„Der Pianist“, 20 Uhr 15, ARTE
gute Filme sind gute Filme sind gute Filme, berührend, aufwühlend, in diesem Fall nah an der Geschichte
„Der Pianist“, 20 Uhr 15, ARTE
gute Filme sind gute Filme sind gute Filme, berührend, aufwühlend, in diesem Fall nah an der Geschichte
Die Leber im Whiskeyglas
Ich saß mit Fauser an der Bar, während Henry seine Wette abgab.
„Was hältst du von ihm?“ fragte ich Jörg.
„Er ist besser als ich.“
„Ist er besser als Burroughs?“
„Er ist anders.“
Wir bestellten uns noch 2 Whiskey ohne Eis. L.A. war ein heißes Pflaster, das ich nur scheintot ertragen konnte.
Ich sagte: „Aber Ernest ist der beste von allen.“
„Sie waren alle gut. Mal mehr, mal weniger.“
„Stimmt.“ Wir stießen an.
„Auf die nächste Möse, die uns über den Weg läuft.“
„Yeah.“
„Yeah.“
Ich drehte mich um und betrachtete die Menschen, die wie Ameisen durcheinanderliefen.
„Hoffentlich platziert er eine gute Wette.“
„Hoffentlich überlebe ich heute“, sagte Jörg.
„Elsa mag ihn nicht“, sagte ich.
„Elsa?“
„Sie erinnert sich nur an Die Leber im Whiskeyglas.“
Jörg kippte seinen Whiskey hinunter.
„Ist Elsa ein Pferd?“
Ich schwieg. Jörg drehte sich einen Joint. Der Barkeeper war im Hinterzimmer verschwunden und holte sich einen runter. Henry kam vom Wettschalter zurück.
„Hello Boys.“
„Hi Henry.“
„Hallo Arschloch.“
„Ich hätte nicht gedacht, dass ich euch Zombies hier treffe.“ Ich grinste so breit wie die Golden Gate Bridge. Henry war schon eine Weile tot, Jörg noch länger. Der Barkeeper knöpfte seine Hose zu und schaute uns fragend an.
„Three Whiskey please“, sagte ich, „Ähm, und schmeiß in Henrys bitte ein Stück Leber.“
„What?!“
Wir bekamen unsere 3 Whiskey. Henry platzierte seine nächste Wette. Elsa ging als letzte über die Ziellinie. Jörg und ich wetteten darum, bei wem von uns zuerst das Licht ausgehen würde.
27.08.2002
Amnesie
Man hat eine orientierungslose Frau
in Fürth aufgegriffen, die sichtlich
heruntergekommen vor der
Tür des T-Punkts lag
die Schuhe musste man ihr von
den Füßen schneiden
ihre Fußsohlen waren enthäutet
Zur selben Zeit erschoss ein Verrückter
drei Menschen in einem Erfurter Gymnasium
und wartete auf seinen Fall-Down
durch ein Spezialeinsatzkommando
Nichts wird sein wie vorher, sagt
ein Bürger und zerreißt
einen Liebesbrief
Im 3. Stock des Wohnblocks liegt ein
verlassenes Baby halbzugedeckt
in seiner Wiege
und plärrt sich vor Hunger die Seele
aus dem Leib
während unten ein Penner auf einer
Parkbank in seiner Kotze liegt
Die Sonne scheint heute nicht
sie leidet unter Amnesie
sie hat ihr Scheinen vergessen
Ich gehe in die nächste Runde:
unter mir rumort der Erdkern
und rülpst zur Erdkruste hinauf
natürlich stürzen dabei ein paar Häuser
in Venezuela ein
Ein südafrikanischer Multimillionär
schwebt indessen in der Umlaufbahn
und erfreut sich an der göttlichen Kulisse
des blauen Planeten
In meinem Zimmer wird es dunkel
auf der Tastatur greifen meine Finger daneben
wenn ich die Musik abdrehe, höre ich
das Rauschen der Autobahn
ich möchte mich mit einem Plakat auf
die Autobahnbrücke stellen
darauf in großen Lettern zu lesen:
„DER WAHNSINN FAEHRT WEITER!“
Kraftfahrer dämmern hinterm
Lenkrad ein
ein Sattelschlepper zerdrückt eine Wagenkolonne
zu Brei, und ein herumirrendes Unfallopfer wird
von einem Kotflügel enthauptet
wir sammeln die Leichen ein
Jeder Tag bringt den totalen
Erinnerungsverlust
wie immer gehe ich in den Super-
markt und stelle meine abgestumpften
Gefühle aufs Laufband
die Kassiererin schaut grimmig
als der Oma vor mir ihre Geldbörse aus der Hand gleitet
in Zeitlupe sehe ich die Münzen herabsegeln
urplötzlich holt die Kassiererin einen
silbrig glänzenden Smith & Wesson Colt
aus dem Nichts hervor
und schießt sich in den Kopf
Hirn und Blut spritzt
mir ins Gesicht
Wo bezahle ich jetzt mein Bier? frage ich.
(2002)
„Unsere Sicherheit wird nicht nur, aber auch am Hindukusch verteidigt.“
Dr. Peter Struck, Bundesminsister der Verteidigung am 20.12.2002 im Bundestag
UND JETZT?!