„Prof. Dr. Bonanza, ich stelle Sie den Bloggern erstmal vor. Bitte korrigieren Sie mich, wenn ich falsche Angaben bezüglich Ihrer Vita mache.“
„Hust. Äh. Freilich.“
„Sie studierten auf der Mond-Universität fast alles, was man studieren kann.“
„Richtig.“
„Ihre Doktorarbeit hatte den Titel „Menschlicher Größenwahn und Kosmologie, Zusammenhänge, Widersprüche und die Auflösung von Materie und Raum.“ Ein sehr komplexes Thema…“
„In der Tat.“
„Kurze Zeit später erhielten sie eine Professur auf dem Mars…“
„Ich korrigiere: es war der Merkur, nicht der Mars. Ein erheblicher Unterschied!“
„Entschuldigen Sie, Prof. Bonanza… natürlich Merkur! Und dort erfanden sie das Lehrfach „Alles“, in welchem Sie bis heute unterrichten.“
„So in etwa. Wobei ich das Lehrfach nicht erfand – da es ja schon immer „Alles“ gab.“
„Können Sie vielleicht unseren nichtwissenden Bloggern kurz erläutern, welche Lehrinhalte Sie Ihren Studenten vermitteln?“
„Kurz gesagt „Alles“. Spezieller würde ich sagen, dass es um das Verständnis für „Alles“ geht. Im Wesentlichen beleuchte ich dabei das Scheitern des menschlichen Geistes.“
„Aber nicht im dystopischen Sinne.“
„Nein. Ich halte den Menschen für dumm genug, sich geistig weiterzuentwickeln.“
„Wie bitte!?“
„Ganz genau. Es geht nicht um den Sieg einer vermeintlichen Intelligenz über die Dummheit. Ich könnte Ihnen tausend Beispiele nennen, wo die Dummheit zielführender als ein intelligentes System ist. Das beste Beispiel hierfür ist die Natur, welche seit Anbeginn aller Zeiten nach ganz simplen Methoden vorgeht.“
„Sie wollen sagen, dass der ganze technische Fortschritt uns Menschen nicht weiterbringt?“
„Nur bedingt. Bisher führte er vor allem zu einer maßlosen Überschätzung unseres Wissens und unserer Fähigkeiten. Ziemlich dumm eigentlich – Haha.“
„Was wollen Sie der Menschheit sagen, Prof. Bonanza? Dass sie sich auf dem Holzweg befindet?“
„Am liebsten würde ich der Menschheit „Alles“ sagen. Aber dafür bin ich zu klein. Selbst Gott hatte diesbezüglich seine Probleme… Doch das ist ein anderes Kapitel. Ich erforsche nicht die Vorstellung des Menschen von Gott, sondern „Alles“ inklusive unserer fehlerhaften Prämissen in Bezug auf den Kosmos und das Menschsein… Was will ich der Menschheit sagen? Hm. Ganz trivial: Sie sollte ihren Blick auf die Gesamtheit ihrer Art und der Welt lenken und sich nicht in Kleinkriegen verlieren. Es wäre besser, wenn sie sich wieder besser in „Alles“ einfügte und keinen Sonderstatus für sich beanspruchte.“
„Und Ihre eigenen Ziele?“
„Ich habe da jemanden auf dem Saturn kennengelernt und werde wohl bald übersiedeln… Die Liebe – alles oder nichts… die Tragikomik des Individuums unterm Sternenzelt.“
„Vielen Dank für das Gespräch, Prof. Bonanza. Wir wünschen Ihnen viel Glück in der Liebe und auf Ihrem weiteren Schaffensweg.“
„Danke. Es wird sich alles fügen. Hust.“