Feierabendbier

Inzwischen besuchte ich nach der weitgehenden Aufhebung der C-Regeln ein paarmal die Kupferkanne. Vom C-Virus keine Rede mehr, jedenfalls nicht in meiner Anwesenheit (was mir ganz recht ist). Thema sind nun die steigenden Preise, vor allem für den Wirt Necip – die ewige Sorge ums wirtschaftliche Überleben. Die kleinen Sparer beißen ins Gras, während die Großen immer größer werden. Der Mittelstand geht den Bach runter. Eine Entwicklung, welche in den Achtzigern des letzten Jahrhunderts begann und sich zusehends beschleunigt. Ottonormalbürger muss mit immer mehr Einbußen rechnen. Vor allem die Alten sind betroffen. Die materielle Wohlfühlblase des Wirtschaftswunderlandes löst sich auf. Statt sozialer Hängematte ein Nagelbrett – „Stirb langsam“ in Deutschland.
Ich kann wirklich froh sein, einen relativ krisensicheren Arbeitsplatz zu haben. Beim Bier muss ich noch nicht knausern. Ich genieße es, etwas abseits an der Theke zu sitzen und meinen Gedanken nachzuhängen… Ab und zu wechsele ich ein Wort mit Necip oder einem Stammgast. Aller guten Dinge sind… mindestens drei, sage ich zu Gabi, die immer freitags hinter dem Tresen steht. Sie lacht und bedient den Zapfhebel. Ein Bierstrahl zischt ins Glas (ich liebe dieses Geräusch).

6 Gedanken zu “Feierabendbier

  1. Wir leben im Zeitalter der totalen Verwirtschaftung, und die dazugehörigen Hamsterräder drehen sich immer schneller. Die Vergletscherung der Gesellschaft schaltet mit rasender Geschwindigkeit das aus, was man ein soziales GeWssen nennt. Politiker*innen schielen auf die nächsten Wahlen, haben sich längst den Wirtschaftsstandorten verschrieben und sind keine staatstragenden Persönlichkeiten mit moralischer Verantwortung mehr. Ich sehe nicht nur die Alten als Betroffene, sondern auch viele, die am Anfang ihres Wirtschaftslebens stehen. Wenn ich mir heutige Jobbeschreibungen durchlese, fällt mir immer wieder auf, dass man sich am besten in eine eierlegende Wollmilchsau verwandeln sollte. Gruseliges Bild!
    Da mache ich nicht mehr mit. Schon lange nicht mehr. Prosit!

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    • geistig bin ich schon lange aus diesem system ausgestiegen… im täglichen leben aber fehlten mir mut und kraft, das hamsterrad zu verlassen. ich mache, was notwendig ist und nehme mir so viel freiheiten wie möglich.
      da ich in der altenpflege arbeitete und nun selbst nicht mehr der jüngste bin, denke ich primär an die alten, die von den entwicklungen quasi überrollt werden… (nach dem motto „friss oder stirb“)

      prost!

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  2. Die Bierpreise ziehen hier mächtig an. Inzwischen bezahlt man oft 2 Euro für ein 0,2 l Kölsch. Viele gehen dazu über, sich Flaschen am Kiosk zu kaufen. Kommt günstiger.

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    • das bier am kiosk oder im supermarkt ist natürlich wesentlich günstiger.
      am liebsten verbinde ich das biertrinken aber mit kneipe oder biergarten. ganz nach goethe: „hier bin ich mensch, hier darf ich`s sein.“
      2 euro für ein kölsch – da wäre ich schnell bei 20 euro.

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