Ich verfolgte in meinem Leben nie wirklich ein Ziel. Ich machte einfach immer weiter. Die Dinge ergaben sich. Sie tauchten auf und tauchten wieder ab. Ein Vagabundieren durch die Jahre. Gefangen im jeweiligen Hier und Jetzt. Ich wurde als Lebenskünstler bezeichnet. Selbst bezeichne ich mich lieber als Tagträumer und Tunichtgut… Was nicht heißt, dass ich nicht einige Anstrengungen zu bewältigen hatte. Ich musste mich zwischenzeitlich ordentlich in die Riemen legen. Ich war dem Absturz nahe. Doch der Schöngeist in mir verhinderte, dass ich mich ganz aufgab. Und dann ist da auch noch mein phänomenaler Dickkopf.
Wo wird es mich noch hintreiben? Oder ist hier Ende Gelände? – frage ich mich heute. Seit ein paar Jahren fühle ich mich in einer Flaute gefangen. „Kein Land in Sicht“, schallt es vom Ausguck herunter. Der Kapitän verzieht sich in seine Kajüte, um sich mit seinen Offizieren zu besprechen. Na ja, man schweigt sich erstmal an.
„So kann es nicht weitergehen!“
Die Offiziere räuspern sich verlegen… und schauen betreten zu Boden.
„Und wenn wir selbst in die Segel pusten müssen!“ Der Kapitän schreitet mit auf den Rücken verschränkten Händen in der Kajüte auf und ab.
„Sir, mit Verlaub“, meldet sich der 1. Offizier zu Wort, „die Flaute kann unmöglich ewig andauern…“
„Wie sieht es mit den Vorräten aus? Wie lange reicht das Wasser?!“ fragt ihn der Kapitän herausfordernd, „wie steht es mit der Stimmung der Mannschaft? Wie viele erkrankten an Skorbut?!“
„In der Tat, Sir, unsere Zeit wird knapp. Die Stimmung in der Mannschaft ist beschissen, wenn ich das so sagen darf…“
„Meine Herren, ich muss eine Entscheidung treffen – für das Schicksal dieses Schiffes, für unser aller Schicksal… Es bleiben uns zwei Möglichkeiten: Wir harren auf dem Schiff aus und beten zu Poseidon, er möge uns eine Brise schicken; oder wir steigen in die Ruderboote und legen uns in die Riemen…, bevor wir zu schwach dazu sind. Ich bitte um Ihre ehrliche Meinung.“
„Dürfen wir uns kurz zur Beratung zurückziehen, Sir?“
Der Kapitän nickt. Er selbst legt sich müde nieder und döst ein. Am späten Abend wacht er von lautem Gelächter und Gegröle auf… Das letzte Fass Rum – diese Saubande! schießt es ihm durch den Kopf. Doch der Ärger verfliegt schnell aus seinem Gesicht und weicht einem breiten Grinsen.
„Auf eine frische Brise!“ ruft er aus voller Kapitänsbrust und schenkt sich einen Single Malt ein…
Gute Entscheidung. Besser als Rudern. Erstmal leben. und wenn es zuende ist, dann sollte es so sein.
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das leben ist wie ein roman mit einem offenen ende… vom tod wissen wir zu wenig. er sieht aus wie ende, aber vielleicht bedeutet er auch einen anfang. oder er ist eine schimäre.
das leben steckt voller betrug.
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Absolut. So sieht es aus. Versuchen wir im kleinen mit winzigen Schritten dagegen zu halten. Dann gibt es vielleicht ein gutes Ende im Roman.
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wenn ein film oder ein roman ein gutes ende hat, bin ich immer skeptisch. entweder hat der schriftsteller haferflockenbrei im kopf, oder er wurde zum happy end genötigt.
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ich mag happy ends
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solche zwischen-happy ends von mir aus… die braucht eine story als ein element der dramaturgie.
das ende sollte offen sein.
