Schieflage

Ich spüre es allerorts: Die Leute haben die Schnauze voll. Am Besten das Thema „Corona“ vermeiden. Weil man Repressalien fürchtet, trägt man Maske und hält Abstand. Doch das Ganze bricht an den schönen Frühlingstagen auf, wenn die Menschen zu Hunderten in die Parks strömen. Sie scheißen auf den Verordnungssalat und lassen ihrer Lebensfreude freien Lauf. Selbst die Ordnungshüter bringen sie nicht zur Raison. Ich beneide die Polizisten nicht um ihre tumbe Sisyphusarbeit. Statt Verbrecher zu jagen, wird ihnen nun auferlegt, harmlose Bürger zu drangsalieren. Die Grundrechte wurden ausgehebelt. Das Corona-Angstgespenst geht um. Für dumm und verantwortungslos/asozial werden all jene erklärt, die sich von der regierungsgesteuerten Corona-Propaganda nicht einwickeln lassen. Meinungsfreiheit?! – Fehlt nur noch, dass die Gedankenpolizei auf den Plan tritt…

Mir wird entgegengehalten, dass ich übertreibe. Kann schon sein, dass ich etwas sensibel reagiere, wenn mir Freiheiten weggenommen werden – Corona als Rechtfertigungsgrund ist mir einfach zu wenig. Dabei will ich weder die Existenz von Covid-19 ignorieren, noch die durch das Virus evozierten Erkrankungen kleinreden. In einer offenen Gesellschaft gibt es viele Risiken, zu verunglücken, zu erkranken und (vor der Zeit) zu sterben. Die Corona-Gefahr ist dahingehend einzuordnen. (Nicht mehr und nicht weniger.) Seit gut einem Jahr höre ich aber nur noch „Corona“… Wo bleibt der Sachverstand? Wo bleibt der lebendige Diskurs? Warum werden die Kritiker der Corona-Politik nicht gehört, sondern geächtet?

Ich spüre es allerorts: Die Menschen lassen sich nicht bändigen. In ihren Herzen scheißen sie auf die Staatsgewalt. (Von den Spießern/Opportunisten und Angsthasen mal abgesehen.)


36 Gedanken zu “Schieflage

  1. Die Menschen – du meinst den kleinen Teil, die sich, so scheint es, um nichts scheren und weiter machen, was sie wollen. Die große Mehrheit, die du hier als Spießer, Opportunisten und Angsthasen verunglimpfst, nicht das Thema schlicht ernst, bei aller Verunsicherung dieser Tage, an denen unsere Politiker nicht schuldlos sind, leider. Was seuchentechnisch überschätzt wird, denke ich, sind Begegnungen im Freien. Manche Einschränkungen diesbezüglich sind in der Tag bürokratische Gängelei.

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    • gegen spießer und opportunisten habe ich schon immer was, grinsekatz. muss ich ausführen, warum?
      die angsthasen tun mir dagegen leid. ich weiß, wie sehr uns ängste knechten können.
      gut möglich, dass ein großer teil unserer gesellschaft aus spießern, opportunisten und angsthasen besteht, – aus menschen, die leicht durch propaganda zu manipulieren sind. das wäre ja auch nichts neues.
      dass ich das thema corona nicht ernst nehme, will ich mir nicht nachsagen lassen, aber ich nehme auch die themen freiheit und grundrechte sehr ernst. eine plausible öffentliche abwägung zwischen den werten gesundheit, freiheit/grundrechte fand nicht statt.
      ich finde es bedauernswert (sogar beängstigend), dass sehr viele menschen so einfach und so schnell auf diesen lockdown-zug aufgesprungen sind….

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  2. Dann zähle ich wohl zu den Angsthasen, denn ich sehe noch immer die Gefahr durch das mutierte Virus.

    Aber niemand wird davon abgehalten, sich zu infizieren und zu Hause auszukurieren.

