Das Bett ist gemacht

Die Festplatte ab und zu aufzuräumen, kann kein Fehler sein. Programme, Bilder und Texte, deren man leid ist, lassen sich einfach zum Teufel schicken. Unser Gehirn, im Großen und Ganzen auch nichts anderes als ein Computer, sträubt sich leider gegen solche Maßnahmen. Mal von gewaltsamen Eingriffen in die Hardware abgesehen, müssen wir mit dem leben, was in unserer Birne ist – mit dem ganzen Scheiß, der sich über Jahrzehnte hinweg ansammelte. Auch wenn davon an der Oberfläche nicht viel oder gar nichts zu sehen ist, so arbeiten diese Altlasten ständig in uns, beeinflussen unsere Stimmung und wahrscheinlich sogar unser Handeln. Abschalten geht nicht. Wie schön wäre endlich Unbeschwertheit! Dem Vergangenen nicht mehr nachhängen, befreit von Trauer, Wut und Ärger. Zur Ruhe kommen. Weg mit dem ganzen Ungemach! Ein Neustart…

Wochenende. Seit Halb Sieben auf den Beinen. Das Bett ist gemacht. Die Waschmaschine läuft. Ich warte auf den Lieferdienst für Getränke und Lebensmittel. Eine bequeme Sache. Ich kann mich ganz der Muse in meinen vier Wänden widmen. Ich muss Dinge erfinden, damit ich was zu tun habe. Ich erfinde einen Traum. Ich erfinde mich und die Welt. Ich erfinde Tag und Nacht. Alles ist gut. Ich greife zum Glas. Ich drehe die Musik lauter. Das Rumoren des Waschvorgangs stört. Der Blues ist im Glas. Ich schütte nach. Es gibt sonst nichts. Nur eine Ahnung. Überall fuckin` Ahnungen. Ich wende den Kopf nach rechts und sehe in einen Tag… eine Waschküche mit hellen Streifen.

Blob

Von einem der wunderlichsten Geschöpfe der Natur las ich zufällig heute Morgen beim Stöbern in den Internet-Nachrichten. Der Artikel trug die Überschrift „Ein Superorganismus von schleimiger Intelligenz“ – was sofort mein Interesse erweckte.
Bei der Lektüre empfand ich eine große Faszination aber auch Abscheu gegenüber dieser scheußlich und fremdartig anmutenden Kreatur…, die uns beispielhaft zeigt, wie intelligent das Leben an sich ist – auch ohne ein Gehirn (in unserem Sinne) zu besitzen.
Ich erachte unser Gehirn sowieso in zunehmendem Maße als überflüssig (die Gründe dafür würden hier zu weit führen).
Ist es nicht ein Fluch, denken zu können? Natürlich steht mir eine solche Beurteilung gar nicht zu als Individuum in der schieren Masse der Menschheitspopulation.
Und was heißt eigentlich „denken“? Wir Menschen proklamieren zu gern über dieses Attribut unsere Einzigartigkeit im Universum. Aber das ist doch lächerlich!
Der Blob wird mir zunehmend sympathisch, umso länger ich über die Menschheit nachdenke. Was für ein Wesen! Was für eine Gelassenheit und Ruhe! Nicht zu verunsichern und unterzukriegen!
Ab und zu komme ich mir selbst vor wie ein Blob, wenn ich am Schreibtisch vor mich hin sinniere.
Ich möchte zu diesem Urvertrauen zurückfinden…, das z.B. beim Malen eines Bildes den Pinsel führt, in das ich mich fallen lassen kann und aufgehoben fühle – ganz ohne Nachdenken und Wissensungetüm. Wie in der Liebe! Wie ein Blob!