Mit meinem Arbeitgeber habe ich einen Vertrag. Ich stelle ihm meine Arbeitskraft in einem gewissen Zeitrahmen zur Verfügung und werde dafür entlohnt. Ich frage mich, welchen Vertrag ich mit Vater Staat einging, dass er sich erlaubt, meine Grund- und Menschenrechte mit Füßen zu treten. Von den nicht gerade geringen steuerlichen Abgaben, die sich der liebe Staat monatlich, ohne mich zu fragen, einverleibt, ganz zu schweigen. Auch über die 20 Monate Zivildienst, die ich damals als Wehrdienstverweigerer ableisten musste, will ich kein Wort verlieren. Oder nehmen wir die Personalausweispflicht – warum muss ich für den Ausweis in die Tasche greifen? Schließlich noch die nicht unerheblichen GEZ-Gebühren, welche ich für die Propaganda-Sender der Regierung löhnen muss… Okay, Schwamm drüber. Ich bin ein netter Mensch. Und solidarisch wie Sau. Echt. Ansonsten hätte ich mich kaum so lange (30 Jahre) als unterbezahlte Arschwischmaschine verdingt. Ich tat es für die Alten und die Vergessenen. „Das könnte ich nicht“, hörte ich allerorts, wenn ich von meiner Arbeit erzählte. Nach tausend Versprechen von Politikern, etwas gegen den Pflegenotstand zu tun, aber nichts wirklich passierte (wahrscheinlich wartete man auf den optimalen Pflegeroboter), wurde mir nur noch übel, wenn ich sie reden hörte… Ich konnte und wollte nicht mehr – nur gut, dass ich die Altenpflege vor Corona an den Nagel hängte. Es ist unerträglich, in welche Gewissensnöte meine alten Kolleginnen und Kollegen durch die beschlossene einrichtungsbezogene Impfpflicht kommen, wie diejenigen an den Pranger gestellt werden, die sich aus persönlichen (wahrscheinlich) guten Gründen diesem Eingriff verweigern. Was bildet sich Vater Staat eigentlich ein?! Empfinden diese Leute, die solcherlei Gesetzte und Maßnahmen verabschieden, keinerlei Scham? … Okay, ich weiß, es war naiv von mir zu denken, dass sie nicht so weit gehen. Der Diskurs wurde von Anfang an im Keim erstickt, die regierungs- und maßnahmenkritischen Stimmen öffentlich diskreditiert.
Ich muss in meinen alten Unterlagen nach dem Vertrag suchen, den ich mit Vater Staat einging. Seit 59 Jahren bin ich braver Bürger Deutschlands, fiel kaum auf, blieb erstmal stehen, wenn die Ampel Rot anzeigte, zahlte meine Strafzettel und haute keine Polizisten…
Der neue Bundeskanzler erklärte vor kurzem: „Für meine Regierung gibt es keine roten Linien mehr“ – Und ich antworte: „Sehr geehrter Herr Scholz, meine rote Linie wurde durch die Regierungspolitik längst überschritten – Ich kündige!“
Die Arschwischmaschine hat frei
Es schifft
Ich meine, es schifft ununterbrochen. Das muss einen nicht unbedingt frustrieren, wenn man z.B. Geburtstag hat, im Lotto eine gehörige Summe gewann oder frisch verliebt ist. Aber was soll ich sagen? Morgen beginnt bereits wieder eine öde Arbeitswoche mit Tumordokumentation. Ich weiß nicht, wie viele Tumorfälle aus Berlin und Brandenburg jede Woche über meinen Schreibtisch wandern, aber es sind sicher Hunderte. Ich erwähnte es früher schon mal: Ich bin natürlich froh, dass ich diesen Job kriegte. Fast alles war besser, als im Altenheim weiterhin als Arschwischmaschine zu dienen. Ganz abgesehen von der Verantwortung, welche mich total überforderte. Die Alten waren mir in den Nächten auf Gedeih und Verderb ausgeliefert… Viereinhalb Jahre ist es her, dass ich meinen letzten Nachtdienst schob. September 2014 sagte ich „Goodbye“ zur Altenpflege. Durch das Erbe meiner verstorbenen Eltern war ich vorerst abgesichert. Zudem frisch verliebt. Ich fühlte mich eine Zeit lang wie neugeboren.