    Der Staat bittet uns Bürger lediglich darum, das Virus nicht von Pontius zu Pilatus zu tragen. Es tut mir nicht weh, auf Abstand zu bleiben, ich leide nicht darunter, wenn ich zum Einkauf eine FFP2- Maske zu tragen. Die Zurückhaltung wird mir mit Sicherheit kein Leid zufügen, was ich mit Sicherheit bei einer Infektion mit dem SARS 2 Virus nicht sagen kann. Es sei denn, DU versicherst mir, das das Virus bei mir nicht mehr als einen grippalen Infekt auslösen wird und ich mich nach ein paar Tagen Unwohlsein wieder meines Lebens (10 – 20 Jahre) erfreuen kann und keine Spätfolgen zu erwarten habe.

    Wo bleibt der lebendige Diskurs? Fragst du.
    Es wird ja genügend darüber aufgeklärt – über das Virus, seiner Mutation und seiner Ausbreitungsgeschwindigkeit. Ich habe mich informiert. Dabei mache ich um Psydoexperten einen Bogen, informiere mich über seriöse Wissenschaft(ler)

    Ich komme dabei wieder zu meinem Paradebeispiel – ich gehe mit einem Herzleiden nicht zu einem HNO-Arzt. Sie tragen beiden den selben akademischen Grad – Dr. med. doch dann trennen nicht die Wege ihrer Fachkompetenz. Wissenschaftler, die sich zu Wort melden oder in die Talkshows geholt werden (Pluralismus), aber keine Fachkompetenz haben, halte ich für unseriös.

    Die Inzidenz in Rostock stieg seit letzter Woche von 22 auf 69. Vor einer Woche wurden durchschnittlich nur 5 Infektionen, seit Tagen sind es durchschnittlich 30 gemeldete Fälle. Dabei ist zu berücksichtigen, dass hier, wie über in Deutschland und in der Welt strenge Maßnahmen zur Eindämmung gelten. Neben der Fachkompetenz ist auch schnelles Handeln das Gebot der Stunde.

    LG La We

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    • der staat bittet uns nicht nur, lawe. er erlässt in aller regelmäßigkeit verordnungen/verbote. als ehemalige ddr-bürgerin bist du das vielleicht gewohnt… (tschuldige)
      ich will keine solche gesellschaft, die nach der pfeife von wenigen funktionären tanzt.
      ich wäre etwas kritischer den zahlen gegenüber, die du anführst.

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      • das recht auf gesundheitliche unversehrtheit kann man niemals einfordern. selbst in einer gesundheits-diktatur werden die menschen weiter an krankheiten und unfällen sterben.
        ich wähle einen staat, der sich meinen grundrechten widmet, der die meinungsfreiheit hochhält… das ist mir wesentlich wichtiger. ansonsten kann ich gleich nach china übersiedeln.

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  3. Der Text wäre nachvollziehbar, wenn der Nachsatz in den Klammern nicht wäre. Eine sachgerechte Diskussion, ein Abwägen von Schutz- und Freiheitsrechten: alles sinnvoll und notwendig. Das Beenden der Emotionalisierung, das Einstellen von Diffamierungen: Voraussetzung jedes rationalen Diskurses. Warum dann der Text in den Klammern? Befürworter der Maßnahmen wollen sich auch nicht in eine Schublade stecken lassen.
    Ich kenne keine Welt ohne Gurtpflicht. Seit ich denken kann und mich in Autos setzte, schnallen sich alle an, ohne Zögern, ohne Nachdenken. Dabei schützt der Gurt nur den, der ihn trägt. Sollte das Anschnallen nicht ihm und seiner Risikobereitschaft überlassen bleiben? Warum gibt es die Gurtpflicht, warum befolgt sie (fast) jeder mit demütiger Sklavenmentalität? Das muss wohl daran liegen, dass alle, die ein Auto nutzen, Spießer und Angsthasen sind.
    Auf den Intensivstationen arbeiten die Pflegekräfte bis zur totalen Erschöpfung. Schichtende, sie schleppen sich nach Hause und begegnen denen, die für den Patientennachschub sorgen, mit ihrer Freude an Frühling und Freizeit.
    Ein Schlag ins Gesicht! Danke dafür!

