Ein ruhiger Sonntagmorgen im Single-Leben des B. M.. Erstaunlich ruhig, so dass er sogar das Fenster zur Straße hin öffnet. Das Blattwerk der Stadtbäume färbt sich langsam bräunlich. Ein kühles Lüftchen umfängt ihn nun am Schreibtisch. Er sitzt wie immer an den Wochenenden am Laptop, bloggt, schreibt einen Beitrag und surft zu dem ein oder anderen Begriff oder Thema im Internet – was ihm eben so in den Sinn kommt. Die Deutsche Fußballnationalmannschaft gewann gegen die Ukraine in Kiew 2:1. So lala… Und sonst? Die Formel 1-Boliden rasen nachher über den Nürburgring. War auch schon mal spannender. B. M. erhebt sich und schließt das Fenster. In T-Shirt und Boxershorts eindeutig zu kühl bei offenem Fenster. Gespenstisch immer noch die Sonntagsruhe. Nur dann und wann ein Fußgänger. Mal mit und mal ohne Hund. Ein schöner Morgen. Die Sonne lugt zwischen Bäumen und Hausfassaden hervor, fabriziert schöne Schattenwürfe auf der gekalkten Zimmerwand. Zurück am Schreibtisch stöbert er weiter durch die Nachrichten. Aber er entdeckt nichts, das ihn interessiert, nichts, das ihn inspiriert. Sperrstunde in Berlin. Na und? Damals, als er noch die Nächte durchzechte, hätte es ihn gewurmt. Doch die Zeiten liegen hinter ihm, lange schon.
B. M. füllt am Kühlschrank das Trinkglas nach. 2/3 Chardonnay + 1/3 Cola Zero. Seit Jahren trinkt er diese Mischung zuhause, wechselweise Bier.
Langsam sollte er sich einen Beitrag für sein Blog überlegen. Er weicht ungern von dieser Gewohnheit ab. Einerseits zum Zeit totschlagen, aber er schreibt auch gern. Kann man auch mal einfach über nichts schreiben? fragt er sich. Er nimmt einen großen Schluck des gemixten Gesöffs. Blödsinn! Ganz und gar unmöglich! Inhaltsloses Schreiben – wieder eine seiner Schnapsideen…
Das Trinkglas muss nachgefüllt werden. Das Gesöff braucht ein Behältnis. Das Denken braucht Worte. B. M. kann sich nicht erinnern, mal nichts gedacht zu haben. Dabei muss es diesen Zeitpunkt gegeben haben, bevor er Sprechen lernte. Oder gibt es ein wortloses Denken – und er hat es nur verlernt?
Anders in der Malerei und Plastik: Farben und Formen tragen nicht per se Inhalte. Man kann einfach drauflos malen oder modellieren. Also, wenn man loslassen kann, sich einfach hingibt… ähnlich wie bei gutem Sex. B. M. blickt zur Staffelei, auf der seit Monaten ein unfertiges Bild steht. Worauf wartet er? Dass sich das Bild von alleine malt? … Später – das Bild läuft ihm nicht davon. Er will einen Blogbeitrag schreiben. Jeden Samstag und Sonntag schreibt er irgendwas für sein Blog. Nur im Urlaub weicht er von dieser Gewohnheit ab.
Der Vormittag schreitet voran. Er öffnet schon mal Word. Er antwortet auf ein paar Kommentare zu seinen letzten Blogeinträgen. Er füllt sein Glas nach. Er geht von Zimmer zu Zimmer. Er räumt das abgewaschene Geschirr von der Spüle ins Regal. Er hört die Kirchenglocken läuten. Er setzt sich und beginnt zu schreiben: „Ein ruhiger Sonntagmorgen im Single-Leben des B. M., vom Glockengeläut der nahen Kirche abgesehen…“
Gut. Feiner Rahmen! Ein Sonntagstext.
Gruß von Sonja
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danke sonja, dein kommentar hilft mir über die nächsten minuten…
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Wein mit Cola? Das möchte ich mir nicht vorstellen, geschweige denn probieren.
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2/3 – 1/3 ist ok. Ich mach es aber eher andersrum und eigentlich nicht mit Weisswein, den dann eher mit Zitrolimo.
Der Beitrag an sich gefällt mir!
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der beitrag an sich gefällt dir…
das ist… also, mir fehlen die worte – gleich noch mal mein glas nachfüllen.
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🍷🍷
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Ich meinte das echt so. Hoffe, das kam nicht blöd rüber
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keine sorge. ich bin abgehärtet.
was gefällt dir denn am text?
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Der Kreis -Anfang = Ende. Und die Befindlichkeit gut rübergebracht (Einsamkeit/Traurigkeit)
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Anfang ist nicht ganz gleich Ende. Das war der Dreh.
Als ich anfing zu schreiben, wusste ich nicht, worauf der Text hinaus läuft. Satz für Satz entwickelte er sich und fand sein Ende – überraschend für mich selbst.
Schrieb ich das? Oder wurde ich geschrieben? Die Hand, die sich selbst zeichnet… aber nicht genau – die fraktale Natur/Struktur des Wesens Welt.
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man nannte das früher cola-weiss oder korea bei cola mit rotwein.
nichts für feine damen – das ist mir klar.
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Korea trinke ich oft, wenn ich einen Rotwein habe, der mir nicht schmeckt und den ich mangels Rezept nicht verkochen kann
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den letzten korea trank ich vor schätzungsweise 40 jahren. rotwein auch lieber pur – für gemütliche stunden. oder wegschütten, wenn er mir zu sauer ist.
