Wer kein Herz hat, kann nicht herzkrank werden

Die Personalchefin bügelte meinen Antrag auf Teilzeit ab. Sie argumentierte betriebswirtschaftlich mit der Bürobelegung. Man müsse schon sehr wichtige Gründe vorbringen. Möglicherweise sehe ich einfach zu gesund aus (bin alleinstehend, habe kein Kind zuhause oder ein Elternteil, um das ich mich kümmern muss). Auch ist es nicht mein Ding, Mitleid zu erbetteln. Ich kündigte an, ihrem ablehnenden Bescheid zu widersprechen, dann freilich ausführlich begründet und mit ärztlicher Bescheinigung.
Reichlich aufgewühlt und demoralisiert ging ich in den Feierabend und gab in der Kupferkanne allen Gästen einen aus. In der Nacht schlief ich kaum. Ich nahm mir kurzfristig Urlaub für ein verlängertes Wochenende. Danach weitersehen. Am besten werde ich Montag den Arzt aufsuchen…

Hinzu kommen die nach wie vor deprimierenden Nachrichten hinsichtlich der weltweiten Corona-Massenpsychose, die gewaltig an meinen Nerven nagen. Ich fühle mich wie in einem Albtraum, aus dem es kein Erwachen gibt.
Wenigstens der momentan Goldene Oktober ist eine kleine Freude, und dass ich in der Kupferkanne mein Bier auch als Ungeimpfter bekomme.

 

Gedankenkrebs

Endlich der versprochene Goldene Oktober! Die Sonne bringt die bereits herbstbunten Blätter zum flirren. Ich sitze am Schreibtisch und blinzele immer wieder nach draußen. So ein Wochenende ist viel zu kurz, denke ich, der Samstag gestern war für die Tonne. Ich fühle mich fett und bewegungsfaul. Mir fehlt es an Antrieb und Ideen. Nach fünf Tagen Dokumentation träume ich von Tumoren. Der Stahlschrank, in dem die Tumormeldungen lagern, platzt aus allen Nähten. Wir kommen in der Abarbeitung der Flut von Meldungen nicht nach. Die Registerleiterin steht unter Druck. Es stehen mehr Fragen als Antworten im Raum. In den Büroräumen betretene Stimmung. Mehr als dokumentieren können wir nicht. Und das ist schwer genug bei der komplexen Materie. Die Abbildungsmöglichkeiten des Dokumentationssystems sind beschränkt. An manchen Fällen könnte man verzweifeln. Ich fühle mich an meine Zeit in der Altenpflege erinnert: Was wissen die da oben von den Schwierigkeiten unserer Arbeit? Sie entwerfen auf dem Reißbrett, wie es laufen soll. Wenn es nicht nach ihren Vorstellungen klappt, suchen sie die Fehler nicht bei sich, also bei ihrer Planung, sondern zuerst bei den unteren Ebenen…
Scheiß Politik – überall! Aber okay, ich will mich trotzdem nicht beklagen. Dank der Tumordokumentation habe ich einen neuen Job. Vielleicht wird aus dem Projekt ja noch was.
Vielleicht wird aus diesem Sonntag noch was.