Schlagartig wurde mir bewusst, dass ich absolut lern-resistent bin. Nichts lernte ich aus meinen Verfehlungen im Leben! Diese Erkenntnis kam über mich wie eine Eingebung. Ich empfand Scham. Wieso war ich solch ein Arschloch geworden? Ich konnte doch sehr gut zwischen Gut und Böse unterscheiden. War es ein Fehler gewesen, aus der Kirche auszutreten? Warum ignorierte ich all jene, die mich auf den Pfad der Tugend führen wollten? Meine Eltern bemühten sich redlich. Und auch die Lehrer in meiner Schulzeit – alle meinten es doch gut mit mir?!
Ich bin ein Versager. Ich dachte immer nur an mich. Und das fatale dabei: Niemals werde ich mich ändern. Niemals werde ich auf den Pfad der Rechtschaffenheit zurückfinden.
Ich mache mir einen Gin-Tonic und öffne die Nachrichten-App meines Computers. Immer und überall derselbe Scheiß. Die ganze Menschheit scheint ziemlich lern-resistent zu sein. Soll ich mich nun besser fühlen?
Früher dachte ich auch, dass jemand ein Versager ist, der pleite macht, sich scheiden lässt und alles mögliche andere verbockt, ein Versager ist. Bis ich dann selber usw. Kann also so schlimm nicht sein.
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stimmt – für versager haben wir uns ganz gut gehalten… wahrscheinlich glück gehabt.
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Hallo Bo.,
mein Trainer sagt immer „Jeder geht seinen Weg“ wenn ich mich mit ihm über Lebensfragen unterhalten will.
Auch er ging seinen Weg und solange ich ihn kenne, hat er auch einiges, was er anpackte, in den Sand gesetzt. Und ich habe auch schon so einige Kreise gedreht 😉 .
Der Mensch muss vielleicht Umwege gehen um sich auf seinem Weg selbst zu erkennen, zu begreifen und so Lebenserfahrungen zusammen zu tragen. Nur das macht eine Entwicklung möglich..Sie findet jedoch nur statt, wenn der Mensch auf dem Weg erkennt, was in/an seinem Wesen die Entwicklung hemmt oder voran bringt oder sein Leben sogar stagnieren lassen kann.
Als junger Mensch(skind) stürmen Eindrücke auf einen ein, die man weder begreifen noch verarbeiten kann. Je nach dem, wie der einzelne gestrickt ist, nimmt er von jedem Eindrück viel oder wenig auf. Dazu kommt noch das Bedürfnis an Zuwendung.. die man als Kind unbedingt braucht. Aber oftmals litten auch schon die Eltern als Kind unter mangelnder Zuwendung. So was kann sich in bestimmten Familien potenzieren, weil ja oft Menschen mit ähnlichen Bedürfnissen zusammen kommen.
Bei dir sehe ich weder ein Unvermögen etwas für Leben dazu zu lernen noch das du Lern-resistent bist, nein. Das hat in meinen Augen was mit dem Urvertrauen (damit kommt ein Menschenkind auf die Welt) zu tun, das durch einem Umstand in deinem kindlichen Leben erschüttert wurde. Als Reaktion darauf traust du nur dir selbst über den Weg und daher haben Ratschläge der anderen für dich keine Bedeutung oder finden keinen Zugang zu dir.. Verfehlungen sind ja so was wie Umwege und wenn du nicht aus ihnen gelernt hast, dann hast du vielleicht nicht erkannt, um welche „Lehre“ es dabei ging.
Ich erkläre mir das Urvertrauen so.. Der Vater wirft ein Baby in die Luft und es quietscht dabei aus Vergnügen. Das Baby vertraut darauf, dass der Vater das Kind wieder auffängt. Es würde nicht befürchten, das der Vater sein Kind dabei fallen lässt, so weit kann das Baby ja auch noch gar nicht denken. Passiert es doch und der Vater vergreift sich und das Kind fällt zu Boden, ist das Urvertrauen des Kindes erschüttert. Auch wenn das Kind sich nicht dagegen wehrt, wenn der Vater mit ihm den selben Spaß machen will. Aber im inneren ist das Kind angespannt. Als Reaktion darauf wird das Kind in seinem Erwachsenen Leben alles unter Kontrolle haben wollen. Ähnliche Auswirkungen von Verlust des Urvertrauens lassen sich auch auf vieles andere übertragen, was ein Kind für seine Jahre bis zum Erwachsen werden von seinen Eltern an Zuwendung benötigt. essen, trinken, Wärme und und und.
LG Ostseemaus
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ja, alles nicht so einfach – wie meine kollegin zu sagen pflegt. das leben ist vielschichtig und kann so launisch wie das wetter sein.
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