Ein Wiedersehen

Unwillkürlich kniete ich mich neben Karl-Heinz, der im Rollstuhl saß. Seine Augen groß und matt im blassen Gesicht, sein Körper ausgezehrt. Er gehört zu den alten Stammis im Pub. Ich drückte seine Hand und umarmte ihn. Ich verstand kaum, was er sagte, nur, dass er wohl lange im Krankenhaus gewesen war. Er lächelte mich an, guter alter Karl-Heinz… vom Tode gezeichnet.
Pünktlich zum Marathon-Event schien die Sonne. Der unausweichliche Abschied vom Sommer legte eine kleine Pause ein – gut für die Besucher des Pubs, gut für die Musiker, die neben uns wunderbar aufspielten, gut für die Läufer… Die Profis waren längst im Ziel. Es folgte die langgezogene Masse der Freizeitläufer, die mitmachten, um mal dabei gewesen zu sein, oder um sich selbst etwas zu beweisen, oder vor Familie und Freunden anzugeben.
Ich freute mich über die vielen bekannten Gesichter. Fast ein Jahr lang hatte ich das Pub nicht mehr besucht. Aber man kannte sich noch. Ein schönes Wiedersehen. Im Sommer saß es sich vor der Kupferkanne besser als an der verkehrsreichen Potsdamer Straße. Es ist auch die Frage, wie eng ein Wirt die Corona-Regeln auslegt. Dahingehend muss ich Puschel noch auf den Zahn fühlen. An diesem herrlichen Sonntag verlor niemand ein Wort darüber.

    

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