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Feine Dame…haha…nee, es liegt einfach an meinen Geschmacksnerven, die das boykottieren würden.
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also eher die feinen geschmacksnerven.
du weißt aber gar nicht, wie`s schmeckt, wenn du es noch nie probiertest.
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Das ist richtig, aber da ich keine Cola trinke (die ich probiert habe), kann es für mich nur schlecht sein. In Österreich ist diese Kombi meines Wissens beliebt.
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Die Ösis mal wieder – von denen habe ich’s aber nicht.
Jedenfalls besser als Cola-Bier, das du sicher auch nicht trinkst, ebenso wie Havana (Cola und Rum) oder Long Island Icetea.
Ich wünsche dir einen guten Start in die Woche!
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Ich mag generell nichts Gemischtes. Und auch keine süßen Getränke. Danke, den Montag haben wir schon geschafft.
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also trinkst du nur trockene weine, bier und wasser.
ich würde gern die zeit ein paar stunden vordrehen. ich habe gerade so gar keine lust…
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So ungefähr. Manchmal ist auch ein Klarer dabei. Ich teile deine Unlust.
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einer der nachteile von homeoffice: man hat niemanden, der einen zwischendurch unterhält oder motiviert, – niemanden, den man ärgern kann. es ist öde.
ich arbeite mich von fall zu fall zu fall… stundenlang und im hintergrund läuft der fernseher, um wenigstens ein paar stimmen zu hören und etwas ablenkung zu haben.
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Du hast wenigstens keine nervigen Kunden am Telefon, über die du dich aufregen musst…
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stimmt, ich langweile mich mit endlos vielen daten zu tumorerkrankungen durch den tag.
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Mmmh. Ich überlege gerade, ob mein Denken wirklich Worte braucht … Nein, ich kann auch in Bildern denken, behaupte ich mal einfach so. Jawohl. Ist so.
Was mir an deinen obigen Zeilen gefällt, ist der endlose Kreislauf. B.M. ist gefangen im Hamsterrad seines Lebens. So wie wir alle. Irgendwie.
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die bilder im kopf ordne ich mehr dem träumen, der assoziation und dem einbildungs-/vorstellungsvermögen zu.
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… und vielleicht hast du damit auch Recht. Wer weiß.
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bilder begleiten das denken oder werden durch gedanken hervorgerufen.
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Ja. Aber sind nicht manchmal auch erst die Bilder da, die die Gedanken auslösen? Gerade bei sehr visuell orientierten Menschen?
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aber ja. ich schaue mir was an und denke darüber nach.
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Genau.
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passiert ständig.
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Mir schon, ja. Tendenziell sind Menschen eben doch primär „Augentiere“…
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Ach, und guten Morgen nach Berlin.
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guten morgen auch.
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Interessant, dass du vorab in Word schreibst. Sollte ich vielleicht auch tun, falls hier mal alles abgeschaltet wird.
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ja, es hat seine vorteile.
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Hallo Bonanza! Mittagspause!
Homeoffice … jetzt könntest Du doch etwas an Deinem Bild arbeiten?
LG
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Soll das ein Witz sein?
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Nein.
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Ich wollte Dich nur etwas aufmuntern. Ist mir offenbar nicht gelungen.
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Dann doch besser mit einem Witz.
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Dazu bist Du zu anspruchsvoll. Wenn ich hier einen Witz mitbrächte, bekäme ich wieder Ärger mit Dir. Nee, lass mal. Ich hatte nur die letzten Einträge von Dir gelesen und das mit dem nicht fertig werdenden Bild. Und HO. Im Übrigen ist der Eintrag schön geschrieben.
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Danke, etwas Lob/Anerkennung tut immer gut.
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Gern. Lese gerade Deinen Eintrag „Vorerst Homeoffice“ ein zweites Mal. Und natürlich die Kommentare. Warum gibt es denn keine neuen Gedichte von Dir?
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Gedichte schüttel ich nicht so einfach aus dem Ärmel.
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Ich auch nicht. Ich schreibe sie, wenn mein Gemüt es zulässt, und dann mit viel Empathie.
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vielleicht liegt das mit dem weniger gedichte schreiben an der natur der blogs. gedichte finden nach meiner beobachtung nicht gerade viel beachtung/publikum in der blogwelt.
stärker motiviert war ich damals zu leselupe-zeiten.
wenn du auf meinen prosagedichte-blog gehst, findest du jede menge gedichte. und auch die neuesten. es ist also nicht so, dass ich gar keine mehr schreibe.
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Ich war dort und habe viel gelesen.
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… was man sich nicht alles antut.
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Apropos: Ich freue mich auch über Kommentare auf „Prosagedichte“.
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Ein schöner Text. Denken braucht keine Worte, es können auch Bilder sein, nur Gefühle sollten es nicht sein.
Ich wünsche Dir noch eine schöne Woche.
Viele liebe Grüße
Wolfgang
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Bilder begleiten das Denken. Aber nur in Bildern denken? Sollte man das dann noch Denken nennen?
Bei Tieren stelle ich mir das so vor, dass sie im weitesten Sinne über Bilder und Gerüche denken, und auch über Emotionen.
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Manchmal sehe ich nur Bilder, ähnlich wie beim Lesen eines Buches (Roman). Aber meist, handelt es sich dabei dann um Tagträumerei. Fällt das auch unter Denken?
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Unter dem Denken stelle ich mir allgemein einen bewusteren Vorgang vor. Wobei die Grenzen nicht fest sind…
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