Büsum

Büsum gefiel mir nicht. In der kleinen Innenstadt herrschte Gedränge. Die Lokale waren brechend voll. An allen Ecken schoben sich die Menschen Fastfood und anderen Mist rein. Danach sahen die meisten auch aus. So viele hässliche Menschen auf einem Fleck sah ich zuletzt… auf dem Alexanderplatz. Ich fühlte mich an eine dumme blökende Schafherde erinnert. Die Schafe taten den ganzen Tag nichts anderes als fressen und scheißen. Aber den Schafen konnte man deswegen keinen Vorwurf machen, weil es eben Schafe sind. Mich schauderte bei der Betrachtung meiner Mitmenschen. Wahrscheinlich hatte mich die Einsamkeit auf meiner Reise übersensibilisiert. Nein, in Büsum wollte ich nicht länger als notwendig bleiben. Überall nur schwachsinniger Konsum. Auch die Stadt selbst gab nicht das beste Bild ab. In ihrem Herzen gerade eine Großbaustelle…
Da das Wetter zunehmend schlechter wurde, war ich am hin und her überlegen. Im Regen weiterzufahren, machte auch wenig Sinn. Ich beschloss, meine Entscheidung spontan zu fällen.
Nach St. Peter Ording waren es gerademal 40 Kilometer. Die sollte ich auch bei Gegenwind schaffen. Also machte ich mich mit einem nassen Zelt im Gepäck auf den Weg. Der Tag begann wolkenverhangen und düster. Nichts wie weg!

 

 

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Ab an die Nordsee!

Den nettesten Kontakt hatte ich am Morgen meiner Weiterreise an die Nordsee auf dem Campingplatz bei Hamburg. Ich baute gerade das Zelt ab, als mich eine hübsche, junge Dänin ansprach. Sie interessierte sich für mein Fahrrad und meine Fahrradtour. Ihr Englisch war perfekt, meines dagegen weniger. Ich radebrechte mit meinen paar Vokabeln, die ich auf Abruf hatte, herum. Bestimmt wurde ich vor Verlegenheit rot wie eine Tomate. Am liebsten hätte ich das Zelt wiederaufgebaut und wäre noch eine Nacht geblieben. Aber wahrscheinlich war sie einfach eine nette, kontaktfreudige Person und ihr Freund wartete unweit auf sie mit den Worten: „Sag mal, musst du jeden anquatschen?“ Und sie: „Ach, ich fand den Typen irgendwie lustig…“

Hinter Hamburg ließ ich es ruhiger angehen. Ich war ja schon fast an meinem Reiseziel und hatte jede Menge Zeit. Zwei Tage sollte das schöne Reisewetter noch halten. Der Weg ging weiter die Elbe entlang mit einem größeren Schlenker nach Elmshorn, bis ich bereits am frühen Nachmittag auf dem Campingplatzt direkt am Elbdamm bei dem Örtchen Kollmar landete. Dort lungerte ich bis zum Abend am kleinen Hafen herum, wo einige Imbiss Wägen standen. Schließlich legte ich mich mit einer Flasche Roten an den Strand und genoss den Sonnenuntergang. Immer dabei die Geschichten von John Fante.
Am nächsten Tag wollte ich es endlich an die Nordseeküste schaffen. Glücksstadt hatte ich gleich im Sack. Danach vorbei am legendären KKW Brokdorf nach Brunsbüttel. Ich war bis dahin ganz gut unterwegs. Nach einer Mittagspause führte mich die Route ins Landesinnere über Michaelisdonn und Meldorf hin zu Büsum. Eine Ochsentour! Die Wege waren mies, und die Hitze wurde beinahe unerträglich. Ab Meldorf kam dann noch ordentlich Gegenwind von der See kommend hinzu. Ich fühlte mich auf den endlos wirkenden Wegen wie eine Schnecke. Doch ich hatte Büsum bereits im Blick… In Büsum blieb ich zwei Nächte. Ich musste mich dringend ein Wenig erholen. Die Unterlippe war aufgesprungen, die Nase verbrannt, dazu die wunden Stellen am Allerwertesten und eine allgemeine Erschöpfung… Leider schlug schon in der Nacht das Wetter um. Die Nordsee zeigte klare Kante mit einer Abkühlung, heftigem Wind und Regenschauern.