Fuck! – There`s no spring on Mars

Eigentlich wollte ich die ganze Woche im Homeoffice verbringen. Doch als mich meine Bürokollegin am Dienstag anrief, um mir mitzuteilen, dass der Corona-Test des Kollegen negativ ausgefallen war, entschloss ich mich kurzerhand, zwei Bürotage einzuschieben. Ich brauchte dringend etwas Abwechslung, zumal ich auch das letzte Wochenende vorwiegend in den eigenen vier Wänden verbracht hatte. Ich kann ganz gut ein paar Tage lang alleine verbringen… aber alles hat seine Grenzen. Die zwei Tage Büro taten mir wirklich gut. Die Launen meiner Bürokollegin ertrug ich gelassen. Ich freute mich über jeden direkten verbalen Kontakt, über jeden Blickkontakt und jedes Lächeln. Und der Feierabend fühlte sich wieder nach Feierabend an.
Ich war regelrecht sozial ausgehungert nach sechs Tagen zuhause. Radio und Fernsehen halfen nur bedingt zur Ablenkung. Der direkte zwischenmenschliche Kontakt ist eben durch nichts zu ersetzen. Auch wenn die Fallzahlen weiter steigen werden, will ich nächste Woche wieder wenigstens zwei Tage ins Büro.
So hangele ich mich von Wochenende zu Wochenende. Die nun herbstliche Witterung macht das Ganze auch nicht gerade besser. Wärme, Sonnenlicht, die Aufenthalte in Park und Biergarten fehlen mir. Ich darf an die monatelange Durststrecke bis Frühling 2021 gar nicht denken. Aber okay, mir geht`s gut. Ich habe einen Arbeitsplatz, ein Dach überm Kopf, genug zu essen und trinken und Zentralheizung. Ich habe Computer, TV und Hi-Fi. Warme Socken und Pullover liegen im Schrank bereit. Ich stelle mir einfach vor, ich wäre auf einer Reise zum Mars, wobei ich es recht komfortabel hätte. Und wenn ich den Mars erreichte, wäre Frühling…


25 Gedanken zu “Fuck! – There`s no spring on Mars

  1. Das kann ich gut nachvollziehen.
    Ich bin zwar gerne für mich, brauche Zeit für mich allein, aber so ganz ohne ist auch nichts.
    Viele haben es beim lock down nicht verstanden, wie sich alleinstehende ältere Menschen freiwillig in Gefahr begeben und selbst einkaufen gehen. Dabei ist es meist der einzige soziale Kontakt den sie noch haben.
    „Sozial ausgehungert“ trifft es da ganz gut. Sie riskieren lieber ihr Leben, oder das was davon noch übrig ist, als sozial zu verhungern.

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      • Ich weiß. Ich kann das Verhalten der Alleinstehenden gut nachempfinden und würde nie etwas dagegen sagen.
        Meist sieht man wie sie förmlich aufblühen wenn man ein paar Worte mit ihnen wechselt.
        Es kostet nichts, außer etwas Zeit, und beide Seiten sind danach seelisch etwas erfüllter.

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      • darum finde ich es traurig, dass die kneipenkultur seit vielen jahren rückläufig ist. das sind orte, wo sich menschen, die alleine leben, treffen und ein bisschen geborgenheit auftanken können.
        wenn nun durch corona nochmals viele kneipen zumachen, sind diese menschen dazu verdonnert, in ihren eigenen vier wänden zu versauern. es ist eine schande, wie arrogant z.b. von seiten der politik darüber hinweggesehen wird.

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      • Da habe ich ich mir schon gedacht als die Raucherkneipen verboten wurden.
        Welches Recht nimmt sich die Regierung heraus so etwas zu verbieten.
        Ich, als Nichtraucherin, kann doch selbst entscheiden ob ich dort hinein gehen würde oder nicht.
        Es war ein Schlag ins Gesicht für viele denen es fast ein zweites zu Hause war.

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      • die bevormundung durch die regierung nimmt im öffentlichen leben seit den achtzigern permanent wieder zu. diese entwicklung hin zur bevormundung des bürgers z.b. in gesundheitsdingen finde ich scheußlich.

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      • Es nimmt stetig zu, ja.
        Alles Mögliche wird Reglementiert.
        Als wären wir alle Unmündig.
        Auch wenn ich es so früh nicht wahr genommen habe, die letzten Jahre ist es wirklich extrem geworden.

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      • wo? ich habe das nicht so im blick…
        paradox/grauenhaft mutet leider die zusammensetzung solcher „freiheits/grundrechte-demos“ an. zum einen menschen, denen es wirklich um weniger bevormundung durch den staat geht, also um mehr individuelle freiheit, aber eben auch leute vom rechten lager, die am liebsten wieder eine diktatur einführen würden.

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      • In Frankreich z.B.
        Wenn du hier demonstrierst wirst du direkt in eine Ecke gesteckt oder läufst Gefahr verletzt zu werden.

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      • ja, die franzosen haben mehr revolution im blut. aber friedlicher wird dort, glaube ich, nicht demonstriert – was die gefahr des verletzt werdens angeht.
        das spießertum/schubladendenken gibt es auch in frankreich. aber die deutschen sind diesbezüglich nach wie vor spitze.

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      • mit nationalstolz tue ich mich allerdings auch schwer… nationalitäten und religionen sind in meinen augen zugehörigkeiten, von denen zu viel intoleranz, machtglaube und kriegerische konflikte ausgehen.

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      • Aber schau mal wie wir uns verkaufen, wir machen es allen recht. Schaffen uns ab und finden es auch noch gut. Welch ein Schwachsinn.