Wie lange ist das schon wieder her? Warum konnte das Glück nicht anhalten? Ich sitze alleine in meiner Bude in Berlin und blicke aus dem Fenster. Es ist Sonntagnachmittag, Anfang Februar. Es schifft unaufhörlich. Ich setze mir einen Topf mit Maccheroni auf. Der Topf kocht über, während ich diesen Beitrag schreibe. Scheiße! die Maccheroni! fährt es mir in den Kopf.
Es tut sich was
Langsam werden mir Rostock und Warnemünde immer vertrauter. Natürlich gibt es noch viele Ecken, die mir fremd sind – das ist in Berlin nicht anders. Aber nach einer Weile entwickelt man doch mit einer Region, auch ohne alles zu kennen, eine gewisse Vertrautheit. Mit Menschen ist`s, glaube ich, nicht anders. So geht es mir z.B. mit den Büro-Hühnern…
Die Kälte war bei meinem Kurztrip der größte Ungemütlichkeitsfaktor. Die gefühlte Temperatur lag weit unter der gemessenen. Der Aufenthalt an zugigen Plätzen fühlte sich an wie eine Eisdusche. Ich unternahm einen kleinen Spaziergang am Strand und kehrte nach einer guten halben Stunde verfroren zurück in die windgeschütztere Ortschaft. Nun nur noch ein Plätzchen zum Aufwärmen finden – glücklicherweise hatten in Warnemünde an Heiligabend mehr Lokale offen, als ich befürchtet hatte.
Drei Tage kam ich raus, – atmete andere Luft, nahm andere Gerüche wahr, befand mich in netter Gesellschaft, sah auf das Meer und die Horizontlinie… Zuhause in Berlin wäre mir sicher die Decke auf den Kopf gefallen. So war ich mit der Reise und allerhand Eindrücken beschäftigt. Den ganzen Weihnachtszinnober nahm ich nur am Rande wahr. Gut so. Ich scheiße auf Weihnachten. Nun nur noch Silvester, und dieser irrsinnige Jahresabschlussspuk hat wieder ein Ende.
Ich genieße meine Freiheit. Ich genieße die schönen Dinge um mich herum. Ich genieße den Anblick schöner Frauen. Ich genieße die Momente, wo ich spüre, wie das Leben in mich zurückströmt. Ich genieße den Blues. Ich genieße es, einfach da zu sein. Ich genieße es, wenn sich meine Blicke mit denen wildfremder Menschen treffen. Ich genieße es, wenn wir uns zulächeln. Ich genieße die Kraft meines Körpers. Ich genieße das Zurückkommen in meine Bude. Ich genieße das Bier. Ich genieße den Blick aus dem Fenster. Ich genieße, es warm zu haben.
Fesch san ma beinand
Ich ziehe den Rollladen hoch. Die Welt ist noch nicht untergegangen. Dafür schneit es kurz vor Ostern. Der alte weißbärtige Mann im Himmel rasiert sich womöglich… Früher hat er das immer im Winter gemacht. Die Altersdemenz stoppt auch vor ihm nicht. Wenn er kein weiteres Chaos anrichten will, sollte er ins Altenheim gehen. Denn besser wird der Alzheimer nicht. Die Geschäfte könnte er doch an Petrus (diesen Heuchler!) übergeben. Es würde sich schon jemand finden. Auch hier auf der Erde gäbe es genug Kandidaten. Die fühlen sich sowieso schon wie Gott.
Gestern holte sie im Verlauf des Tages einen ganzen Schwung ihrer Sachen ab. Hinter der Tür steht nun nichts mehr. Den verbliebenen Rest verstaute ich in der Kammer. Aus den Augen, aus dem Sinn.
In den Schränken entstand Platz, um mein Zeug neu zu organisieren. Ich habe ein paar Tage Urlaub über Ostern. Und bei diesem Sauwetter macht man sich`s am Besten zuhause gemütlich. Allein aber fein – haha.
Und sonst?
Willkommen in der Neuen Welt, die leider noch die alte ist. Nichts hat sich verändert, außer dass sich jeden Tag mehr Autos durch die Stadt wälzen. Pro Sekunde kommen rund 2,7 neue Erdenbürger hinzu. Und jeder braucht Handy und Auto… das ganze Programm halt. Wolfgang Ambros singt in einem seiner Schlager „…weit hob’n ma’s brocht, fesch san ma beinand“. Wohl wahr. Wir platzen vor Selbstgefälligkeit. Noch nie ging es uns so gut. Was macht`s schon, wenn man dafür seine Seele verkauft. Machen doch alle. Es war niemals anders. Die Fassaden änderten sich, aber der Schmutz dahinter blieb der gleiche. Früher etwas mehr kirchliche Scheinheiligkeit und Trallala… Heute dafür mehr Verarsche durch Werbung und Konsum. So oder so ficken wir uns ins Knie. Aber uns geht`s gut. So gut wie nie. „…weit hob`n ma`s brocht, fesch san ma beinand“. Ich mag diesen Ambros.
