Bullshit. Am besten aus originär eigener Produktion. Ich brauche das. Zeugnis ablegen davon, dass ich ein geistiges Wesen bin. Schön. Cogito ergo sum. Je pense, donc je suis. Ich denke, also bin ich. Ich muss mir das ab und zu beweisen und rülpse also auch heute einige Worte in den unendlichen Äther. Anderen möge es reichen, wenn sie sich regelmäßig im Spiegel betrachten, Selfies machen oder vor einer Kamera posieren… Das wiederum vermeide ich weitgehendst – wen oder was sehe ich da schon? Da schaue ich mir lieber meine Mitmenschen an, insbesondere das schöne Geschlecht. Die Natur wollte es, dass ich als Mann mein Dasein friste. Meine Lust an der weiblichen Anmut/Grazie kann und will ich nicht verhehlen. Der Sexus ist immanent mit meinem Sein auf Erden verflochten… Darauf erstmal einen Drink!
Vorm Kühlschrank ein paar Dehnübungen und eine Schattenboxeinlage… Aaaaargh! Ein kurzer Blick nach draußen. Es regnet. Der Tag beginnt düster. Irgendwie werde ich ihn hinter mich bringen wie all die anderen Tage vorher. Tage, die sich aneinanderreihen wie Zahlen auf einem Zahlenstrahl. Die meisten davon total unbedeutend.