Heute Morgen, als ich aufstand, dachte ich: Unglaublich in welchen Zeiten wir leben – bald gibt es nichts mehr, was einem nicht vorgeschrieben wird! Nahezu alles will man uns diktieren: Gesundheit, Ernährung, Körperpflege, Lifestyle…, sogar unser Denken und unsere Sprache. Ich rieb mir den Schlaf aus den Augen und streckte mich. Bestimmt hatte ich schlecht geträumt. Ein Gefühl der Beengtheit legte sich um meinen Hals wie ein zu enger Hemdkragen. Der Druck wurde subtil über Empfehlungen, allerlei Ratgebern und Drohungen aufgebaut. Gern wurde über die Moral und den Gemeinschaftssinn argumentiert. Ehe man es sich versah, schoss man sich mit einer eigenen bzw. dem vorherrschenden Narrativ widersprechenden Meinung ins gesellschaftliche Abseits. Noch nie hatte ich den Anpassungsdruck so stark empfunden… Bei diesen Gedankengängen schnürte es mir beinahe die Kehle zu. Ich riss das Küchenfenster auf und sog die kühle Luft, die mir sogleich entgegenströmte, tief ein. Das half ein wenig. Ich blinzelte in einen grauen Tag. Oberflächlich war der Welt nichts anzusehen. The same procedures as every day. Mal davon abgesehen, dass ich Urlaub hatte.
Nein, es war nicht das erste Mal, dass ich solch neurasthenischen Gefühlslagen ausgesetzt war. Woher kam nur dieses vertrackte Engegefühl?! Gab es da draußen Menschen, denen es ähnlich ging? Warum war meine Seele so empfindlich? Bildete ich mir den Druck – bildete ich mir das Böse nur ein?
Ich blickte auf die gekalkte Zimmerwand, während mich mein Lieblingsbluessender beschallte… Ich musste gegen die Enge ansingen, auf meine Weise, mit meinem ganz eigenen Blues aus Worten. Schreiben war für mich Bewusstsein. Schreiben war mein Schrei ins Universum: Ich bin, ich lebe, ich denke – fühle!
Kenn ich.
Was täte ich ohne diese Möglichkeit: Schreiben.
?
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ohne das schreiben, ohne den kreativen ausdruck in worten, wäre ich nicht ich. insofern… stellt sich die frage nicht, was ich ohne das schreiben täte.
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Das Gefühl der Enge kann einem schon mal überkommen, vor allem bei Dingen dir einen selbst widerstreben.
Ist mir nur allzu gut bekannt.
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es überkommt mich zu oft. mein geist ist zu widerspenstig… wahrscheinlich wurde ich aus versehen in die falsche welt hineingeboren.
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Ich denke es ist bei jedem der widerspenstig ist oder sich ungern allen und jedem Gedankenlos unterwirft.
Nur das Ausmaß wird unterschiedlich groß sein.
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Hm. Das kann ich nicht beurteilen. Viele „Widerspenstige“ scheint es momentan nicht zu geben – jedenfalls unter den Bloggern, und auch sonst.
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Es gibt ja unzählige Themen die einem nicht behagen oder wo man widerspenstig reagiert.
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echt? was ist den menschen wichtiger als ihre freiheit? die offene naht ihres neuen bademantels? oder dass sie so lange an einer roten ampel warten müssen?
stimmt, ich rege mich auch oft über alles mögliche auf… aber diese themen haben nicht die qualität von freiheit, toleranz oder liebe.
es ist fuckin` frustrierend, wenn ich mir all diese oberflächlichkeiten betrachte, an denen meine mitmenschen hängen.
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Klar, lach…
Über Banalitäten kann man sich auch aufregen, wenn man nichts zu tun hat.
Zumindest hast du noch deinen Humor behalten.
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Ich weiß nicht, was du meinst.
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Mich haben nur deine Beispiele amüsiert.
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ja – mir fiel spontan nichts besseres ein.
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