Vergangenes kommt mir wie ein Traum vor, wenn da nicht ein paar Bilder wären. In Träumen kann man keine Fotos schießen. (Noch nicht.) Mein Aufenthalt im Spreewald war also kein Traum. An zwei Tagen erkundete ich mit meinem kleinen Fahrrad allerlei Wege und Orte. Viele Stunden verbrachte ich unter freiem Himmel. Immer noch waren eine Menge Touristen unterwegs – wichtig für den Lebensunterhalt der Ansässigen. Ich kam in einem Zimmer in der Altstadt unter. Zum Frühstück saß ich alleine in der Gaststube, was mich wunderte. Die meisten Touristen unternahmen wahrscheinlich nur Tagesausflüge, wurden mit Bussen herangekarrt und fluteten in Gruppen Lübbenau sowie die naheliegenden Sehenswürdigkeiten wie das Museumsdorf Lehde oder das Ausflugslokal Wotschofska. Morgens 10 Uhr ging es mit den Kahnfahrten los, und gegen 16 Uhr war Sense. Auch viele Biergärten hatten kaum länger geöffnet. Der Gasthof, in dem ich nächtigte, machte um 18 Uhr dicht.
Für den Anreisetag (Tag der Deutschen Gemeinheit*) hatte ich keinen großen Plan, wollte mich einfach nur umgucken. Ich radelte von der Altstadt in die Neustadt, abseits vom Touristikbetrieb. Ich weiß nicht, was ich erwartete – Feiertag, die Geschäfte hatten geschlossen und nur wenige Menschen waren auf der Straße. Vor einer offenen Bäckerei genoss ich einen Kaffee und beobachtete die Leute, mehr alte als junge, mehr dicke als dünne, die kamen und gingen.
Schließlich machte ich mich auf den Weg zurück, zum Kleinen Hafen unweit meiner Unterkunft. Ich setzte mich in einen Biergarten direkt am Wasser. Viel war dort nicht mehr los. Ich trank mein Bier und war zufrieden…
Noch wollte ich nicht auf mein Zimmer. Also beehrte ich meinen Gasthof, um eine Kleinigkeit zu essen, bevor der zumachte. Die Gaststube war leer. Verunsichert schaute ich auf die Uhr. Es war kurz nach 17 Uhr. „Bekomme ich noch was?“ fragte ich lächelnd. Der junge Mann hinterm Tresen nickte.
Als ich saß, blickte ich mich um. Überall an den Wänden hingen Tiertrophäen und Geweihe, außerdem jede Menge ausgestopfte Tiere. Am hervorstechendsten war eine Reihe von Großwild-Trophäen aus Afrika. Ich fragte den jungen Mann, der bediente, ob er Afrika-Fan sei. „Nein“, antwortete er, „der Chef ist Jäger. Die hat er alle selbst geschossen.“ „Aha“, meinte ich.
Ich bestellte Kartoffeln und Quark mit Leinöl, eine einheimische Spezialität. Einen großen Hunger hatte ich nicht. Es kamen noch ein paar Gäste herein, die aber alle abgewiesen wurden. Etwas seltsam fühlte ich mich dort alleine, umringt von den ausgestopften Tieren. Das Essen schmeckte so lala. Es blieb das Einzige, vom Frühstück abgesehen, was ich in diesem Gasthof zu mir nahm.
Ich war angekommen. Im Grunde begann mein Aufenthalt auch erst am nächsten Tag mit einer Radtour nach Burg.
* eine Wortschöpfung, die mir im Laufe des Tages in den Sinn kam





Eine sehr schöne Gegend, bestimmt noch schöner, wenn es zum Herbst ruhiger wird
LikeGefällt 1 Person
es war schon etwas ruhiger als vor einem monat, als ich meine radreise dort hingemacht hatte.
LikeGefällt 1 Person
Würdest du sagen, es lohnt sich, dort mal mehr als einen Tag zu verbringen?
LikeLike
aber sicher. du kannst dort schöne fahrradtouren machen oder paddelboot fahren, wenn das wetter halbwegs schön ist. oder auch wandern. im sommer bieten sich campingplätze zum übernachten an.
es ist auch die frage, ob man alleine oder mit freund/freundin unterwegs ist. ich hätte mir zwischendurch gewünscht, jemanden an meiner seite zu haben, um direkt meine gedanken und eindrücke zu teilen.
LikeGefällt 1 Person
Danke dir. Und ich stimme dir zu, es ist schön, die „Reise-Erlebnis-Schätze“ mit jemandem zu teilen 🙂👍
LikeGefällt 2 Personen
in gewisser weise mache ich das jetzt übers bloggen.
LikeGefällt 2 Personen
und der Reise-Virus verbreitet sich dabei auch viel schneller – hier wirkt er schon 😆
LikeGefällt 1 Person
schön – und wo zieht es dich hin?
LikeGefällt 1 Person
der Spreewald lockt, leider fehlt momentan die Zeit
LikeLike
im „goldenen oktober“ ist der spreewald ein schönes reiseziel. ein langes wochenende würde erstmal reichen.
LikeLike
Mir gefällt alles, doch besonders das Objekt am Rande, die Wortschöpfung bezüglich des 3. Oktober und diese Tierbüstenwand 😉
LikeGefällt 1 Person
es gibt noch mehr objekte, die ich ablichtete.
solche tierbüsten finde ich schrecklich. trotzdem musste ich immer wieder hingucken.
LikeLike
Zum Glück ist die Gaststube hell.
Bei ausgestopften Tieren stell man sich oft eine dunkle Holzvertäfelung vor.
LikeGefällt 1 Person
puh. keine ahnung. es war so schon gespenstisch genug.
LikeGefällt 1 Person
Wäre auch nicht meins.
Hast du es vorher nicht gesehen/gewusst?
LikeLike
woher hätte ich es wissen sollen? ich war einfach froh, eine günstige übernachtung ergattert zu haben. ich bin nicht erschreckt/schockiert über das ein oder andere geweih oder das ein oder andere ausgestopfte tier, aber in diesem ausmaße sah ich es noch nicht.
LikeGefällt 1 Person
Manchmal schaut man sich die Unterkunft ja im Netz an.
LikeGefällt 1 Person
klar. ich war auf ihrer website. wenn ich mich nicht irre, gibt es da keine fotos von der gaststube.
nati, es ging mir um 3 übernachtungen, einigermaßen günstig und unkompliziert. und genau das bekam ich auch. das zimmer war okay, sauber, mit dusche und wc. ich hatte einen tv und konnte mir z.b. „eine schrecklich nette familie“ ansehen. so hatte ich sogar mal was zum lachen.
LikeGefällt 1 Person
Klingt doch ganz angenehm Bon.
LikeLike
ja. habe ich was anderes behauptet?
LikeGefällt 1 Person
Tag der Deutschen Gemeinheit. Eine grandiose Wortschöpfung für das Ergebnis von sagenhaften 8 Wochen Verhandlungsdauer.
Zum Glück ist die Natur noch nicht vollständig politisch assimiliert.
LikeGefällt 1 Person
ja, der natur ist es egal, ob sie im osten oder im westen wächst, solange man sie wachsen lässt.
LikeLike