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  4. Jeder Tag ist ein interessanter Tag. Denn jeden Tag entdecke ich neu wie viele Menschen in ihrer Angst gefangen sind. Interessant, dass kaum jemand nachrechnet, wie die Inzidenz gerechnet wird. Warum werden nur positiv (wie viele Falsch-Positive sind hier dabei?) Getestete berücksichtigt? Warum werden die negativ Getestesten nicht gegen gerechnet? Warum wird in unserer Presse nicht erwähnt, dass ein Wiener Gericht den PCR-Test zerlegte? Nämlich dass ein PCR-Test nicht zur Diagnostik geeignet ist und daher für sich alleine nichts zur Krankheit oder einer Infektion eines Menschen aussagt.
    Interessant ist auch, dass die Menschen, die die Masken befürworten, immer das Beispiel „ein paar Minuten zum Einkaufen“ nennen. Was ist eigentlich mit den Menschen, die die Masken 8 Stunden am Tag tragen MÜSSEN? FFP2!! Das hat mir neulich eine Freundin, von Beruf Altenbetreuerin gesagt: Sie hat seit Wochen sehr schlimme Verspannungen im Nacken und Schulterbereich, sowie Kopfschmerzen von der Maske und den Gummibändern. Massagen, die helfen würden, sind wegen des Lockdowns nicht erlaubt! Sehr viele KollegenInnen haben auch Kieferprobleme, Verspannungen im Kiefer durch die Gummibänder der Masken. Sie selbst hat Angst vor den Schadstoffen in den Masken. Gesundheit sieht anders aus! Sie überlegt, ob sie nicht den Beruf an den Nagel hängt, ihrer Gesundheit zu liebe.
    Ganz ehrlich: Ich hätte schon lange gekündigt. Meine Gesundheit ist das höchste Gut und kein Arbeitgeber kann mir das ersetzen. Die Maske ist Freiheitsberaubung und schädlich für die Gesundheit.

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    • Danke, Moni.
      Meine alten Lehrer predigten mir, dass es bei der Meinungsbildung wichtig sei, mehrere Quellen zu lesen. Es ist fatal, nur auf die Aussagen derjenigen zu hören, die gerade in Politik und Medien an der Macht sind.
      Ich möchte gar nicht so sehr auf der Gesundheit als höchstes Gut herumreiten. Wichtiger ist mir meine Freiheit als Mensch bzw. Individuum. Sowieso dann, wenn ich den Grund der Einschränkungen nicht nachvollziehen kann.

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      • ja, schon. dies würde jetzt hier zu endlosen Diskussionen führen.

        den Grund der Einschränkungen kann ich schon seit 1 Jahr nicht nachvollziehen.

        wie du so schön schreibst. besser das Thema vermeiden. Jeder lebt für sich, jeder stirbt für sich. Wir alle müssen sterben, früher oder später, egal, ob wir die Maske auch unter der Dusche tragen oder nicht. Bis dahin sollten wir LEBEN und uns von der Angst frei machen.

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      • ich meinte: gesundheit ist ein sehr relativer begriff, ebenso wie lebensqualität…
        ich will keine gesundheitspropheten auf dieser erde, die uns sagen, was gesund ist, und was nicht.

        sich von irrealen ängsten frei zu machen, kann nicht schaden – sonst sehen wir nicht mehr die wirklich realen bedrohungen.

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    • Ich bin Altenpfleger, ich trage die FFP2-Maske, zuweilen auch noch Schutzkittel, Handschuhe und Visir. Stundenlang, beim Duschen von Bewohnern ist es dabei wie in der Sauna. Ich befürworte diese Maßnahmen zum Schutze der mir anvertrauten Menschen. Wenn dann Leute im Namen der Freiheit öffentliche Versammlungen abhalten, empfinde ich das als Schlag ins Gesicht. Danke für die Solidarität!

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  5. Ich habe gerade festgestellt, dass meine Argumente zur Intensivpflege und zur Altenpflege ungültig sind. Peinlich, peinlich: beides Beispiele für den ad-hominem-Irrtum, und das mir! Es handelt sich also lediglich um Appelle ans (Mit-)Gefühl…
    Der Ausschluss jedes Risikos ist der Tod, nur Toten kann nichts passieren.
    Den Lebenden bleibt nichts anderes übrig, als Risiken einzuschätzen und zu bewerten, danach Maßnahmen zur Risikobewältigung zu ersinnen, sie darauf zu prüfen ob sie verhältnismäßig und ethisch vertretbar sind und ihre Durchführung daraufhin zu prüfen, ob sie verpflichtend ist und für wen.
    Ob das gegenwärtig geschieht darf bezweifelt werden.
    Besonders heikel ist die Debatte um Sachverhalte, in denen mein Verhalten gleichzeitig ein Risiko für mich und für andere darstellt.
    (1) Bin ich verpflichtet, mein Verhalten im Dienste der Sicherheit des Anderen zu beschränken?
    (2) Ist der Andere verpflichtet ein Risiko zu tragen im Namen meiner Freiheit?
    Wenn meine Einschränkung im Maskentragen besteht, das Risiko des Anderen im Tod, dann erscheint zumindestens mir die Antwort klar:
    (1) ja
    (2) nein
    Sodele, der Herr Oberlehrer hat gesprochen und versucht gerade, den erhobenen Zeigefinger wieder herunter zu bekommen. 🙂

