So was kann passieren. Ein Tag ohne Licht. Das Heulen der U-Bahn im Ohr. Morgendlicher Blues. Die täglichen Nachrichten ertrage ich nicht mehr. Auf der Wodkaflasche das Emblem eines stattlichen Hirschs. Dafür, dass ich fast 6 Jahrzehnte im falschen Universum lebe, habe ich mich gut gehalten, denke ich und grinse innerlich. Ich meine, es könnte schlimmer sein. Es ist wie auf der Kirmes. Wenn man erstmal in der Achterbahn sitzt, gibt’s kein Zurück mehr. Okay, man kann sich krampfhaft festhalten, die Augen schließen und warten, bis es rum ist. Wieso haben die anderen eigentlich so viel Vergnügen daran? Was zum Teufel ist mit denen los?! – ich kann also nur falsch sein. Dieser Gedanke beruhigt mich etwas, denn ich will mich nicht unnormal fühlen. Falsch abgebogen oder falsch gelandet. So was kann schließlich passieren. Deswegen ist man noch lange nicht unnormal. Gott sei Dank sieht man mir das auch nicht an. (Oder doch?) Ich sehe im Großen und Ganzen aus wie alle anderen. Ich wollte nie auffallen. Lieber im Boden verschwinden. Intuitiv wusste ich schon immer, dass ich hier falsch war.
Der Tag ist noch in der ersten Runde. Sein Stoizismus überträgt sich auf mich. Er ist weder ein Sprinter noch ein Langstreckenläufer. Er kommt und geht. Tage sind Staffelläufer. Ich lasse mich fallen. Ich warte ab. Wie eine Spinne in einer Zimmerecke. Mit dem Unterschied, dass die dort genau richtig ist. Jedenfalls vermute ich es.
Fremd in der Welt und doch alles im Blick?
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was habe ich denn im blick?
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natürlich nur das, was du im Blick haben willst…die täglichen Nachrichten willst du nicht mehr ertragen, trotzdem kriegt man das und alles mit…
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Es brauchte nicht Corona für mich. Aber die Corona-Zeit verstärkte dieses Gefühl, dass ich hier falsch bin. Vorher war es mir nicht immer so brutal bewusst.
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da fällt mir ein, dass ich irgendwo las, dass ein junger Mann echt vor Gericht gezogen ist, um seine Eltern zu verklagen, dass sie ihn auf diese Welt gebracht haben…
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ein weltliches gericht deswegen zu verklagen, ist schwachsinn… oder albern… oder ein spezieller humor.
ich bin meinen eltern nicht böse, dass sie mich zeugten. sie waren ahnungslos. sie machten, was alle machen.
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mmmmmh. Tundra Wodka. zum Wohl! ich hoffe er hat geschmeckt! neuerdings spricht mich eine ältere Dame bei der Arbeit immer mit Natascha an, weil sie erfahren hat, dass ich gerne Wodka trinke. so russisch fühle ich mich gar nicht. lach.
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der beste wodka ever. das ist wie mit den butterbroten, die man nicht selbst schmieren muss… oder so ähnlich.
ich fühle mich auch nicht russisch und trinke wodka. obwohl ich manchmal schon meine, dass ich eine affinität zur russischen seele habe.
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die Wehmut und der Schmerz. ein Teil der russischen Seele.
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