Es war gestern und ist doch heute (4)

Weihnachten 1994

Die Eltern bringen mir eine Kiste Fressalien und einen Fuffi in einem Briefumschlag. Ich lege die sentimentalste Alkoholbeichte meines Lebens ab, und was alles dran hängt.
Wir lassen dich nicht hängen, sagen die Eltern, und schauen betreten. Ich will sie wieder aufheitern mit meiner alkoholverschleierten Durchsicht.
Wie wirklich ist die Sentimentalität? Warum gibt es Plastikweihnachtsbäume?
Ich langweile mich mit mir selbst. Die Klamotten stinken nach Kneipe, Schweiß und Urin – es fühlt sich nach Verwesung an. Der nahe Tod ist wie ein leer stehendes Haus mit wild wucherndem Vorgarten.
Meine Nachbarin ist nicht da. Es herrscht Mucksmäuschenstille. Feiertagsgediegenheit.
Seit Stunden höre ich Rockmusik. So lässt sich der erste Weihnachtsfeiertag an, mit einem Fuffi im Briefumschlag und dem Rest von 10 Dosen Bier.
Armin speist mit Eltern und Großeltern. Unerreichbar. Alles Gute, alter Freund!
Ich muss mich irgendwie loseisen. Ich bin wie festgefroren.


25 Gedanken zu “Es war gestern und ist doch heute (4)

      • wobei man sich darüber streiten kann, ob diese Gedanken nicht völlig fehl am Platz und verachtend sind.. viele Menschen benötigen Regeln und möchten geführt werden. Sie sind sonst orientierungslos und besonders an Weihnachten steht daher die „Tradition“ oder das was viele dafür halten im Vordergrund. Freigeister tun sich da schwer. Nicht nur an Weihnachten.

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      • Meine Beziehung zu den Menschen ist ambivalent. Ich fühle mich von Natur aus zu ihnen hingezogen – ich nenne es Liebe und Wohlwollen. Andererseits fühle ich mich von vielen Erscheinungen des menschlichen Lebens abgestoßen. Der Mangel an Freigeist unter den Menschen ist erschreckend. Wie leicht sind die meisten manipulierbar… durch politische Propaganda und Werbung… Auch das religiöse Zombietum zähle ich dazu.
        Es ist wahr: Ich verachte dieses Marionetten-Dasein. Und ich verachte die Rattenfänger, egal wo sie herkommen.

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      • kann ich dir nur recht geben! Gerade dieses Jahr hat mir gezeigt, wie gut die Manipulation und Propaganda organisiert ist und wie viele Menschen und Freunde darauf abfahren. Halleluja Schweinebacke fällt mir da nur ein (habe gestern Die Hard mit Bruce Willis gesehen).

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      • bruce willis in „die hard“ kann ich mir durchaus auch mal reinziehen…. mir liegen außenseiter/verlierer/geächtete, die quasi gegen die ganze welt kämpfen… und wenigstens zwischensiege erringen.

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      • ein klasse Film. Berlin während des kalten Krieges. Okay abgeluschtes Thema, aber Charlize Theron reißt es raus. Tolle Figur, Wodka auf Eis und coole Musik. Keine Ja-Sagerin!

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  1. stilecht muss das dann aber Stalinskaya sein. dann sehr gerne. Aber ganz ehrlich…Berlin rückt in weite Ferne. Aber ganz ehrlich…. manchmal ändern sich die Dinge schnell. Neues Jahr, neues Glück!

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