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    • na ja. gut gelabert, waschbär, würde ich schon mal sagen. (ich hoffe, du bist nicht allzu empfindlich).
      wenn ich mein verhalten zum schutze anderer einschränken soll, braucht es fundierte erklärungen… die sehe ich nicht (wie oft muss ich das eigentlich noch wiederholen?).

      ich ordne mich in einer demokratie selbstverständlich der mehrheitsmeinung unter. aber demokratie findet derzeit nicht statt. wir folgen irgendwelchen zahlen… und einer propaganda.

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  6. Ich empfehle die Lektüre eines Essays in der aktuellen Ausgabe der deutschen Zeitschrift für Philosophie, hier das Abstract.
    DZPhil 2021; 69(1): 29–66
    Schwerpunkt
    Lutz Wingert*
    Wir müssen abwägen – aber wie sollen wir
    abwägen?
    Fragen der Moral in einer pandemischen Corona-Krise
    https://doi.org/10.1515/dzph-2021-0003
    Abstract: The global Covid-19 crisis raises at least three moral questions, which
    my contribution answers as follows: (1) Which patient should get treatment
    according to triage criteria? The patient whose treatment has the best prospect
    of success. (2) How should we resolve the conflict between public health meas-
    ures and economic needs? Public health should have priority, but reaches its
    limits where the individual right to stay afloat through one’s own work is vio-
    lated. (3) How should we resolve the conflict between public health measures
    and civil liberties? Public health should have priority, but reaches its limits where
    the restriction of freedom violates the integrity of individual health and personal
    freedom. The answers and the arguments behind these are developed through the
    discussion of a wide range of current public health policies, concrete measures,
    and competing approaches to moral questions in the Covid-19 pandemic.
    Keywords: aggregation, covid-19, consequentialism, deontology, ethics, health
    and freedom, health or wealth, public health and civil liberties, SARS-CoV2, triage
    [Der] Zivilisationsgrad einer Nation [misst sich] nicht an der Höhe von Gebäuden,
    der Geschwindigkeit der Autos, der Effizienz der Waffen und der Schlagkraft der
    Armee. Er misst sich auch nicht daran, wie fortschrittlich die Wissenschaft und
    wie glanzvoll die Künste sind. Und […] nicht einmal an der Zahl von Touristen,
    die in die Welt ausschwärmen und die Luxusgeschäfte leerkaufen. Der einzige
    Maßstab ist ihre Haltung gegenüber den Schwachen. (Fang Fang, Wuhan Diary)1
    1  Fang (2020), 156.
    *Kontakt: Lutz Wingert, Eidgenössische Technische Hochschule Zürich,
    Lehrstuhl für Philosophie II, Clausiusstrasse 59 RZ, 8092 Zürich, Schweiz; lwingert@ethz.ch

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    • ich sage nicht, dass abwägungen zwischen werten wie gesundheit und grundrechten leicht sind.
      dabei wird man auf verschiedene thesen und perspektiven/wahrnehmungen stoßen. ich erörterte in meinem beitrag und meinen kommentaren meine wahrnehmung und übte kritik an den vorherrschenden narrativen. (habe ich dieses modewort auch mal untergebracht – lach!)
      ich gebe mal ein beispiel abseits von corona aus meiner altenpflegezeit:
      die abwägung zur künstlichen ernährung/lebensverlängerung. ich erlebte absurde situationen der unmenschlichen lebensverlängerung – eine qual, die wir unseren haustieren nicht antun würden… ein ethisches desaster.

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