Was gibt`s Neues?
Nicht viel. Lohnt sich gar nicht, darüber zu schreiben. Dinge gehen kaputt, und man schafft sich neue an. Oder man lässt es. Kommt drauf an. Wie viel Kohle hat man auf der hohen Kante? Juckt einem der Hintern?
Kratz-Kratz, ich hoffe, es war eine gute Investition. Ich denke schon. Freilich weiß man nicht, ob man nicht eventuell morgen über den Jordan geht – dann ist eh alles für die Katz. Auch egal. Nicht nur Dinge, auch Menschen gehen kaputt. Alles ist in die Spirale der Endlichkeit eingebunden. Nur eine Frage der Zeit. Lassen wir uns überraschen. Haben wir`s eilig? Nein. Nicht so sehr. Als Altenpfleger sah ich einige Menschen sterben – kann mich nicht erinnern, dass es jemand besonders eilig gehabt hätte. Eine Ausnahme ist der Selbstmord. Aber eine Ausnahme eben.
Ich hab`s nicht eilig. Trotzdem fühle ich mich oft wie gehetzt. Als stände jemand mit einer Knarre hinter mir, der mich vorwärts schiebt, ob ich will oder nicht. Ich will nicht, sage ich mir, und dann gehe ich doch dahin, wohin ich geschoben werde. Auf der anderen Seite kann ich den lieben Tag lang nicht nur rumsitzen, oder? Wie z.B. heute. Ich sitze so rum, freue mich über mein neues Bike und mache ansonsten nicht viel. Zwischenzeitlich schnitt ich mir die Fingernägel und hängte die Wäsche auf. Mehr nicht. Heute kann ich mir das leisten. Der Typ mit der Knarre ist gerade pissen… Es ist Wochenende.
Was auch mal sein muss
Putzen ist anstrengender als Sex – puh! Alle Achtung vor den Frauen, die quasi jeden Tag putzen. In der Regel sind es immer noch die Frauen. Den Boden schrubben, in die Nischen und Ecken kriechen, Fenster putzen, Teppiche ausklopfen, Klo und Bad wischen, dann die ganze Feinarbeit wie Spiegel putzen, Regale und die ganzen Utensilien abstauben … dabei kriegt man Kondition und Kraft. Das ist mindestens so gut wie Circle-Training.
Heute habe ich mich überwunden, wenigstens eine Grob-Reinigung vorzunehmen.
Nach einem halben Tag bin ich beinahe fertig. Nur noch Waschbecken und Spüle … und dann noch mich. Die Bettwäsche trocknet vor meinem Fenster. Ein Prachtexemplar von Kreuzspinne baute an diesem exponierten Ort ein neues Netz. Ich atme ein paarmal erleichtert durch.
Das Putzen macht mir eigentlich keinen Spaß. Habe ich aber mal angefangen, überkommt mich eine unerklärliche Lust, immer weiter zu putzen …
Dazu ein Plausch durchs offene Fenster mit dem Nachbarn – mein Gott, ich werde noch zum Spießer!
Die Herbstsonne lächelt gutmütig. Die Welt erscheint mir wohlgesonnen.
Mindestens indirekt
Gestern hatte ich meinen zweiten Termin beim Arbeitsamt. Ein junger Türke, vollkommen integriert, ist mein Arbeitsberater – ein sympathischer junger Mann und Familienvater. Ich blickte immer wieder auf das gerahmte Bild seiner kleinen Tochter, das auf seinem Schreibtisch stand.
Er befragte mich nochmal zu meinen beruflichen Fähigkeiten, ob ich über Grundkenntnisse oder Expertenwissen verfüge. Ein Aspekt lautete „indirekte Pflege“. „Noch nie gehört“, lachte ich, „indirekte Pflege? Was soll das sein?“ Er wisse es auch nicht, sagte er.
Wir besprachen die weitere Vorgehensweise. Ein Termin beim Amtsarzt wird das Nächste sein.
