Ich stöberte (mangels anderer Gelüste) in meinen alten Sachen, hauptsächlich Texte und Gedichte, die ich damals in der Leselupe zum Besten gab.
Ein Text amüsierte mich besonders – Voilà (in leicht überarbeiteter Fassung):
Eine Zahnpasta zum Preis einer Nudelpackung oder Die Kollision im Supermarkt
Ich hasse nichts mehr, als im Supermarkt einkaufen zu gehen, und die Gänge sind dermaßen zugestellt, dass 2 Einkaufswagen unmöglich aneinander vorbeikommen – so geschehen vorhin. Es war eine Frau mittleren Alters, sie kam frontal auf mich zu. In ihrem Warenkorb lag erst eine Tüte Zucker. Sie schaute grimmiger als ein Waschpaket. An ein Ausweichen war nicht mehr zu denken. Wir rasselten ineinander. Liebe Güte, was für ein Aufstand! … Ich wollte doch nur zur Zahnpasta.
Um heute noch die Kurve zu kriegen, musste ich blitzschnell handeln. Schließlich wartete die ganze verrückte Welt draußen auf mich. Ich drängte dieses hysterische Wesen ins Regal und verpasste ihr den Todesschlag. Diesen genialen Handkantenschlag habe ich noch aus alten Karate-Zeiten drauf. Wie ein nasser Sack kippte die Lady vornüber in meinen Einkaufswagen. Gott sei Dank hatte kein Mensch etwas bemerkt. Alle waren zu sehr mit der Suche nach sich selbst beschäftigt.
Okay, ich holte meine Zahnpasta und suchte nach einer passenden Warenauszeichnung für die Lady, die mir im falschen Moment begegnet war. Sie lag wie eine bunte Riesenwurst in meinem Wagen. Ich kratzte das Etikett einer Nudel Packung ab und heftete es ihr an den rechten Busen. Der ragte so halb seitlich aus ihrer Bluse. Jetzt aber nichts wie an die Kasse und bezahlen! Vor mir quengelte ein Rotzbengel. Ich wollte ihn schon dazusetzen, da zog ihn sein Daddy hinter sich her in die rettende Freiheit. Die Kassiererin scannte den Barcode auf dem Busen. Die Zahnpasta übersah sie. Wer weiß, wo die hin gerutscht war.
(03.07.2002)