Gut, dass ich kein Baum bin

Wie man ins Scheißhaus hineinruft, so schallt es heraus. Der Wald wird konsequent abgeschafft. Viel zu viele Bäume stehen einfach im Weg herum. Die Kontinente der Erde agglomerierten zu einem Multi-Konzern, deren Manager der Mensch ist. Irgendwo in den Tiefen des Internets las ich, dass auf jeden Erdenbewohner noch etwa 400 Bäume kommen (immerhin!). Schätze aber, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, dass es mehr Menschen als Bäume geben wird. Interessehalber schaute ich gleich noch nach der Anzahl der Autos auf der Welt: sollen inzwischen über eine Milliarde sein. Auf jeden siebten/achten Mensch kommt somit ein Auto. Was für ein Fortschritt! Das sah vor 100 Jahren noch ganz anders aus – oder? Und für die Benutzung der Autos, stehen uns mittlerweile ca. 30 Millionen Straßenkilometer rund um den Erdball zur Verfügung (entspricht einer Entfernung von ca. 390-mal zum Mond und zurück). Da kann man doch nicht meckern. Einfach weg mit den Bäumen, die im Weg stehen!
Die Zahlen sind beeindruckend. Die Entwicklung berauschend. Gestern noch im finsteren Mittelalter, heute mit 5G auf der Datenautobahn… Kollateralschäden müssen in Kauf genommen werden. Seid doch mal ehrlich: Wer wünscht sich die Zeit zurück, als wir noch auf Bäumen herumkletterten oder in Höhlen hausten? Dann doch lieber im SUV über die Betonpisten brausen… Freie Fahrt für freie Affen! Platz da, ich komme! Die Menschheit ist eine einzige Erfolgsgeschichte. Trotz einiger Rückschläge, richteten wir uns immer wieder auf… Wir zivilisierten uns unter großen Anstrengungen selbst. Wir landeten schließlich sogar auf dem Mond, dem treuen Trabanten der Erde, der total überrascht war, als der gute Neil Armstrong 1969 seine Oberfläche betrat, dann noch diesen einen bedeutenden Satz absonderte: „ … “ „Scheiße“, dachte der Mond, „nun kommt die Seuche zu mir.“
„That`s life“, kann ich da nur sagen. Wir Menschen sind nicht aufzuhalten. Wir sind der Prostatakrebs der Erde und streuen ins Weltall. Einfach fantastisch! Mir bleibt die Spucke weg, wenn ich darüber nachdenke, an welcher einzigartigen Geschichte ich teilhabe.

Berlin, die großartigste Stadt Deutschlands, liegt wie ein Fliegenschiss vor meiner Haustür. Ende November 2019.

Woher weiß ich, dass ich ich bin?

Ich überlegte mir, dass Träume nichts anderes als undifferenzierte Gedanken sind – ähnlich den Krebszellen, die kaum noch als ordentliche Körperzellen zu identifizieren sind.
Ich beobachte meine Bewegungen beim morgendlichen Aufstehen. Ich blicke an mir herab und bin fasziniert davon, wie alles funktioniert, – wie ich automatengleich das Bad ansteuere und die Morgentoilette verrichte. Im Kopf währenddessen ein Bienenschwarm von Gedanken und Bildern, und ich mittendrin, steuere mal da und mal dorthin, verwerfe vieles, husche daran vorbei, bis ich plötzlich stutze: Woher weiß ich eigentlich, dass ich ich bin?
Die Wohnung ist still und leer. Ich drehe die Heizung auf. Ein Tastendruck und Bluessongs beschallen dezent den Raum. Wie jeden Morgen platziere ich mich am Schreibtisch, gehe ins Internet, durchforste die Blogseiten und lese Nachrichten. Dazu eine Flasche Bier, an der ich nuckele, – sozusagen meine Morgenmilch. Viel Neues gibt`s nicht auf der Welt. Alles schwappt vor sich hin mit den üblichen Meldungen… Ich picke mir Dies und Das heraus, so z.B., dass eine Berliner Startup Firma auf dem Mond ein 4G-Netzwerk installieren will. Sehr gut, denke ich, das ist genau das, was wir brauchen. Der Bienenschwarm kommt in meinen Kopf zurück, und die Bienen singen mit mir den Blues. Woher weiß ich eigentlich, dass ich ich bin? Wie ein Buddha sitze ich am Schreibtisch, wippe mit dem Fuß im Takt der Musik. Auch der Kopf wippt, fällt mir auf.