Wir können es nicht immer an etwas Bestimmten festmachen, warum wir den einen Menschen sympathisch/attraktiv finden, und den anderen eher nicht. Auch nach längerem Überlegen. Wir reden dann von der Ausstrahlung, die uns anspricht oder eben nicht. Der Volksmund sagt „dem seine Nase gefällt mir nicht“ und meint wahrscheinlich dasselbe. Oder wir reden von der berühmten Chemie zwischen Menschen, dass wir einen Menschen gut riechen können… Ich wundere mich oft darüber, dass ich die eine Person besser leiden kann als die andere. Wie gesagt, ich spreche hier nicht von offensichtlicher Antipathie und Sympathie. Ich meine nicht die wandelnden Ekelpakete, welche seltsamerweise trotz ihres offensichtlich abstoßenden Charakters ihre Anhänger finden (als aktuell bekanntes Beispiel führe ich Donald Trump* ins Feld). Bin ich mir über die Nuancen bewusst, welche meinen inneren Sympathie-Pegel mehr zu Tante Elfriede ausschlagen lassen als zu Tante Olga? (Vielleicht nur der Name?)
Viele Menschen entdeckt man auch erst nach dem zweiten oder dritten Kennenlernen richtig für sich. Bei mir verhält es sich so, dass mir Menschen, mit denen ich viel Zeit verbringe, in der Regel immer mehr ans Herz wachsen, selbst dann, wenn ich sie eigentlich schrecklich finde. Ich erlebte das oft in meiner Altenpflegezeit mit schwierigen Bewohnern. Ich musste zu ihnen ins Zimmer. Ich konnte mich nicht drücken. Dasselbe passierte mir mit manchen schwierigen Kolleginnen in meiner Zeit als Nachtwache. Niemals hätte ich mich mit diesen Frauen privat getroffen, aber dadurch, dass wir so viel Zeit während der Nachtdienste miteinander verbringen mussten, wuchsen sie mir trotz meines anfänglichen Widerwillens ans Herz (eine Art Stockholmsyndrom?).
Umgekehrt kann es freilich auch passieren, dass Menschen, die einem von Anfang an sympathisch erschienen mit der Dauer der Zeit, die man mit ihnen enger verbringt, ihren Reiz verlieren und einen sogar abstoßen. So ging es mir u.a. mit Frauen, die ich doch liebte und begehrte… Wie konnte ich mich nur derart in dieser Person täuschen? fragte ich mich dann. Warum?
Zwischenfazit: Wie ich einen Menschen finde/empfinde, hat also etwas mit der Nähe oder Distanz zu tun, die ich zu ihm habe, ob ich freiwillig mit ihm zusammen bin, oder ob ich gezwungenermaßen Zeit mit ihm verbringen muss.
Aber ich konnte immer noch nicht klären, was ich anfangs beschrieb, warum uns die Nase des einen besser passt als die des anderen. Warum lassen wir die größten Arschlöcher in unsere Herzen – und die wirklich wertvollen Menschen sehen wir nicht? Was haben manche Menschen, was andere nicht haben? Welche Anziehungskraft üben Arschlöcher auf uns aus? Ich denke da z.B. an Frauen, die immer wieder zu den Männern zurückkehren, die sie misshandeln und ausnutzen. Aber auch ganze Völker fallen in der Geschichte nicht selten auf solche Arschlöcher rein… Die halbe Welt versank darum schon in Schutt und Asche.
Ich könnte fast auf den Gedanken kommen, dass man es auf dieser Welt als Arschloch leichter hat. Zumindest bei Frauen. (Autsch!)
Auch auf den Blogs ergeben sich automatisch Sympathien und Antipathien. Die Regeln sind dieselben. Bloß nehmen wir andere Ausschnitte unserer Mitmenschen wahr. Diese Ausschnitte ziehen uns an oder stoßen uns ab. Wir denken da gemeinhin nicht sofort drüber nach, sondern folgen…
unserem Instinkt (oder auch unseren Voreingenommenheiten).
Schon komisch, wenn man sich nur vom Bloggen kennt und sich irgendwann vis-à-vis gegenübersteht. Ich erlebte es ein paarmal. Fast immer ein positives Erlebnis. Man war bereits vertraut miteinander. Zumindest geistig. Es war spannend und lustig. Die Frauen hatten sich aufgrund meiner Texte ein ganz anderes Bild von mir gemacht.
Meine Erfahrung: Sympathien, die auf einem geistigen Austausch basieren, kann man nicht so leicht irritieren… immer vorausgesetzt, dass man ehrlich war.
Sympathien hin oder her – auf meinen Blogs ist jeder willkommen. Erstmal.
(* immer muss der arme Donald herhalten)