Es war einer der ersten warmen Tage des Jahres. Der junge Mann saß auf einem Mäuerchen auf dem Rathausplatz der Stadt – der Stadt, in der er aufgewachsen war und die Schule besucht hatte, wo er seine erste Liebe fand. Die Luft duftete nach Freiheit und wonniger Verheißung. Er las Hemingways letzten Roman „Eden“. Die Protagonisten genossen das Leben an der französischen Riviera… Der junge Mann träumte sich in die Erzählung des Schriftstellers, während die Sonne ihm auf die Nase schien, er eine Flasche Rotwein ansetzte. Niemals wollte er dieses Gefühl der Freiheit wieder verlieren, auch wenn er insgeheim wusste, dass er einer kurzfristigen Schimäre aufsaß. Der Vormittag schmolz dahin – die Pflicht rief ihn zu seinem Dienst im Altenheim. Er fühlte sich glücklich wie selten. Nur die Liebe zu einer Frau hatte ihn bisher mit mehr Glück beseelt. Er wunderte sich über seine Hochstimmung, die anhielt, als er sich bereits auf dem Weg zu seiner Arbeit befand. Er war jung und hatte das ganze Leben vor sich. Das Leben war wunderbar. Er war ein gutaussehender Bursche. Er gefiel sich.
Das Altenheim stand wie eine riesige Barke weithin sichtbar am Berghang. Die Alten fristeten dort den letzten Rest ihres Daseins. Sie befanden sich am anderen Ende – während er noch in seiner Jugend badete, warteten sie auf Erlösung, warteten auf sein Lächeln und seine Hilfe. Der junge Mann hatte bis vor wenigen Monaten noch nichts von dieser anderen Welt gewusst… Er hatte sie sich nicht so grausam vorgestellt.
…in seiner Jugend badet…
Wow.
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meine jugend – ein weilchen her, dass ich in ihr badete.
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Hach. Französische Riviera, der Garten Eden. In einem Altenheim hilft ein junger Mann einer alten Frau in einen Rollstuhl. Es ist schon Abend und Zeit für den Gute-Nacht-Tee. Doch die Alte möchte noch einmal das Leben spüren. So fährt sie der junge Mann ans nahe Meer und hilft ihr hinein in die dunkle Fluten. Die schaumbedeckten Wellen scheinen sie zu verschlucken und tatsächlich verliert er sie aus den Augen. Er ruft nach ihr und plötzlich taucht sie wieder auf. Sie steigt aus dem Meer, wieder jung, spitzbübisch lachend. Ihre langen Haare kleben wie Seetang an ihrem paradiesischen Körper. …
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Interessante Assoziation.
Keine Ahnung, warum ich mich an diesen einen Tag unter tausenden besonders erinnere…
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dein Unterbewusstsein wird es wissen. Ja, bei mir geht manchmal die Fantasie mit mir durch.
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Ich mag Fantasie. Ich mag Vorstellungskraft.
Die Realität ist oft erdrückend.
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Das stimmt. In meiner Fantasie bin ich jetzt in Südfrankreich in einem kleinen Steinhaus, die Bäume wiegen sich im warmen Wind.
In der Realität ist es trüb und grau draußen, der Wind ist kalt und ich gehe gleich arbeiten. Außerdem werden mir draußen einige Zombies begegnen. Ich werde mich vor ihnen in Acht nehmen. ..
bis bald. schönen Abend.
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Ich sitze in der Sonne, ganz real, inmitten junger Menschen… Sie scheinen nicht gerade von Intelligenz gesegnet zu sein, aber ihr Instinkt funktioniert noch.
Ich schicke dir Sonne und Wärme in deine Wirklichkeit.
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Danke!!!!
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