Eine Stunde saßen wir zusammen. Unter anderem ging es um meinen Urlaub, den ich für Oktober und November brauche, und die Krankenversicherung. Es ist noch nicht raus, ob ich eine dreimonatige Sperre kriege, aber es ist anzunehmen. Ich rechnete damit, erst mal ohne Arbeitslosengeld über die Runden zu kommen. Wichtig ist mir, dass mir das Arbeitsamt nicht zu sehr auf die Pelle rückt.
Das Arbeitszeugnis meines Arbeitgebers erhielt ich auch schon. Hier ein Ausschnitt:
„Herr Bonanzamargot hat die ihm übertragenen Arbeiten stets zuverlässig und verantwortungsbewusst erledigt. Mit seiner ruhigen und ausgeglichenen Art, mit Umsicht und Einfühlungsvermögen versorgte Herr Bonanzamargot die ihm anvertrauten Heimbewohner und Heimbewohnerinnen. Gegenüber seinen Kolleginnen und Kollegen sowie den Vorgesetzten verhielt er sich stets höflich, korrekt und zuvorkommend. Des Weiteren zeichnete er sich durch Pünktlichkeit, Engagement, durch Einsatzbereitschaft aus. Er war bei Mitarbeitern und Bewohnern beliebt.“
„Wenn dir was missfällt, streiche es an, und ich ändere es“, sagte der Pflegedienstleiter. Wer kennt sich mit diesen Formulierungen aus? Stecken darin versteckte Botschaften, die mich schlecht aussehen lassen? Oder soll ich meiner PDL vertrauen?
Scheiß drauf. Es wird schon stimmen. Mindestens indirekt.
Noch zwei Nachtwachen am folgenden Wochenende, und ich bin ein „freier Mann“. Nach 20 Jahren. Wenn man aus dem Knast kommt, muss es so ähnlich sein. Da ist keine echte Freude, obschon ich Erleichterung spüre. Das Altenheim wurde zu einer Art Zuhause in dieser langen Zeit. Die Gefühle sind zwiespältig. Ich erinnere mich an mein Abi, als ich der ungeliebten Schule ade sagte und mich trotzdem nicht wirklich freuen konnte. Wir soffen uns halt die Köppe zu. Das war`s. Abhaken. Den Paukern den blanken Arsch raus strecken.
– Und jetzt? Erstmal Urlaub machen. Den Kopf frei kriegen. Das Leben lieben, und die neue Freiheit genießen!
Umbruch – Aufbruch
Ich hatte meinen ersten Termin beim Arbeitsamt, bzw. bei der Agentur für Arbeit, wie es sich seit geraumer Zeit nennt. O-Ton: Wir sind eine Behörde, wir wenden nur Gesetze an. Die Dame vom Amt müllte mich zu mit Gesetzen und Vorschriften. Wenn man wie ich aus Frustration seinen Job aufgab, was längst überfällig war, ist man nach einer solchen Sitzung noch frustrierter. Fehlt am Ausgang nur ein tiefes dunkles Loch zum Hineinspringen – das wäre, glaube ich, schnell aufgefüllt.
Ich frage mich, wofür ich jahrelang in die Arbeitslosenversicherung einzahlte, wenn ich dann dummerweise nicht in die Gesetze passe …
Okay, eigentlich erwartete ich nichts anderes. Man hofft halt insgeheim, etwas menschlicher behandelt zu werden.
Langsam kann ich die Nachtwachen hinunter zählen, die noch verbleiben. Von der Arbeitsagentur werde ich mir die Freude daran nicht vermiesen lassen. Es war der richtige Schritt – davon bin ich fest überzeugt. Wenn nicht jetzt, wann dann?!
Auch bei meinem Vermieter tat sich etwas. Er packt bereits seine Sachen zum Umzug. Ein Käufer für die Bruchbude ist endlich gefunden. Angeblich muss ich mir keine Sorgen machen. Mein Mietvertrag gilt weiter. Wahrscheinlich werde ich die nächsten Monate ganz alleine im Haus sein. Home allone – HAHA! Da kann ich die Kuh fliegen lassen! Falls ich überhaupt zuhause bin …
Und auch vor dem Haus spielt sich zur Zeit einiges ab. Im Rahmen des Tunnelbauprojektes wurde die Straße für ein paar Wochen wegen der Bauarbeiten komplett gesperrt. Da darum kein Bus fährt, muss ich auf den eingerichteten Ruftaxidienst zurückgreifen, um zum Altenheim zu kommen. Bisher klappte das ganz gut und ist komfortabler als mit dem Bus.
Vieles um mich herum befindet sich im Umbruch, und ich stecke mittendrin.
