Rabengekrächze tönt von draußen herein. Ich kippte das Fenster. Im Hof vor der Tanzschule stehen drei Typen, die rauchen, plaudern und sich unheimlich cool finden. Wahrscheinlich warten sie auf ihre Angebeteten… oder sie nehmen selbst an einem der angebotenen Kurse teil und ziehen vorher schnell noch eine durch. „Lutscher!“ denke ich insgeheim. Ich fühle mich allgemein von sehr vielen meiner Mitmenschen abgestoßen, von ihrem Gehabe und den Gesprächen, die sie führen. Was für Laffen! denke ich dann. Oft schaue ich einfach über die menschlichen Auswüchse an Widerwärtigkeit, die mir in der freien Wildbahn der Großstadt begegnen, hinweg – schließlich will ich mich nicht immer über denselben Mist grämen. Sowas ist reine Energieverschwendung. Heute scheine ich aber mal wieder einen meiner sensiblen Tage zu haben. Von Frauen kennen wir das, wenn sie ihre Tage bekommen. Aber auch bei uns Männern gibt`s sowas…, weiß der Teufel. Fuckin` Hormones!
Wenn ich tagelang in der Bude hocke, fühle ich mich wie ein Haufen Scheiße mit Gehirn. Etwa wie jetzt, nachdem ich gestern zuhause abhing. Wird Zeit, dass ich meinen Standpunkt wechsele. Es reicht, wenn ich meinen Arsch hin zum Pub verschiebe. Die Deutschen Handballer spielen 14 Uhr 30 um Platz 3 gegen Frankreich. Passt mir gut. Sonntagnachmittage sind immer eine Herausforderung, vor allem im Winter. Als Kind erlebte ich sie verbunden mit langweiligen Spaziergängen und Kaffeekränzchen. Viel lieber hätte ich gespielt, vor der Glotze abgehangen oder mich mit Freunden getroffen. Wenigstens bin ich heute mein eigener Herr, und niemand redet mir bei der Gestaltung meiner Sonntagnachmittage hinein. Als ätzend empfinde ich sie trotzdem noch.
Gut zwei Stunden bleiben totzuschlagen, bis das Spiel beginnt. Das sollte zu schaffen sein. Obwohl mir gerade nichts mehr einfällt.