Das Rennen

Der Startschuss fällt bei deiner Geburt. Du wirst ins Rennen geschickt. Nach und nach wird dir klar, dass du nach einem vorgegebenen Muster funktionieren sollst. Die Etappen sind abgesteckt. Erreichst du ein Etappenziel nicht, macht man sich Sorgen. Ist er etwa zurückgeblieben? wird gefragt. Aber dann: Nein, er ist nur etwas spät dran – Gott sei Dank! Das Rennen geht weiter. Pausen sind nicht vorgesehen. Nicht den Anschluss verpassen. Und nicht so viel fragen. Das hält nur auf. Orientiere dich an denen, die vor dir laufen. Hefte dich an ihre Fersen. Du gehörst zu den Besten, wenn du in deiner Altersgruppe (und später in deinem Metier) vorneweg läufst. Nur nicht zu den Schlusslichtern und Abgehängten zählen. Das ist ein Scheißgefühl. Über Versager machen sich die anderen lustig. Du willst doch kein Versager sein, oder? Wer an dieser Veranstaltung zweifelt, bleibt auf der Strecke. Hoch mit dir! Weiter geht`s! Das Rennen ist noch lange nicht vorbei. Es geht jetzt erst richtig los! Du willst nicht – gibt`s nicht. Reiße dich gefälligst zusammen! Schule, Lehre, Studium, Beruf, Karriere…, Familie, Kinder, Eigenheim… Alle müssen da durch. Du stellst zu viele Fragen. Das ist schlecht. So wirst du nie vorankommen. Bleibe wenigstens im Mittelfeld. Du wirst alles verlieren, wenn du die Rennbahn verlässt. Niemand wird mit dir Mitleid haben. Was das Ziel ist? Was für eine blöde Frage. Der Weg ist das Ziel, sagte schon Konfuzius. Immer am Ball bleiben. Die Horde nicht verlassen. Die Horde ist dein Zuhause. Hast du denn in der Schule gar nichts gelernt?! Du machst es dir nur unnötig schwer. Auf geht`s. Nicht nachlassen. Eine Schande, auf den letzten Metern schlapp zu machen. Tue dir das nicht an. Noch ein letztes Mal die Arschbacken zusammenkneifen. Dann ist es geschafft. Siehst du, geht doch!

     

6 Gedanken zu “Das Rennen

    • na ja, sag das mal den vielen obdachlosen… abseits der rennbahn ist es nur interessant, wenn man sich diese abstecher leisten kann. oder wenn man sehr sehr willensstark ist.
      aber ich weiß schon, wie du das meinst. es gibt auch auf der rennbahn regionen, die noch nicht ganz so ausgelatscht sind.

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      • Damit hast du Recht Bon.
        Wobei ich mich immer geweigert habe zu rennen, nur weil jemand meinte jetzt sollte man Bitteschön Gas geben.
        Mein Tempo und meine Hartnäckigkeit reicht mir um ans Ziel zu kommen. Zum Glück ist es nicht immer jedermanns Ziel.

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      • Sieht man doch jetzt wieder, wie sie alle rennen um frei zu sein, in den Urlaub müssen, …..
        Lass die mal rennen, denke ich da oft.
        Ob es klug ist sich da zu weigern und seine eigenen Wege zu gehen….
        Zumindest ist es selbstbestimmter, auch wenn es bedeutet dass man damit nicht das goldene Los in Händen hält.

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      • der herdentrieb: man macht die bedürfnisse der masse zu seinen eigenen. damit glaubt man, bei den siegern zu sein. man muss dabei nicht viel nachdenken und fühlt sich integriert.
        in der geschichte sehen wir viele beispiele, wo die masse in die irre rennt…
        je nach den umständen kann man nicht einfach sagen: lass die mal rennen…
        wenn es blöd läuft, trampeln sie dich nieder.

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