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      • In Schulen z.B. wird Schweinefleisch verboten, aus Rücksichtnahme. Alle applaudieren.
        Aus Sankt Martin wird das Laternenfest. Alle finden es besser.
        usw…
        Die Mehrheit meine ich mit wir.
        Ich kann damit nichts anfangen unsere Gebräuche den anderen anzupassen.
        Wenn ich irgendwo Gast bin passe ich mich an, nicht anders herum.

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      • mehrheiten verändern sich mit der zeit. ich möchte, dass wir in einer offenen und multikulturellen gesellschaft leben, in welcher menschenliebe und toleranz die höchsten güter sind und nicht ausgrenzung/mißachtung. selbstverständlich entstehen konflikte, wenn unterschiedliche kulturen aufeinandertreffen. aber eine lösung kann und darf nicht sein, deswegen aufeinander herumzuhacken.
        neben aller offenheit muss freilich für jeden, der in dieses land kommt, klar sein, dass er sich dem hier herrschenden demokratischen grundverständnis anzupassen hat, welches im grundgesetz niedergeschrieben ist. das gilt im übrigen nicht nur für jene, die von anderen ländern hierher migrieren, sondern auch für jene, die hier seit generationen leben.
        ich glaube nicht, dass ich zu der mehrheit gehöre, die du als „wir“ bezeichnest.

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      • Ich stimme dir voll und ganz zu.
        Wenn alle Seiten es wollen, Rücksicht nehmen und die jeweiligen kulturellen Gegebenheiten respektieren und akzeptieren kann ein friedliches Miteinander möglich sein. Schließlich kann man von einander lernen, seinen eigenen Horizont erweitern. Aber ich denke dass der Weg der hier teilweise beschritten wird, falsch ist.
        Mit wir habe ich nicht dich und mich gemeint, sondern die Mehrheit.

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      • woher weißt du, wer oder was die mehrheit ist? – mehrheit von deutschen? mehrheit von spießern? mehrheit von vernünftigen?
        ich argumentiere nie mit der mehrheit, solange diese nicht klar umrissen/definiert ist. zudem liegen mir mehr die minderheiten am herz.
        es gibt innerhalb der gesellschaft zuweilen übertriebene reaktionen… in hinsicht öffnung aber ebenso was ausgrenzungen angeht. der mittelweg scheint oft schwer verhandelbar.
        man sollte das ganze im blick behalten, um sich z.b. nicht an solchen dingen wie kopftuchverbot oder nicht u.ä. zu entzweien. das sind doch kleingeistige „kriegsschauplätze“.
        wie du es sagst: es geht um ein friedliches zusammenleben aller – und das ist alternativlos, wenn wir menschen auf dem planeten erde bestehen wollen.

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      • Wenn es nicht die Mehrheit wäre, würde es ja so nicht umgesetzt werden, oder?
        Wenn ich meine Bedenken äußere, in den genannten Dingen, war oft die Mehrheit dagegen. Deshalb nutzte ich dieses Wort.

        Wenn ich hier alles betrachte habe ich eher das Gefühl die Menschheit entwickelt sich zurück. Mit dem Wissen und die Möglichkeiten die die Menschheit heute zur Verfügung hat, wäre ein besseres Leben für alle möglich. Und der Planet wäre länger die Heimat der Menschheit.

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      • auch in demokratien bestimmen nicht unbedingt die mehrheiten, sondern jene, welche die macht innehaben und/oder mehrheiten durch manipulation/propaganda herstellen können. man muss schon genau hinsehen…

        ich würde sagen: der mensch hinkt schon immer ethisch hinter den möglichkeiten des fortschritts hinterher. die aufklärung hat einiges in bewegung gesetzt, was leider nach wie vor nicht in alle köpfe passt. jede generation muss sich von neuem mit dem allen auseinandersetzen. es gibt keine garantie auf demokratie und menschenrechte, bloß weil wir in mitteleuropa relativ lange in frieden leben… die machtbesessenen und kriegerischen werden so schnell nicht aussterben.
        die menschen müssen noch sehr lange im sinne von so großartigen menschen wie gandhi für eine friedlichere, gerechtere, und menschlichere welt kämpfen.

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  2. Gesetze haben empfehlenden Charakter. Dann wissen alle anderen, wo es lang geht 😉

    Nee, ernsthaft, was ich nachvollziehen kann, verstehen kann, daran halte ich mich auch. An dumme Gesetze halte ich mich auch, wenn jemand guckt…leider gibt es in diesem Land beide Extreme von Mitmenschen. Die einen scheißen auf alles, tönen den Manipulatoren nach und gefährden somit ihre Mitmenschen. Die anderen, die Mehrheit, wie ich glaube, brauchen eine strikte Reglementierung. Und das können die Deutschen (und auch die „Eingedeutschten“, die dabei teils zu Hochform auflaufen) richtig gut.

    Und ja, selbst mir fehlen manchmal die so genannten sozialen Kontakte … zuviel allein ist nie gut.
    Lieben Gruß.

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    • ich sehe hinter gesetzen mehr zwang als empfehlung… viele gesetze sind sicher notwendig, andere sind unsinnig/schildbürgerhaft aber bestehen trotzdem weiter.
      alles wird ja immer undurchsichtiger, was gesetze und die aushebelung von gesetzen angeht. otto normalbürger blickt schon lange nicht mehr durch. da muss man sich doch nicht wundern, wenn sich menschen an teils absurden einstellungen/ansichten orientieren… um ihren unmut zu kanalisieren und die welt in eine schwarz-weiß-übersichtlichkeit zurecht zu stauchen.

      wenn selbst dir die sozialen kontakte fehlen, obwohl du eine liebste hast… dann versetze dich mal in meine situation.

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