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Mal abwarten welche Lösung die Mannschaft findet wenn der letzte Tropfen aus den Adern geflohen ist…
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möglicherweise hat poseidon ein einsehen und schickt ihnen eine frische brise, während sie ihren rausch ausschlafen…
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Götter spielen zu gern. Vielleicht aus Langeweile….
Noch scheint kein Land in Sicht.
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ja… götter spielen… aus langeweile. (ihre langeweile kann ich gut nachvollziehen.)
eine frische brise wäre in der derzeitigen situation schon eine menge wert… hoffentlich nicht gleich ein sturm – vom regen in die traufe sozusagen.
wer weiß, ob sie je wieder land sehen werden. das meer ist verdammt groß.
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Erstmal ist nichts zu sehen, vom Ausguck.
Fast Windstille, Innen und Außen.
Dabei täte etwas Wellengang ganz gut.
Solange die Mannschaft keine Revolte anzettelt, kommt sie vielleicht heile aus der Krise.
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aus keiner schwerwiegenden krise kommt man heil wieder raus.
mit oder ohne revolte…
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Etwas bleibt immer zurück, auch wenn man Glück hat. Ich weiß…
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nur die jugend kann denken, dass sie immer heil davon kommt. wenn der tod langsam am horizont auftaucht, ist schluss mit dieser naivität.
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Noch ist der Tod nicht sichtbar, die Mannschaft nur im Delirium.
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kommt drauf an, auf was du diese allegorie beziehst.
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Das darfst du dir jetzt aussuchen Bon.
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ich habe längst ausgesucht… der leser meines textes kann es sich aussuchen.
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Es ist zu eindeutig.
Wenn man hier schon länger mitliest und zwischen den Zeilen lesen kann.
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es geht um meine persönliche flaute. es geht um meine ziellosigkeit im leben… das steht da quasi wort für wort.
aber man kann als leser auch andere allegorien bilden. das wünsche ich mir sogar.
oder auf was wolltes du hinaus?
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Genau dass was du im ersten Satz geschrieben hast, schwingt klar und deutlich in deinem Text mit.
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wenn ich solche texte schreibe, beginnt es mit einem satz… und ich lasse mich für den rest führen. das heißt, ich selbst weiß nicht, wo mich die nächsten worte hinführen. und doch kommt alles aus mir.
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So funktioniert das Schreiben.
Ich meinte den ersten Satz in deinem vorherigen Kommentar.
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das schreiben funktioniert sicher nicht nur auf eine art und weise. jeder, der sich über das geschriebene wort ausdrücken will, muss seinen weg finden.
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In den meisten Fällen hat man ein Grundgerüst im Kopf.
Die Worte und Sätze finden sich aber im Laufe des Schreibens selbst.
Sie wechseln durchaus auch mal die geplante Richtung.
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kommt drauf an, was ich schreiben will: ein gedicht, eine kurzprosa, einen tagebuchtext, etwas längeres…, ob man im auftrag schreibt als journalist oder für einen verlag.
ich brauche für das, was ich hier wiedergebe kein grundgerüst. das heißt, ich muss nicht drüber nachdenken. ich schreibe einfach. oder ich scheibe nicht, weil ich nichts spüre…, weil ich die inneren türen nicht finde…
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Klar muss man da differenzieren.
Ich meinte lediglich das Schreiben hier.
Wenn der Kopf nichts hergibt, ergibt sich auch kein Text.
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so würde ich das nicht sagen… als ich mit diesem text anfing, hatte ich so gut wie nichts im kopf – jedenfalls wusste ich nichts davon. also. wie soll ich dir das erklären? eigentlich solltest du es längst kapiert haben, falls du wirklich meine texte und gedichte verfolgst.
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Klar….
Einen schönen Nachmittag wünsche ich dir Bon.
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dir auch alles gute.
ich denke, dass wir ziemlich unterschiedlich ticken. aber danke für dein interesse.
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