Nicht zu vergessen meine Liebe – das Wichtigste und Schönste, was mir dieses Jahr widerfuhr.
Tja, und der Sommer ist leider vorbei. Er rauschte nur so – wusch! – vorbei. Mit all den vielen Erlebnissen, den schönen Sonnen- und Urlaubstagen …
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und wenn alle Stricke reißen, breche ich mit dem Feuerwehrauto aus, das seit Wochen unweit meiner Wohnungstür parkt
Der beste Tag der Woche
Seltsam, dass Tage Gesichter haben, dass sich Montage wie Montage anfühlen und Sonntage wie Sonntage. Freitage, Samstage, Sonntage und Montage stechen in meinen Augen besonders hervor. Nur wenn ich Nachtdienst oder Wochenenddienst habe, komme ich manchmal durcheinander. Da kann es passieren, dass sich ein Sonntag nach Wochentag anfühlt oder ein Wochentag nach Wochenende.
Heute ist eindeutig Montag. Und gestern war eindeutig ein scheiß Sonntag.
Montage sind für mich nicht die schlechtesten Tage, vorausgesetzt ich habe frei. In ihnen liegt das Versprechen von etwas Neuem, von Aufbruch. Die Zukunft erscheint mir offener. Ich weiß nicht, ob das schon untersucht wurde, aber ich glaube, dass Depressionen an Wochenenden zunehmen.
Montag dagegen ist prima. Montag macht Laune. Montag hat Rhythmus im Blut. Montag rockt im Takt der Stadt, im Takt der Baumaschinen. Montag ist sexy. (Montag ist gut für Seetang.)
Na ja, jeder wird das anders empfinden. Vielleicht bilde ich mir`s auch nur ein, dass mir das Atmen montags leichter fällt, dass der Druck auf der Brust nicht so groß ist. Im Vergleich zum Sonntag spüre ich es jedenfalls deutlich. Also, wenn nach dem Sonntag nicht der Montag käme, würde ich echt verzweifeln.
Drum:
Montag ist prima.
Montag macht Laune.
Montag hat Rhythmus im Blut!
Montag rockt im Takt der Stadt,
im Takt der Baumaschinen.
Montag ist sexy!
…
Nix für Taphephobiker
Durchsichtige Bindfäden vor einem dunkelgrünen Duschvorhang. Der Tag ist Mummenschanz mit Ansage. Grau in Grau. Es regnet an einem Stück. Ich finde nicht auf die Bühne. Genaugenommen will ich auch nicht auf die Bühne. Das Leben ist nichts für Taphephobiker. Sind wir nicht von Geburt an lebendig begraben? Begraben in einem düsteren Traum, aus dem es kein Erwachen gibt. Umso älter wir werden, desto näher rücken die Sargwände. Bald können wir die Arme nicht mehr ausbreiten. Und am Ende zerdrücken die Wände unseren Geist.
Die Schatten singen Freiheitslieder. Ich freundete mich mit ihnen an. Sie sind immer ehrlich. Sie flunkern mir nicht vor, was es nicht gibt. Nein, ich finde das in keinster Weise morbide. Ich finde eher die gesamte Menschheit mit ihrem Mummenschanz kaputt und krank. Mir ist Judas lieber als alle Heuchler. Die meisten Menschen spielen ihre Rollen mehr oder weniger beständig bis zu ihrem Ableben. Es reicht ihnen. Wozu sich auch strecken, wenn man an Wände stößt? Hin zu den Sternen? Raum und Zeit sind Illusion. Das Universum ist alles andere als groß. Es passt in Wahrheit in einen Stecknadelkopf. Wir ließen uns schon immer gern von dem irritieren, was wir sehen.
Depressiv? Nein, bin ich nicht. Mein Herz schlägt wie jedes. Und auch mein Blut ist noch rot. Ich liebe, und ich leide. Ich erlebe Zeiten großer Freude und Traurigkeit. Manchmal sitze ich stundenlang und lasse einfach meine Gedanken kreisen – ohne zu einem Ende zu kommen. Ist das meine Rolle? Ist das schon die Bühne? Ich darf mir nichts vormachen. Alles sich sträuben macht keinen Sinn. Ich bin auf der Welt. Klopf, klopf klopf! Hört mich wer? Warum ist es so dunkel um mich herum? Warum habe ich so wenig Platz? Vielleicht ist die Wahrheit doch nicht das Beste. Vielleicht ist es besser, in einer Illusion zu leben. Ich meine, was würdet ihr machen, wäret ihr lebendig begraben?